Einordnung: Mehr als ein Spiel
Der Samstagnachmittag im Deutsche Bank Park war wohl einer von wenigen, die die These „Ein Tor würde dem Spiel guttun“ widerlegten. Ja, nach dem 0:0 gegen den FC Augsburg bleibt Eintracht Frankfurt erstmals seit 15 Jahren nach den ersten drei Pflichtspielen ohne Sieg – doch dies war nach dem zweiten Spieltag wohl das am als unwichtigsten erscheinende Thema.
Die 90 Minuten beinhalteten alles, was Fußball in Frankfurt ausmacht: Eine Heimmannschaft, die als eine solche auftrat, 21 Mal den Abschluss suchte, keinen einzigen direkt aufs eigene Gehäuse zuließ, ein beispielloser Zusammenprall von Martin Hinteregger – nach welchem sich der stellvertretende Frankfurter Kapitän einmal kräftig schüttelte kurz darauf unbeeindruckt weitermachte. Und vor allem: Zuschauer! Rund 22.000 waren in den Stadtwald gepilgert, erstmals seit über einem Jahr. Dauerhafte Anfeuerungsrufe und, wenn es die Situation verlangte, auch mal gellende Pfiffe gegen die Kontrahenten.
Die Geste des Spiels
In diesem Zusammenhang spielten sich die größten Gefühle bereits unmittelbar vor dem Anpfiff ab. Einträchtig traten Präsident Peter Fischer, der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer, Vorstandssprecher Axel Hellmann sowie die Vorstandsmitglieder Oliver Frankenbach und Markus Krösche auf den heiligen Rasen und überbrachten auf diese Weise ihre große Dankbarkeit für die Unterstützung der Fans auf der einen und die Geduld derer auf der anderen Seite.
Die komplette Laudatio könnt ihr direkt hier nachhören:
„Nach über einem Jahr...“, wollte Hellmann schon ansetzen und sah sich erstmal tosenden Beifallstürmen ausgesetzt. „Nach über einem Jahr sind wir wieder bei einem Bundesligaspiel unserer Eintracht mit vielen, nicht allen, aber vielen zusammen. Dafür möchte ich danke sagen an euch alle!“
Personalien des Spiels: Auf Links gedreht
Als im Anschluss an die Schweigeminute in Gedenken an die verstorbene Stürmerlegende Gerd Müller der Ball rollte, rissen die Adlerträger spätestens ab Mitte der ersten Halbzeit das Heft des Handelns an sich. Cheftrainer Oliver Glasner hatte im Vergleich zum 2:5 in Dortmund fünf personelle und eine taktische Änderung vorgenommen. Unter anderem feierten Christopher Lenz, Jens Petter Hauge und Jesper Lindström ihr Bundesligastartelfdebüt für die Eintracht.
Das damit einhergehende 4-2-3-1 verlieh den Hessen sichtbar die angestrebte Kompaktheit, auf deren Basis auch ausreichend eigene Chancen resultierten. Oder wie Lenz seinen mit der viel beachteten Aussage „Wir sollten uns nicht die Knochen brechen, aber...“ geäußerten Wunsch nach mehr Galligkeit hinterher in die Tat umgesetzt sah. Rund 55 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen die Hausherren.
Angefangen in der Innenverteidigung, die mit Hinteregger und Evan Ndicka zwei Linksfüßer bildeten. Vermeintlich ungewöhnlich. Aber wie Glasner unlängst sinngemäß aufgezeigt hatte: Bei zwei Rechtsfüßern würde auch niemand die Stirn runzeln. Und spielentscheidend sei dies ohnehin nicht. Zumindest gereichte es der Eintracht nicht zum Nachteil. Im Gegenteil. Zumal mit Lenz, Kostic und dem auf der Doppelsechs agierenden Hrustic drei weitere Linksfüßer begannen.
Gerade in Bezug auf den offensiv ausgerichteten Australier begründete Glasner seine Entscheidung, auf eine Viererkette umzustellen, leicht grinsend: „Plakativ gesagt: Wir haben einen Abwehrspieler rausgenommen und einen Zehner reingestellt, um mehr offensive Präsenz auf dem Platz zu haben.“ Angriff als die bessere Verteidigung gewissermaßen.
So geht’s weiter
Damit derlei Überlegungen künftig wieder in eigenen Toren und Siegen münden, lassen die Profis keine Trainingsgelegenheit verstreichen. Nach dem Auslaufen am Sonntag und dem freien Montag erwartet die Adler schon am Dienstag eine Doppelschicht am Vor- und Nachmittag. Anschließend steht bis einschließlich Freitag je eine Einheit auf dem Programm, ehe am Samstag, 15.30 Uhr, die Auswärtsaufgabe auf der Alm bei Arminia Bielefeld ansteht.