26.12.2020
Team

„Jede Minute Bundesliga ist ein Geschenk“

Erik Durm ist in der zehnten Podcast-Folge zu Gast und gewährt tiefe Einblicke in sein Seelenleben. Teil eins des Interviews.

Wir haben das Podcast-Interview mit dem Außenverteidiger aufgeteilt. In Teil eins geht es um seine schwierige sportliche Zeit in diesem Jahr, den Tod seines Beraters, den Rückhalt seiner Familie, seinen ersten Verein in Rheinland-Pfalz, die Eagles11, Tage in Handballhallen und Nächte in Billardcafés. Teil zwei erscheint am 27. Dezember. Darin spricht Erik über seine Spielerkarriere von Saarbrücken über Mainz, Dortmund und Huddersfield bis hin zur Eintracht, seine besondere Beziehung zu Jürgen Klopp, Schwierigkeiten in der Premier League und seinen größten Titel: Weltmeister 2014.

Erik, wir beginnen den Podcast wie gewohnt mit der Frage des vergangenen Gastes. Unsere Stürmerin Laura Freigang möchte von dir wissen, wie es dir in der Zeit ergangen ist, als du gar nicht gespielt hast, wie du damit umgegangen bist und wie du es geschafft hast, jetzt wieder auf dem Platz zu stehen und Topleistungen zu bringen. Laura empfindet es immer als schwierige Situation, wenn man mal nicht spielt, bei sich zu bleiben und zu wissen welche Qualitäten man hat.
Das war definitiv eine sehr schwere Phase. Aber das war nicht das erste Mal. In Dortmund war es bisschen anders, weil verletzungsbedingt. Aber doch wieder ähnlich, weil es darum geht, das man als Fußballer immer auf dem Platz stehen möchte. Natürlich bist du extrem enttäuscht und auch teilweise traurig, wenn du nicht mitwirken darfst. Das war hier kürzlich der Fall, ich war teilweise nicht mal im Kader. Trotzdem bin ich sehr, sehr froh und das betone ich auch immer wieder gerne, dass ich eine super Familie zu Hause habe, einen wunderbaren Freundeskreis, der mich immer unterstützt. Das waren meine Säulen, die mir viel Kraft gegeben haben. Aufgeben ist so oder so nie eine Option. Aber ich kenne das. Überall, wo ich war, waren Topspieler vor mir und ich musste ein bisschen mehr geben als andere. Von der Jugend auf, das hat mich geprägt. Ich probiere, in jedem Training 100 Prozent zu geben und so mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen, um abends in den Spiegel zu schauen und zufrieden sein kann. Dann bin ich aber letztendlich nicht der, der entscheidet, ob ich spiele. Gott sei Dank darf ich gerade wieder mehr spielen. Dafür spielt man Fußball.

Wenn man trainiert, weiß man, was man kann. Gibt es Mechanismen, auf die man zurückgreifen kann in seinem beruflichen Alltag?
Wichtig ist, dass man sich auf das konzentriert, was einen persönlich stark macht. Das ist bei mir vielleicht nicht das Kopfballspiel, ich konzentriere mich eher auf meine läuferischen Fähigkeiten und versuche mich in allen Bereichen zu verbessern. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben. Jeden Tag, und den Kopf nicht hängen lassen.

Dann kommt das Abschlusstraining, der Kader wird bekannt gegeben und man ist nicht dabei. Die Enttäuschung ist groß, du gehst nach Hause und machst was?
Ich bin froh, dass ich meine Familie, meine Frau und meine Kleine habe. Sie ist jetzt 17 Monate alt und ihr ist ziemlich wurscht, ob Papa spielt oder nicht, weil sie es nicht versteht. Sie freut sich einfach, wenn Papa heimkommt, nimmt mich in dem Arm gibt mir einen Kuss. Das gibt einem unheimlich viel Kraft, das kann dir sonst keiner geben. Das hat es mir einfacher gemacht über die Zeit wegzukommen, weil ich gesehen habe: hier ist jemand, der mich braucht, dem es in dem Moment auch egal ist, einfach froh ist, dass der Papa da ist und das zeigt einem einfach, dass die Familie immer an erster Stelle steht. Egal, wie wichtig mir der Fußball ist - und der ist mir sehr, sehr wichtig. Jetzt läuft es gerade in der Familie und beim Fußball super. Das freut mich natürlich sehr.

Nach langer Durststrecke in den vergangenen Spielen gesetzt: Erik Durm.

