07.04.2021
Team

„Sehr froh, diese Kontakte zu haben“

Im ersten Teil des großen Podcast-Interviews spricht Sebastian Rode ausführlich über die Bedeutung seiner Freundschaften – im wie neben dem Fußball.

Seppl, wir sprechen dich während der Länderspielpause. 13 Adlerträger sind nominiert, auf dem Trainingsplatz stehen acht Feldspieler und ein Torhüter. Konntest du einigermaßen runterkommen?
Es ist gefühlt wie im vergangenen Jahr, als wir während der Unterbrechung der Bundesliga nur in Kleingruppen trainieren durften. Das Wetter ist vergleichbar: Schön und frühlingshaft. Für die verbliebenen Spieler ist es gut, kurz durchzuschnaufen.

Was hast du an deinem freien Wochenende gemacht?
Nichts Besonderes, viel kann man ja gerade ohnehin nicht machen. Spazieren, eine kleine Radtour und ein Besuch der Familie. Das war es auch schon.

Bist du jemand, der komplett relaxen und runterfahren kann? Du machst den Eindruck, als seist du gerade als Spieler immer unterwegs.
Das kann ich. Ich kann auch in meinem Urlaub mal eine Woche lang nur Bücher lesen oder mich an den Strand legen. Nach einer Woche wird es dann aber irgendwann wieder langweilig und ich möchte mich bewegen und Dinge unternehmen. Aber gerade, wenn man den Rest des Jahres so viel macht, kann ich mich auch sehr gut ein paar Tage mit Nichtstun beschäftigen.

Welche Bücher liest du denn?
Unterschiedlich. Viele Krimis, Romane und Biografien, da bin ich nicht festgelegt.

Wir hatten drei Sebastians in der Mannschaft, der Trainer hat mich dann einfach Seppl genannt.

Sebastian Rode

Auf deiner Homepage ist nachzulesen, dass du früh sehr bewegungsfreudig gewesen sein musst, wenn deine Mutter zu dir schon mit vier Jahren gesagt hat, dass du in einen Fußballverein musst.
Das stimmt. Ich habe schon sehr früh Fußball geschaut. Mit eineinhalb Jahren habe ich schon auf der Couch gesessen und das intensiv verfolgt. Wenn irgendwo ein Ball lag, habe ich dagegengetreten und damit gespielt. Die Anmeldung im Verein war der nächste logische Schritt.

Das war dann beim SKV Hähnlein, wobei der Verein keine Mannschaft in deiner Altersgruppe hatte. Deine Mutter hat sich dafür eingesetzt, eine neue Mannschaft zu gründen. Wie lief das?
Es gab tatsächlich noch keine Bambini. Aber der 90er Jahrgang war sehr geburtenstark. Von daher haben sich dann schnell genügend Kinder gefunden, die zu einer Mannschaft zusammenkommen konnten.

Warst du damals schon der Seppl – oder der der Sebastian?
Das hat sich erst bei meiner nächsten Station in Alsbach entwickelt. Wir hatten drei Sebastians in der Mannschaft, der Trainer hat mich dann einfach Seppl genannt.

Du warst in der Jugend bei unterschiedlichen Vereinen. War das immer der nächste logische Entwicklungsschritt?
Ja, das war immer der nächste Schritt. Immer von einem kleineren Verein zu einem etwas größeren. Von der Kreisauswahl mit neuen Spielern und neuen Verbindungen ging es später zu Viktoria Griesheim. Danach bin ich über Darmstadt und Offenbach zur Eintracht gekommen.

Ich habe den Kontakt nach Hause nie abgebrochen und bin immer wieder zurück an die Bergstraße gekommen.

Sebastian Rode

So entstehen sicherlich viele Freundschaften, die sich über die Jahre entwickeln, oder?
Ja, man lernt viele Leute kennen. Auf die Dauer gesehen ist es leider schwierig, alle Freundschaften aufrechtzuerhalten. Aber ich habe noch zu vielen Kontakt, auch aus der Jugend. Wir schreiben uns über WhatsApp oder treffen uns und tauschen uns aus. Von daher bin ich immer mit vielen gut befreundet gewesen.

