Das im Vorfeld formulierte Vorhaben, an den 2:0-Erfolg in Augsburg anzuknüpfen, untermauerte die Eintracht gegen den Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen zweifelsohne mit Taten. Die Gäste kamen zwar bald zu mehr Spielanteilen, von ruhigem Spielaufbau konnte dennoch nur selten die Rede sein, weil die Hausherren ihre Gegenspieler bei jeder Gelegenheit pressten und stressten. Doch zwei technische Klasseleistungen genügten der Werkself, um mit dem ersten und letzten Schuss aufs Tor vor der Pause in Führung zu gehen. Erst lupfte Florian Wirtz die Kugel in den Strafraum auf Nadiem Amiri, der schließlich den machtlosen Kevin Trapp mit der Hacke überwand (9.).
Dreifache Rochade in der Innenverteidigung
Aber die Hessen ließen sich nicht beirren und suchten ihr Heil konsequent im Weg nach vorne. Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst legte André Silva für den heranrauschenden Makoto Hasebe auf, der seinen Ex-Kollegen Lukas Hradecky zu einer ersten Glanztat zwang (21.). Hasebe war für den gelbgesperrten Sebastian Rode auf die Doppelsechs gerückt, wofür Martin Hinteregger die Rolle als zentraler Innenverteidiger ausfüllte, flankiert von den ihrerseits neu in der Startelf auftauchenden David Abraham und Evan Ndicka. Dritter Wechsel im Vergleich zu Augsburg war Hasebes Landsmann Daichi Kamada, der erstmals von Beginn an mit Amin Younes die Doppelzehn hinter Silva bildete.
Younes' Torpremiere und Möglichkeiten auf mehr
Younes war es denn auch, der mit seinem ersten Treffer für die Eintracht und erstmals in der Bundesliga seit 2013 den Ausgleich herbeiführte, nachdem der Sommerneuzugang nach einem überlegten Steilpass von Djibril Sow nicht mehr zu halten war und schließlich Hradecky keine Abwehrmöglichkeit ließ (22.). In der Folge agierten die Adlerträger noch selbstbewusster und verzeichneten alsbald ein leichtes Chancenplus. Die dickste Gelegenheit bot sich erneut Younes, der nach einer zackigen Kombination über die rechte Seite von Kamada freigespielt auf Höhe des Elfmeterpunkts unbedrängt zu hoch zielte (39.). Die übrigen verheißungsvollen Abschlüsse verfehlten ebenfalls ihr Ziel, sowohl von David Abraham (15.) und Filip Kostic (38.) aus der zweiten Reihe, als auch von Patrick Schick nach einem Freistoß aus knapp 30 Metern (33.).
Kein Grund zur Zurückhaltung also, entsprechend gingen die Adler auch den zweiten Durchgang an. Kompromisslos in den Zweikämpfen, zielstrebig Richtung gegnerisches Gehäuse. Keine zehn Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff gelangte ein hoher Ball von Younes zu Kamada, der Mitchell Weiser entwischt war, scharf ins Zentrum passte und mit Edmond Tapsoba einen (un)dankbaren Abnehmer fand – 2:1 (54.)! Bezeichnende Randnotiz zur gegensätzlichen Herangehensweise beider Seiten: Zu diesem Zeitpunkt hatte Frankfurt 213 und Leverkusen 363 Pässe gespielt, doch die entscheidenden Zuspiele gelangen auch im weiteren Spielverlauf dem Gastgeber. Beispielhaft eine seelenruhige Koproduktion von Ndicka und Kostic über die linke Außenbahn, an deren Ende der Serbe auf den völlig freistehenden Kamada flankte, der offensichtlich nicht mit derlei Freiraum gerechnet hatte, es aus neun Metern direkt mit der Innenseite probierte und das Leder nicht optimal traf (74.).
Nichtsdestotrotz ließ die knappe Führung in die eine wie andere Richtung bis zum Schluss alle Möglichkeiten offen. Mit etwas Glück und Können überstanden die Frankfurter Fußballer die letzten Minuten, als Hinteregger erst mit dem Schienbein das eigene Lattenkreuz touchierte und nach der folgenden Ecke Trapp gegen den eingewechselten Lucas Alario klärte (82.).
Fazit: Mit Kampf und Köpfchen
Mehr Chancen gleich mehr Tore griffe in der Analyse sicher zu kurz, dient aber als Anhaltspunkt, um die drei Punkte gegen Bayer 04 Leverkusen als verdient einzuordnen. Vor allem, weil die Gäste nach ihrer frühen Führung erst in der Schlussphase zu einer klaren Gelegenheit kamen. Dass die Eintracht den Favoriten überflügelt, verdankt sie nicht zuletzt ihrem eigenen Auftreten, das mitnichten dem eines vermeintlichen Außenseiters entsprach, sondern knapp mit Kampf und Köpfchen zu betiteln wäre. Der eigene Anspruch, „Leverkusen mehr als Paroli bieten“ zu wollen, wurde hiermit erfüllt.