In der Coronazeit ist das gebraucht werden von deiner Tochter vielleicht noch intensiver, oder?
Meine Kleine hat vielleicht sogar ein bisschen profitiert von dieser schwierigen Zeit, weil ich öfter zu Hause war. Ich konnte viel mit ihr spielen, konnte mit ihr Bücher lesen, ihr versuchen verschiedene Sachen beizubringen, einfach für sie da sein und Abwechslung hereinbringen. Das hat uns gutgetan – auch wenn die Zeit insgesamt natürlich sehr schwer ist für alle.

Bei dir kam in diesem Jahr noch hinzu, dass dein Berater verstorben ist. Er war für dich mehr als ein Geschäftspartner.
Das hat mir gezeigt, dass es Dinge gibt im Leben, die viel mehr ins Gewicht fallen als nicht zum Spieltagskader zu gehören. Er war nicht mein Berater, er war mein bester Freund. Es fällt mir ein bisschen schwer, darüber zu reden. Wir waren öfters im Urlaub, ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Familie, wir haben täglich zwei- bis dreimal telefoniert, immer wieder viel gelacht. Es gibt keinen Menschen, der so gut drauf war wie er. Es war dadurch ein sehr hartes Jahr für mich.

Das müssen wir nicht weiter vertiefen. Nach dem du solange nicht gespielt hattest, bist du jetzt sozusagen wieder auf der Sonnenseite des Profigeschäfts. Wie geht es dir jetzt?
Gut! Beim Fußball geht es darum, immer wieder Leistung zu bringen, aber auch um den Spaß. Und der Spaß ist einfach, wenn du auf dem Platz stehst, wenn du unter der Woche Gas gibst und dann auch samstags oder sonntags mit den Jungs auf dem Platz stehst und das machst, wofür du angefangen hast Fußball zu spielen. Es ist einfach geil, jede Minute in der Bundesliga ist ein Geschenk, ein Privileg. Das sollte man nie vergessen.

Ich bin froh, dass ich […] meine Kleine habe. Sie ist jetzt 17 Monate alt und ihr ist ziemlich wurscht, ob Papa spielt oder nicht.

Erik Durm

Bist du aktuell komplett unbeschwert oder hast du immer im Kopf, dass es auch anders laufen kann?
Darüber denke ich jetzt nicht nach. Ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben, alles rauszuhauen und das zu genießen. Es ist wie bei allem im Leben: Es gibt nicht nur Sonnentage. Das habe ich auch in meiner Zeit beim BVB erlebt. Da war ich öfter verletzt, du bist in der Reha, das macht natürlich keinem Spaß. Ich habe es leider erlebt nach zwei Knie- und einer Hüft-OP. Ich konnte die Massagebänke nicht mehr sehen.

Gehen wir mal zurück auf den Anfang und nehmen dazu ein paar Fragen aus unserer Social-Media-Rubrik Eagles11. Was war dein erstes Trikot, das du besessen hast?
Ich weiß nicht, ob ich mir damit Freunde mache. Es war ein Bayern-Trikot. Ich wollte eigentlich erst ein FCK-Trikot sagen, weil ich aus der Region komme und dort gibt es nur diesen einen Verein. Zu der Zeit hatte ich noch nicht wirklich einen freien Willen zu sagen, dass ich ein Bayern-Trikot haben möchte. Ich war nie wirklich Bayern-Sympathisant. Das Trikot kam von meiner Patentante und ich war zweieinhalb Jahre alt.

War auf dem Trikot ein Name drauf?
Das weiß ich gar nicht.

Dein erstes bewusstes Trikot war dann vom FCK? 
Ja, mit Ciriaco Sforza drauf. Ich komme aus einer Gegend, wo es nicht viele Verein gibt. 1. FC Saarbücken, den FCK und im weitesten Sinn 130 Kilometer entfernt Mainz 05. Ich habe in Saarbrücken gespielt und war bis zu meinem zwölften Lebensjahr FCK-Fan. 

Über die Heimat reden wir nachher noch. Wer ist dein sportliches Vorbild?
Mein sportliches Vorbild war Luis Figo. Das war mein erstes Trikot von einer internationalen Topmannschaft, das ich mir gewünscht habe. Das habe ich im Urlaub auf Kreta geschenkt bekommen, da ist mein Papa extra nach Heraklion gefahren und hat das Trikot gekauft. Figo hat damals bei Real Madrid gespielt und war mein Idol. Er hat super gespielt, die Technik war einfach überragend, zu ihm habe ich aufgeschaut.