Um das Thema Freundschaften nochmal zu vertiefen: Ist es überhaupt möglich, im Profifußball ernsthafte, langfristige Freundschaften zu erhalten?
Ich denke, das funktioniert schon. Es ist natürlich nicht so einfach, wenn sich die Wege trennen. Aber gerade, wenn man in einem Team spielt und sich im gleichen Lebensabschnitt befindet, sodass man vieles zusammen machen kann, können sehr große und intensive Freundschaften entstehen.

Wie definierst du denn den Begriff Freundschaft?
Das ist nicht ganz so einfach. Für mich zählt natürlich Vertrauen dazu, dass man sich aufeinander verlassen kann und nicht nur in guten Zeiten zueinanderhält, sondern auch in schwierigen. Und man sollte natürlich viel Spaß zusammen haben.

Einen solchen Freundeskreis außerhalb der Blase des Profifußballs haben wahrscheinlich nicht alle. Bei dir scheint es aber so zu sein?
Ich habe das Glück, noch sehr viele gute Freunde aus der Schulzeit zu kennen. Ich habe den Kontakt nach Hause nie abgebrochen und bin immer wieder zurück an die Bergstraße gekommen. Das gilt auch für meine Stationen in München und Dortmund. Ich finde es wirklich wichtig, neben dem Sport mal abschalten und über andere Dinge reden zu können. Klar geht es auch da viel um Fußball, aber dann eher um die Geschichten auf dem Bolzplatz und in der Kreisliga. Das macht mir ungemein viel Spaß. Deshalb bin ich sehr froh, diese Kontakte zu haben.

Wenn der eine oder andere auch ein paar Kilos zu viel hat, mit der Masse in Bewegung kommt und voll umgeholzt wird... Da entstehen dann Kräfte, die man so in der Bundesliga nicht sieht.

Sebastian Rode

Also hast du auch viele Freunde, die ebenfalls aktiv Fußball spielen?
Ja, sie spielen noch Fußball, zumindest wenn es die Pandemie bald wieder zulassen sollte. Sie sind auch im ungefähr gleichen Alter wie ich und haben die gleichen Wehwehchen (lacht). Ich habe ihnen vor der Pandemie oft zugesehen und hoffe, dass sich das bald wieder ergibt.

In welchen Ligen sind sie so unterwegs?
Sie decken fast alles ab, angefangen von der C-Klasse bis hin zur Kreisoberliga und Verbandsliga. Je nachdem, ob sie mal auf- oder absteigen.

Handelt es sich bei euren Gesprächen dann um richtigen Kabinentalk?
Es wird auch mal gefrotzelt, wenn man lustige Szenen und richtige Bolzplatzhighlights sieht. Dann kann man zusammen lachen und Spaß haben.

Gibt es jemanden, bei dem du sagst: Wenn er es geschafft hätte, wäre er wahrscheinlich sogar besser als ich oder genauso gut?
In meinem engen Freundeskreis war das nicht der Fall. Ich glaube, es fühlt sich keiner auf den Schlips getreten, wenn ich das so sage. Alle freuen sich super mit mir, dass ich es geschafft habe. Daran sehen meine Freunde auch, dass es noch einen Unterschied gab.

Sebastian Rode schont weder sich noch Gegner. Hier im Viertelfinalrückspiel der UEFA Europa League 2019 gegen SL Benfica.

Was sind denn deine Bolzplatzhighlights?
Das war sogar während der Pandemie, im vergangenen Herbst. Was man da für Fouls sieht, wenn der eine oder andere auch ein paar Kilos zu viel hat, mit der Masse in Bewegung kommt und voll umgeholzt wird... Da entstehen dann Kräfte, die man so in der Bundesliga nicht sieht (lacht).

