27.10.2021
Bundesliga

Mit geschärften Sinnen

Die Ursachen für die wechselhaften Wochen sind angesprochen. Am Samstagabend sollen gegen Leipzig wieder Taten folgen.

Es kam in dieser Saison noch nicht häufig vor, dass Oliver Glasner bis zum nächsten Pflichtspiel fast eine ganze Trainingswoche Zeit hatte, um in nahezu kompletter Mannschaftsstärke arbeiten zu können. Vor der Partie gegen Leipzig ist genau das der Fall – und der Zeitpunkt könnte passender wohl kaum sein. Denn zuletzt zeigte sich die Eintracht schwankender als es allen Beteiligten lieb war.

Zwischen weitgehend überzeugenden, jeweils mit drei Punkten einhergehenden, Auftritten beim FC Bayern München und gegen Olympiacos FC folgten vor allem jeweils in der ersten Halbzeit fehlerhafte Darbietungen wie gegen Hertha BSC und zuletzt in Bochum. Gerade die vergangene Woche war eine der Extreme. „Gegen Piräus hat man unsere Spielidee sehen können. Umso enttäuschender ist es, dass wir es in Bochum nicht hinbekommen haben“, meinte Markus Krösche darauf bezogen. Gleichzeitig zeigte der Sportvorstand auf: „Wir nehmen das sehr ernst, sind uns der Situation bewusst und arbeiten daran, um es am Samstag vor unseren Fans wieder besser zu machen.“ Dann gegen Leipzig, vor möglicherweise so vielen Zuschauern wie seit Anfang 2020 nicht mehr.

Unabhängig vom Kaliber der jeweiligen Gegner sind Cheftrainer Glasner und Sebastian Rode einer Meinung, wenn sie vor allem eines einfordern: Konstanz. „Acht Punkte nach neun Spielen ist nicht das, was wir von uns erwarten“, brachte es Glasner am Sonntagabend auf den Punkt. Der Kapitän schloss sich dem an: „Wir müssen auch drei Tage nach einem vermeintlichen Highlight-Spiel die Leistung auf den Platz bekommen, damit wir insbesondere in der Liga unsere Punkte holen. Ich hoffe, dass jetzt jeder gemerkt hat, was in der Bundesliga abgeht und wie man hier Fußball spielen muss.“

Sebastian Rode geht voran, auch verbal.

Nach dem trainingsfreien Dienstag bietet sich den Adlerträgern täglich eine Einheit, um genau dafür die Grundlagen zu schaffen. Dazu ist durchaus das Zweikampfverhalten zu zählen, selbst wenn es an der Bereitschaft keineswegs mangelt. Ligaweit führen die Hessen mit im Schnitt 118 Zweikämpfen pro Spiel einerseits die meisten direkten Duelle. Andererseits ist die Quote von 46 Prozent relativ betrachtet die geringste im Oberhaus.

Das Zweikampfparadoxon

Es gehört nicht viel Vorstellungsvermögen dazu, dass derlei Attribute gegen die Sachsen umso mehr gefragt sein werden. Die Gäste entscheiden anteilsmäßig die meisten Zweikämpfe für sich, 53 Prozent überbieten allein die Bayern mit 55 Prozent. Dass die Eintracht in der Lage ist, Favoriten ein Bein zu stellen, bewies sie nicht erst beim bislang einzigen Bundesligasieg dieser Spielzeit in Fröttmaning, sondern zur Genüge just gegen den kommenden Kontrahenten.

Speziell im heimischen Deutsche Bank Park sah die Eintracht in den bisherigen Begegnungen immer gut aus. Die Gäste gewannen keines der bisherigen sechs Pflichtspiele in Frankfurt. Drei Niederlagen stehen drei Remis gegenüber. Bei keinem anderen Verein traten die Leipziger im Profifußball so oft an, ohne dabei ein einziges Mal gewinnen zu können.

Auch Leipzig mit zwei Gesichtern

Zwiegespalten gestaltet sich für die Verhältnisse des Champions-League-Teilnehmers trotz derzeit Rang sechs auch der bisherige Saisonverlauf. In den ersten vier Ligaspielen ging Leipzig drei Mal als Verlierer vom Platz. Nach fünf Spieltagen stand Leipzig mit vier Punkten gleichauf mit der Eintracht auf Platz zwölf. Mittlerweile haben sich die Sachsen gefangen. Aus den zurückliegenden vier Spielen sammelte Leipzig zehn von zwölf möglichen Zählern. Das sind mehr als jedes andere Team der Liga im selben Zeitraum. Dabei erzielten die Gäste am meisten Tore (14) und kassierten die wenigsten (zwei). Zu Hause gewann Leipzig vier der vergangenen fünf Bundesligaspiele allesamt und schoss in dieser Spielzeit bereits 18 Treffer in fünf Partien. Das ergibt einen Schnitt von 3,6 Toren pro Heimspiel. Auswärts hingegen ist Leipzig seit dem 4:1-Sieg beim späteren Absteiger SV Werder Bremen Mitte April dieses Jahres und damit seit saisonübergreifend sieben Erstligapartien sieglos. Zwei Niederlagen stehen fünf Remis gegenüber. Das ist laufender Vereinsnegativrekord im Oberhaus. Auch der 1:0-Sieg in der Zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals beim SV Babelsberg geriet keineswegs zum Zuckerschlecken.

Man kennt sich

Wie ungemütlich es im Herzen von Europa werden kann, musste im Februar 2020 auch Gäste-Coach Jesse Marsch erfahren, der seinerzeit in der UEFA Europa League mit Salzburg 1:4 unterlag. Der Wettbewerb wie die Kräfteverhältnisse lassen sich freilich nur bedingt vergleichen, auch hinsichtlich des Personals. Zumal beide Seiten offene Personalfragen zu beantworten haben. Aufseiten der Hausherren zogen sich in Bochum Goncalo Paciencia und Kristijan Jakic Verletzungen zu. Paciencia erwischte es am Oberschenkel, Jakic erlitt eine starke Prellung im Beckenbereich. Aber wie Glasner und Co. seit jeher predigen: Noch wichtiger als die Auf- ist die Einstellung. Die Sinne dafür sind in der Mainmetropole dieser Tage geschärfter denn je. Am Samstagabend soll der praktische Beweis erfolgen.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 30. Oktober, 18.30 Uhr, zehnter Spieltag, Bundesliga, 2021/22.
Stadion: Deutsche Bank Park, Frankfurt.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 18.20 Uhr live. Als Co-Kommentator zu Gast Etienne Gardé. Die Sehbehindertenreportage gibt es hier.
TV-Hinweis: Sky Sport Bundesliga 1 HD überträgt ab 17.30 Uhr live.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher

Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Donnerstag, 13.30 Uhr, mit Cheftrainer Oliver Glasner. Live zu sehen auf EintrachtTVmainaqila und Facebook – präsentiert von Krombacher.