Ein echter Pfälzer und früher FCK-Fan: Erik Durm.

Wer ist aktuell der beste Spieler der Welt auf deiner Position? Dazu müssen wir zunächst deine Position erklären.
(Lacht) Die weiß ich selber nicht genau. Ich habe schon auf so viel verschiedenen Positionen gespielt. Ich sehe mich hinten rechts oder links. Ich habe 40 Prozent meiner Partien rechts und 60 Prozent links gespielt. Rechts würde ich Trent Alexander-Arnold nennen, links seinen Liverpooler Teamkollegen Andy Robertson. Ich habe beide kürzlich gegen Tottenham gesehen. Was da für eine Qualität drinnen ist, wie sie läuferisch in Form sind, wie präzise die Flanken kommen, wie technisch hochversiert sie sind. Sie haben absolutes Topniveau.

Da merkt man deine Vergangenheit in der Premiere League.
Ja, gegen die Jungs durfte ich auch spielen. Das war mit Huddersfield nicht so erfolgreich. Aber es war natürlich dennoch eine schöne Erfahrung, an der Anfield Road zu spielen.

Vor der Premiere League warst du bei Borussia Dortmund. Beim BVB hast du auch dein Bundesligadebüt gegeben. Wie sind deine Erinnerungen daran?
Sehr schön! Wir haben 4:0 gegen Augsburg gewonnen. Ich bin, glaube ich, nach dem 4:0 reingekommen, kurz vor Schluss, unter Jürgen Klopp. Ich habe einen Ball gehabt und den habe ich irgendwann weggeschossen, da hatte ich dann drei Wochen eine Fehlpassquote von 100 Prozent im BVB-Magazin stehen. Das war nicht so schön. Sonst aber durchweg positiv, meine Eltern waren auch dabei.

BVB-Siegerjubel nach seinem Bundesliga-Debüt: Erik Durm (2.v.r.) im August 2013.

Du hast mittlerweile schon viele Spiele gemacht. Wer war bisher dein härtester Gegenspieler?
Das ist eine gute Frage. Angel di Maria. Wir haben zwei Mal gegen Real Madrid gespielt, insbesondere im Hinspiel war er sehr gut. Beim Abschiedsspiel von Miroslav Kose haben wir in Argentinien gespielt, er hat alle Tore vorgelegt bei unserer 2:4-Niederlage. Er hat nicht ganz so schlecht gespielt, würde ich sagen (lacht).

Was ist dein Lieblingssport nach dem Fußball?
Definitiv Tennis. Dazu Handball. Mein Papa war früher Handballer, ich habe früher viel Zeit in der Halle verbracht. Wenn auch mehr mit schießen als werfen. Tennis ist ein sehr eleganter Sport, Roger Federer und Rafael Nadal gucke ich sehr gerne zu. Beim Handball schaue ich mir die großen Turniere an. 

Gab es da keine Chance, dass du Handballer wirst oder hätte es Papa gerne gehabt?
Ja, Papa hätte es schon gerne gehabt, auch wenn er selbst gerne Fußballer geworden wäre. Er hatte aber zu dem Zeitpunkt nicht wirklich genug Geld für Fußballschuhe. Dagegen konnte er die Straßenschuhe auch in der Halle tragen. Papa hat mich schon zwei, drei Mal zum Handball gefahren, hat dann aber schnell gemerkt, dass es nichts für mich ist. Ich habe nur geweint und auf dem Boden gesessen. Mama hat mich dann zum Fußball gefahren. Es war von Tag eins klar, dass Fußball meine Leidenschaft ist. Ich wollte nie wieder weg.

In welcher Musikgruppe wärst du am besten aufgehoben?
In gar keiner, weil ich nicht singen kann. Meine Ex-Teamkollegen würden jetzt vielleicht wieder Witze machen und die Backstreet Boys nennen, weil ich mir mal die Haare blondgefärbt hatte. Pierre-Emerick Aubameyang hat damals ein Video auf Instagram hochgeladen, in dem die Backstreet Boys im Hintergrund laufen und er sich lustig über meine Haare gemacht hat.

Wer war der Held deiner Kindheit?
Gregor von den Kickers. Mama musste es mir immer aufnehmen, weil es meistens parallel zu meinem Training gelaufen ist. Das war der Held, der Sachen gemacht hat, die du dann auch nachmachen wolltest. Natürlich hat nicht alles geklappt. Gefühlt eine halbe Minute in der Luft liegen bei einem Fallrückzieher, das klappt nicht. Das war einfach die Serie zu unserer Kindheit.