Du hast selbst einige Verletzungen hinter dir, unter anderem mit 18 oder 19 Jahren einen Knorpelschaden. Was treibt dich an, trotzdem weiterzumachen?
Zum einen natürlich der innere Wille, wieder so schnell wie möglich zurückkehren zu wollen, weil man schon immer auf dem Fußballplatz gestanden hat. Die Zeit in der Reha, die nicht einfach ist, verbringt man mit Familie und Freunden. Sie bauen einen auf und geben Unterstützung, um die Situation bestmöglich zu bewältigen. Das war in meinem Umfeld ungemein gegeben, sodass ich eigentlich aus jeder Verletzung noch stärker hervorgegangen bin. Irgendwann stellt man sich natürlich schon die Frage: Warum trifft es immer mich? Über diesen Punkt muss man schnellstmöglich wieder hinwegkommen und sich straffen. Es gibt deutlich schlimmere Schicksale, die man erleiden kann. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Von daher gab es kein großes Zweifeln, sodass ich immer wieder wusste, dass es weitergeht.

Bist du deswegen nicht sauer auf deinen Körper oder der feuerst du dich eher an?
Alle Formen! Mal hat man eine Wut auf seinen Körper, aber dann kommt auch wieder der Gedanke, dass der eigene Körper einen auf dieses Level geführt hat, was auch nicht selbstverständlich ist. Von daher durchlebt man während einer Reha alle Facetten, die fast jeder Profisportler schon hatte.

Hängt es bei dir teilweise mit der Spielweise zusammen?
Absolut richtig! Die eine oder andere Verletzung resultierte einfach aus einem Zweikampf, weshalb ich in solchen Fällen nicht zu sehr an meinem Körper zweifeln muss. Kreuzbandriss und Knorpelschaden sind beispielsweise aus einem Zweikampf resultiert, also aus einer Fremdeinwirkung.

Respekt vor und von den Größten: Sebastian Rode mit Pep Guardiola beim FC Bayern 2014.

Gegen Benfica Lissabon bist du 2019 mit dem Kopf voraus in einen Pressschlag gegangen, als jeder dachte: Hoffentlich kommt der da heil runter...
Das sind Momente auf dem Platz, die man nicht rational erklären kann. Man möchte einfach alles für die Mannschaft geben und unbedingt den Ball erobern. Das ist dann keine rationale Entscheidung mehr.

Aufgrund deiner Spielweise hatte ja zum Beispiel auch ein Pep Guardiola eine sehr hohe Meinung von dir.
Ich denke, das ist ein großes Charaktermerkmal von mir. Gerade in München wusste der Trainer, aber auch das gesamte Umfeld, meine Leistung zu schätzen. Insbesondere wenn man nicht so oft von Anfang an spielt oder viel auf der Bank sitzt. Ich habe immer Vollgas gegeben. Wenn ich gebraucht wurde, war ich da. Das ist gerade in einer Fußballmannschaft enorm wichtig. Der Fokus liegt nicht nur auf den elf Stammspielern, sondern auf dem gesamten Team, das einen zum Erfolg bringt. Für mich war die Teamfähigkeit immer entscheidend, ich bin ein absoluter Teamplayer. Es gab für mich auch keinen Neid auf irgendwen anders.

Wie erklärst du es dir, unter so vielen unterschiedlichen Trainern immer deinen Platz gefunden zu haben?
Das spricht absolut für mich. Qualität setzt sich am Ende immer durch, die scheine ich so gesehen in gewisser Weise zu besitzen. Die unterschiedlichen Trainer waren für meine Karriere und meinen Lebensweg auch sehr wichtig. Ich konnte von vielen ungemein viel lernen. Nicht nur Positives, sondern auch Negatives, was man vielleicht nicht machen sollte. Vielleicht gibt es nach meiner Karriere auch noch das eine oder andere, das ich weitergeben kann.

Hast du den Trainerberuf im Hinterkopf?
Vielleicht, aber ich kann mich dahingehend noch nicht festlegen. Ich hoffe, ich habe noch drei sehr gute Jahre bei der Eintracht vor mir. Es bleibt noch viel Zeit, um sich Gedanken zu machen, was danach kommt.

Dieses Interview basiert auf Sebastian Rodes Aussagen in der neuen Episode der „Eintracht vom Main“. Im zweiten Teil geht der Mittelfeldspieler noch näher auf die Trainer ein, die ihn geprägt haben, erinnert sich an seine Erfahrungen in Dortmund und München sowie die Europareisen mit der Eintracht. An dieser Stelle sei euch auch das komplette Podcast-Paket ans Herz gelegt.

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