10.10.2020
Team

Original Hrustic

Als Kind eiferte er David Beckham nach, was heute nicht mehr in jeder Hinsicht gilt. Ajdin Hrustic hat feste eigene Vorstellungen, die er nun in Frankfurt verwirklichen möchte.

Ajdin Hrustic wurde als Sohn einer rumänischen Mutter und eines bosnischen Vaters in Melbourne geboren. Nur 35 Kilometer vom Melbourner Stadtzentrum wuchs er in Dandenong auf und begann dort mit dem Fußballspielen. Bei einem Turnier in England entdeckt, siedelte Familie Hrustic 2010 auf die Insel über, um die fußballerische Entwicklung des begnadeten Dribblers zu voranzutreiben. Hrustic kam bei Nottingham Forest unter, wo sich vormalige Versprechungen des Vereins aber schnell als übertrieben erwiesen.

Weshalb Hrustic 2011 als 15-Jähriger bei Austria Wien sein Glück suchte, Kontakte des Vaters hatten den Wechsel unter anderem ermöglicht. Doch auch in der Mozartstadt hielt sich die Unterstützung in Grenzen, eine Wohnung musste der Teenager selbst finanzieren und kam bei einer befreundeten Familie unter. Über mehrere Probetrainings in Deutschland landete er schließlich im Nachwuchs des FC Schake 04, wo er auch neben dem Platz die erhoffte Förderung erhielt. „Der Verein hat der Familie eine Wohnung besorgt, seine Mutter hat dort Arbeit gefunden“, erklärte sein Wiener Jugendtrainer Ante Gale vor einigen Jahren im Interview mit Goal und Spox.

Schulfreund und Nachhilfelehrer

In der Knappenschmiede lernte Hrustic Leroy Sané kennen und auch sportlich lief es immer besser. Mit dem Nationalspieler lief er gemeinsam für die U17 auf, es entstand eine enge Freundschaft. Beide gingen auf die gleiche Schule und sie „verbrachten den ganzen Tag miteinander“, wie er später beschrieb. Schnell war klar, dass die beiden sich auch sprachlich unterstützen wollten: „Sein Englisch war nicht so gut, mein Deutsch auch nicht. Deshalb sagte ich, es wäre wichtig, dass er auch mal nach England gehen soll. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und die Sprache beigebacht. Wir haben englische Lieder gehört und heute noch regelmäßig Kontakt“, verriet Hrustic bei seiner Vorstellung im Deutsche Bank Park.

Sportlich trennten sich die Wege der Kumpels im Profibereich. Während Sané bei den Königsblauen der Durchbruch zu den Profis gelang, ging es für Hrustic ab 2014 beim FC Groningen in den Niederlanden weiter, wo er am 1. April 2017 sein Debüt in der Eredivisie feierte. Die Entwicklung ging weiter steil nach oben und so stand der schussgewaltige Linksfuß vor dem Abbruch der vergangenen Saison in 25 von 26 möglichen Spielen auf dem Platz, ihm gelangen je drei Tore und Vorlagen. Neben großem Zug zum Tor zeichnen Hrustic auch gefährliche Standardsituationen aus. Auf internationaler Ebene kam der Rechtsaußen, der sich auch im offensiven Mittelfeld zurechtfindet. Vor dem Transfer sogar nochmal an der Seite von Arjen Robben, „im 4-1-4-1-System er auf Rechtsaußen, ich als halbrechter offensiver Mittelfeldspieler.“

Ajdin ist mit 24 Jahren längst nicht am Ende seiner Entwicklung.

Sportvorstand Fredi Bobic

In Zukunft werden sich die Wege der beiden Schulfreunde auch sportlich im Oberhaus wieder des Öfteren kreuzen, seitdem Ende September der Wechsel zur Eintracht feststand. Sportvorstand Fredi Bobic ist sich sicher, dass der dribbelstarke Mittelfeldakteur noch einiges erreichen kann: „Mit Ajdin Hrustic begrüßen wir einen variablen und zielstrebigen Mittelfeldspieler, der unsere Möglichkeiten auf den Außenbahnen und im Zentrum erweitert. Ajdin überzeugt seit drei Jahren mit konstanten Leistungen in der niederländischen Liga und ist mit 24 Jahren längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Wir sind überzeugt, dass Ajdin mit seiner internationalen Vita, Flexibilität und seinen technischen Fähigkeiten sehr gut zur Eintracht und nach Frankfurt passt und freuen uns, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.“

Burek und Zopf

Auch Hrustic freut sich über den Vertrag und blickt zuversichtlich auf die kommenden Jahre: „Die Fans, das Stadion und das ganze Umfeld gefallen mir sehr gut. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Eintracht Frankfurt ist der Verein, bei dem ich gerne sein möchte. Wenn man auf meine Profistationen schaut, ist das jetzt erst mein zweiter Verein. Ich möchte, dass es hier eine lange und erfolgreiche Geschichte wird.“ Cheftrainer Adi Hütter sieht den Neuzugang „zentral, also auf der Acht oder Zehn. Er könnte aber auch auf der Außenbahn aushelfen.“ Die vielen Bewerber auf seine Position sieht Hrustic sogar als Vorteil: „Konkurrenz hat man überall, denn es gibt immer über 20 Spieler, die in die erste Elf möchten. Ich mag das, denn es spornt mich an, noch härter zu trainieren“.

Auf dem Rücken wird der Linksfuß seine Lieblingsnummer sieben tragen, die er wegen David Beckham, seinem Idol aus der Kindheit, ausgewählt hat. Doch nicht nur die Nummer hat Hrustic früher vom Engländer abgekupfert: „Als David Beckham lange Haare hatte, habe ich meine auch wachsen lassen. Wenn er einen Zopf hatte, hatte ich auch einen“, verriet der Neuzugang bei seiner Ankunft im Gespräch mit EintrachtTV. Hinsichtlich des Kleidungsstils wiederum hört die Bewunderung von „Becks“ auf: „Mich wird man nicht in einem Anzug sehen.“ Der Adlerträger bevorzugt doch eher das sportliche Outfit. Wenn der australische Nationalspieler mal nicht auf dem Fußballplatz steht, spielt er auch gerne Tennis und Tischtennis oder freut sich über sein Lieblingsessen, den Burek, ein traditionelles, hausgemachtes Essen aus Bosnien und Herzegowina, „das meine Mutter am besten kochen kann.“ Vor allem aber möchte Hrustic dem Spiel der Eintracht die richtige Würze verleihen.