Was ist dein Lieblingsreiseziel?
Mit der Kleinen eher Mallorca, weil es nah ist und auch deutsche Ärzte da sind, was für mich zurzeit sehr wichtig ist, gerade mit einer Familie. Ansonsten, wenn die Kleine größer ist, Thailand.

Was ist dein größtes Talent abseits vom Fußball?
Sportlich bin ich ganz gut im Billard, das habe ich früher hoch und runter gespielt. Jede freie Minute haben wir in einem Billardcafé verbracht. Da ging es meistens um kleine Geldbeträge. Ich war früher schon so ein kleiner Fuchser und wollte den Euro nicht verlieren, da ging es für mich immer um alles. Wir haben gefühlt Tage, auch Nächte dort verbracht. Charakterlich und persönlich möchte ich nichts dazu sagen, das sollen andere beurteilen.

Früher haben wir jede freie Minute im Billardcafé verbracht.

Erik Durm

Dein Lieblingsort in Frankfurt?
Für mich ist es der Main. Ich mag es, am Fluss entlang zu laufen, ein bisschen Natur zu sehen und mit der Familie die Zeit zu genießen.

Du hast vorhin schon nett über deine Heimat gesprochen, Pirmasens in Rheinland-Pfalz. Das Saarland und Frankreich sind nicht weit. Gibt es so eine Nähe zu Frankreich, wie sie Kevin Trapp hat?
Nein, nicht wirklich. Ich kann auch nur ganz gebrochen Französisch. Wir hatten es in der Schule, aber wir mussten es nicht wirklich lernen. Nur zum Abitur musste man nochmal ein Crash-Kurs machen. Es ist wenig hängen geblieben. Ich wohne eigentlich nur sieben, acht Kilometer von der Grenze entfernt. Aber eine wirkliche Verbindung hat nie geherrscht.

Aber du könntest dich mit Kevin im Dialekt unterhalten?
Im Dialekt auf jeden Fall, obwohl Saarländisch ein bisschen anders ist. Ich kenne das aus Saarbrücken, wo ich gespielt habe. Wenn ich zu Hause bin in der Pfalz und dann während meiner Zeit in Saarbrücken saarländisch geredet habe, habe ich schon mal einen draufbekommen. Denn zwischen beiden Bundesländern herrscht eine kleine Rivalität.

Gib uns mal eine kleine Kostprobe.
Im Saarland ist mir aufgefallen, dass man nicht sagt „kommst du zu mir“, sondern „kommst du bei mich“. Teilweise habe ich das in der Pfalz zu meinen Kollegen gesagt und dann habe ich manchmal einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf bekommen mit dem Zusatz, in der Pfalz auch bitte pfälzisch zu reden. Da war aber natürlich eine große Portion Spaß dabei.

Dein erster Verein war die SG Rieschweiler. Hast du noch Kontakt dorthin?
Ich schaue ab und zu vorbei, mein Papa auch. Zumindest vor der Pandemie. Mein Papa spielt jeden Mittwoch Karten im Sportheim. Ich habe immer mal wieder versucht, zu den Spielen zu gehen und schaue nach den Ergebnissen in der Verbandsliga. Für so ein kleines Dorf mit 1.800 Einwohnern gar nicht so schlecht, nur eine Klasse unter der Oberliga zu spielen. Natürlich verfolge ich das, genauso wie sie natürlich mich verfolgen und auch stolz sind. Im Sportheim hängen Bilder von mir und ich hatte mein Weltmeisterempfang dort.

Weltmeister 2014: Erik Durm (r.).

Das kann man auf YouTube sehen, mit großer Bühne und so. Die sind schon stolz auf dich.
Ich habe mich gefreut, der ganze Ort war da und ich kannte jeden. Das war damals ein Riesending für mich. Trotzdem bin ich nicht der Typ, der gerne im Rampenlicht steht. Ich habe mich natürlich gefreut, dass so viele da waren, ich habe das auch genossen. Aber ich war dann nach drei Stunden auch froh, als das vorbei war, als ich die Autogramme geben durfte und dann nicht mehr vom Radio interviewt worden bin. Ich war klatschnass geschwitzt.

