27.10.2018
Bundesliga

Raus aus dem Fahrstuhl – Gegnercheck Nürnberg

Für das Projekt Klassenerhalt setzen sie beim Club auf Zusammenhalt und Entwicklungsfähigkeit. Doch zuletzt ist die Anfangseuphorie etwas verflogen.

Situation

Wer weiß, in welche Richtungen sich die Kontrahenten von Sonntag zuletzt entwickelt hätten, hätte in der Relegation zur Bundesliga 2016 nicht die Eintracht aus Frankfurt verdient die Oberhand behalten, sondern der Club aus Nürnberg. Die zwei Vergleiche um die Ligazugehörigkeit gehören wohl zu den dramatischsten der jüngeren Vereinsgeschichten. Zwei Jahre später haben die Franken den Abstieg von 2014 nun doch rückgängig gemacht, als Zweitligazweiter sogar auf direktem Wege. Und insgesamt zum achten Mal, womit der FCN als Rekordaufsteiger – und zwangsläufig auch als Rekordabsteiger – der Fußballbundesliga gilt.

Entsprechend wollen alle Beteiligten die nächste Gelegenheit beim Schopfe packen, um den Fahrstuhl ein für alle Mal zu verlassen. Dass die glorreichen Zeiten, als die Clubberer bis 1986 als Deutscher Rekordmeister galten, nicht als Maßstab gelten, ist dem traditions- und gleichzeitig realitätsbewussten Umfeld bewusst. In Nürnberg setzen sie darauf, mit der eingeschworenen, vergleichsweise jungen und entwicklungsfähigen Mannschaft aus dem Aufstiegsjahr den nächsten Schritt zu vollziehen. Mit prominenten Neuzugängen hielten sich die Verantwortlichen zurück, wenngleich Personalien wie Torhüter Christian Mathenia und Patrick Klandt sowie Defensivallrounder Robert Bauer zumindest wertvolle Bundesligaerfahrung nachweisen können.

Formkurve

Der bisherige Ligaverlauf lässt auch keine Utopien zu. Nach hart erkämpften Achtungserfolgen zum Saisonstart mit fünf Punkten aus vier Spielen präsentierte sich der Neuling zuletzt defensiv äußerst anfällig. Immerhin gelang im Duell der Aufsteiger gegen Düsseldorf ein deutliches 3:0, doch gerade die Klatschen in Dortmund (0:7) und Leipzig (0:6) wogen schwer. Das 1:3 neulich gegen Hoffenheim war zwar kein Beinbruch, offenbarte aber ein weiteres Mal die Grenzen, an die der FCN bisweilen stößt. Zumal mit Mikael Ishak der Toptorjäger und personifizierte Unruheherd verletzt ausschied.

Trainer

Es ist Michael Köllner zugute zu halten, dass er sich mit seiner Truppe nicht zwangsläufig in die Rolle des abwartenden Außenseiters drängen lässt, sondern seiner Devise vom aktiven, gepflegten und zielstrebigen Spiel treu bleibt. Was womöglich auch mit der Vita des 48-jährigen Fußballlehrers zusammenhängt, der seine Expertise lange Zeit in der nationalen und regionalen Talentförderung einbrachte, darunter als Leiter des Nürnberger Nachwuchsleistungszentrums seit 2016 für dessen U21, ehe der Sportfachwirt im Frühjahr 2017 interimsweise die erste Mannschaft übernahm, ins Oberhaus führte und seitdem offiziell als Cheftrainer fungiert.

Taktiktafel

Auch wenn Köllner durchaus schon zwischen Dreier- und Viererkette experimentierte, hat sich spätestens mit der Beförderung des Coaches das 4-3-3 als gängiges System am Valznerweiher etabliert. Heißt, vor mindestens einem klar absichernden defensiven Mittelfeldspieler ordnen sich auf den Halbpositionen zwei Achter sowie zwei Flügelstürmer an. Dabei agieren die jeweiligen Pendants je nach Ausrichtung mal enger beieinander oder auch breiter, wodurch mit wenigen Verschiebungen leicht ein 4-1-4-1 oder 4-5-1 entstehen kann. Grundsätzlich stellt Köllner nicht um des Probieren Willens auf oder um, sondern immer im Sinne der größtmöglichen Erfolgswahrscheinlichkeit.

Spieler im Fokus: Hanno Behrens

Das Comeback des Clubs in der deutschen Beletage ist zwar nicht allein an Hanno Behrens festzumachen, aber gewissermaßen steht dessen Person sinnbildlich für die Wiederkehr. In der Jugend des Hamburger SV groß geworden blieb ihm in der Hansestadt der Durchbruch verwehrt, weshalb der Mittelfeldakteur 2012 zwei Klassen tiefer beim SV Darmstadt 98 anheuerte.

Nach dem Durchmarsch mit den Lilien in die Bundesliga zwischen 2013 und 2015 blieb Behrens der zweiten Liga zunächst erhalten, als sich das Laufwunder dem 1. FC Nürnberg anschloss. Im Nachhinein eine wohldurchdachte und goldrichtige Entscheidung. Als Kapitän hatte der mittlerweile 28-Jährige keine Saisonsekunde verpasst, besaß mit 14 Treffern maßgeblichen Anteil am Aufstieg und gilt als Antriebsfeder im zentralen Mittelfeld als nahezu unverzichtbar. Daran hat sich in der neuen Spielzeit nichts geändert. Behrens stand in allen acht Partien auf dem Rasen und steuerte je zwei Elfmetertreffer sowie zwei Assists bei.

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