Es war dann auch nachzulesen, dass es durch dich in dem Verein ganz viele Neuanmeldungen gab. Die Vorstellung, dass einer, der mit deiner Sogwirkung zum Fußball gezogen wurde, irgendwann mal ein ganz Guter werden könnte, ist doch ein ganz gutes Gefühl?
Ja, definitiv. Aber wie gesagt, mir ist das eher unangenehm. Unangenehm ist vielleicht das falsche Wort. Als ich damals dann ins Dorf gefahren bin und dort die Plakate gesehen habe, wo mein Bild drauf war und mir zum Weltmeistertitel gratuliert wurde, war mir das unangenehm, weil ich eher schüchtern bin. Außer ich kenne jemanden, dann bin ich auch eher verrückt, mache auch mal Quatsch und mal einen Witz. Wenn ich aber jemand nicht kenne, ist es mir teilweise eher unangenehm. Es gab auch viele positive Erinnerungen, zum Beispiel Kindergartengruppen, die an meinem Haus vorbeigelaufen sind und im Hof gesungen haben. Das war schon schön.

Der ganze Ort war da und ich kannte jeden. Das war damals ein Riesending für mich.

Erik Durm

Du bist beziehungsweise warst nicht die ganze Zeit in deinem Heimatort, deine Eltern schon. Deshalb gab es für sie wahrscheinlich mehr Rummel?
Ja, definitiv. Meine Mama hat mich mal zwei Wochen nach der WM angerufen, als ich mit meinem besten Freund in der Stadt war, und mir gesagt, dass 20 Kinder im Hof stehen und fragen, wo ich sei. Die Kinder kamen alle aus meinem Dorf, wo ich die meisten Eltern kenne. Ich bin dann heimgefahren und habe Autogramme gegeben. Das ist schon ein sehr schönes Gefühl, auch für meine Eltern. In der Zeit ging es dann schon extrem hoch, es wurde an der Tür geklingelt und Fanpost nach Hause geschickt. Das alles sind Sachen, die sich verändert haben, im positiven Sinne.

Du bist jetzt eineinhalb Jahre hier, du hattest Höhen und Tiefen. Was waren deine drei Eintracht-Momente bisher?
Nicht so einfach. Das erste Heimspiel, einfach die Atmosphäre. Das erste Europa League-Spiel war noch geiler. Für mich persönlich muss ich ganz klar sagen, weil ich nach so langer Zeit wieder auf dem Rasen gestanden bin. Mit Zuschauern wäre das schöner gewesen, klar. Zusammengefasst würde ich sagen: das erste Heimspiel vor den Fans, das erste Europa League-Spiel vor den Fans und kürzlich mein erstes Spiel nach langer Zeit.

Bundesliga-Debüt für die Eintracht in gold: Erik Durm im August 2019 in Leipzig.

Es sind jetzt paar Spiele geworden, sechs Spiele am Stück. Nun ist Weihnachten. Wie feierst du dieses Jahr?
Nur im engsten Kreis, also mit meiner Familie. Die heutige Zeit gibt einfach nicht viel mehr her, man muss einfach vorsichtig sein und hoffentlich werden wir noch paar Weihnachten zusammen haben. Zudem hat meine Mutter an Heiligabend Geburtstag.

Deine Frau kommt aus Dänemark, aber, wenn ich deinen Familiensinn so mitbekomme, ist sie voll integriert, oder?
Ja, definitiv. Sie kann schon gut Deutsch, sie versteht 90 Prozent würde ich sagen. Sprechen ist nicht so einfach, aber sie macht es ganz gut. Das macht es meiner Mama auch einfacher. Papa spricht gut Englisch, Mama schämt sich ein bisschen dabei. Aber weil meine Frau jetzt schon ganz gut Deutsch spricht, ist sie voll involviert. Sie mag es auch sehr bei uns im Dorf und kann sich vorstellen, irgendwann dort zu wohnen. Für mich ist mein Dorf die erste Anlaufstelle.

Meine Kleine wächst viersprachig auf: Deutsch, Dänisch, Englisch und Pfälzisch.

Erik Durm

Wie ist dein Dänisch?
Ganz schlecht. Ich versuche ‚Ich liebe dich‘ oder paar Begriffe, die man können muss. Aber es ist schwierig.

Die Kleine wächst zweisprachig auf?
Ja, fast viersprachig (lacht). Von meinen Eltern Pfälzisch, von mir Deutsch, von meiner Frau Dänisch, von uns beiden eine Mischung aus Deutsch und Englisch.

Nimmt sich rund eine Stunde Zeit für unseren Podcast: Erik Durm.

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Folge 10: Erik Durm