Man konnte gewissermaßen eine Schablone auf die Anfangsphase legen. Wie gegen Wolfsburg kam der Gegner besser ins Spiel, die Eintracht musste einen frühen Rückstand wieder wettmachen. Wie gegen Wolfsburg fanden die Adlerträger danach besser ins Spiel. Wie gegen Wolfsburg spielten sie sich zwingende Torchancen heraus. Anders als gegen Wolfsburg fiel dieses Mal aber kein schneller Ausgleich. Stefan Ilsanker traf mit seinem wuchtigen Kopfball nur die Latte. Es wäre wieder die prompte Antwort auf den frühen Rückstand gewesen, was die Eintracht schon so häufig in dieser Saison ausgezeichnet hatte.
Nicht ins Tempo gekommen
Entsprechend passte die Einschätzung von Torwart Kevin Trapp gut, der von einem „unglücklichen Tag“ sprach. Der allerdings auch betonte, dass die verdiente Niederlage nicht nur an der Glücksgöttin Fortuna festzumachen sei. Trotz 59 Prozent Ballbesitz fand die Eintracht zu selten in ihr schnelles, kraftvolles Spiel, das in der bisherigen Saison so ziemlich jeden Gegner vor enorme Herausforderungen gestellt hat. „Wir sind vor allem in der ersten Halbzeit nicht in unser Tempo gekommen“, analysierte Trapp nach Spielende. Sein Mannschaftskamerad Djibril Sow ergänzte: „Wir haben uns ein wenig einschläfern lassen und deshalb nie zu unserem Spiel gefunden.“
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass an diesem Tag zwei Faktoren die Schlüssel zum Sieg der Borussia waren. Zum einen die Zweikampfwerte: Der Schweizer Sow, mit 12,2 abgespulten Kilometern der lauffreudigste Spieler auf dem Platz, hatte mit 14 gewonnenen Duellen zwar die meisten aller Eintracht-Spieler. Insgesamt musste sich Frankfurt aber dem Gastgeber in puncto Zweikampfstärke an diesem Spieltag geschlagen geben (92 zu 103). Zum anderen war da noch die Effizienz des Gegners bei eigenen Standards: Die ersten drei Tore fielen allesamt nach Ecken, schon vor der Partie hatte die Borussia bei 19 Treffern nach Standards gestanden. „Wir sind sehr enttäuscht und ärgern uns, weil wir nicht das gespielt haben, was wir können und uns teilweise nicht gut verhalten haben, speziell bei den Standards“, räumte auch Cheftrainer Adi Hütter sein. Gladbachs Coach Marco Rose wusste ebenfalls um die eigene Stärke bei ruhenden Bällen: „Grundsätzlich waren Standards wieder ein Schlüssel für uns, was mich sehr freut, da unsere harte Arbeit auf diese Weise belohnt wird.“
Serien mit Aussagekraft
So stand durch den Treffer von Hannes Wolf in der letzten Minute der Nachspielzeit am Ende ein gemessen an den Spielanteilen unverhältnismäßiges 4:0 auf der Anzeigetafel im BORUSSIA-PARK. Damit einhergehend konnte die Eintracht nach 23 Spielen in Folge dieses Mal keinen eigenen Treffer bejubeln. Dass die Serie an sich aber viel Aussagekraft beinhaltet und zeigt, auf welchen Höhen die Eintracht in dieser Saison unterwegs ist, ist auch dem gesamten Team klar. So erinnerte Hütter an die bisher gezeigten Leistungen: „Wir hatten nicht unseren besten Tag. So etwas passiert.“ Niederlagen als Teil des Spiels, auch wenn die Spielweise am Niederrhein sicher nicht dem Selbstverständnis der Hessen entsprach. Dennoch: „Bis heute haben wir 2021 einen Punkt mehr als Bayern München geholt. Das sagt einiges aus“, lässt sich Hütter die Gesamtbilanz ebenso wenig schlechtreden wie Sebastian Rode „nach den bis auf heute sehr konstanten Leistungen über die gesamte Rückrunde hinweg“.
Umso mehr kommt es daher auf die entsprechende Reaktion an – eine solche zeigte die Eintracht in dieser Saison schon häufig. Erinnert sei an die Serie von elf ungeschlagenen Spielen nach der Niederlage gegen Wolfsburg in der Hinrunde. Es gibt daher keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn auch am 29. Spieltag gab es Lichtblicke. Verwiesen sei auf die Impulse der Einwechselspieler. So brachte Amin Younes noch einmal viel Belebung in das Offensivspiel der SGE.Von seinen Beschwerden im Adduktorenbereich, die ihn auch in dieser Woche nur eingeschränkt trainieren ließen, sah man bei seinen Tempodribblings und insgesamt drei Abschlüssen innerhalb von 25 Minuten wenig. Auch Aymen Barkok, im Hinspiel noch als Torschütze erfolgreich, ließ mit einem Pfostenschuss in der 90. Minute aufhorchen. Belege dafür, dass die Eintracht auch über die erste Elf hinaus über vielfältige Optionen verfügt. In der anstehenden Englischen Woche ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Wettlauf gegen die Zeit bei Hinteregger
Ein weiterer möglicher Mosaikstein könnte indes wieder Abwehrchef Martin Hinteregger werden, der gegen Gladbach trotz Wiederaufnahme des Mannschaftsttrainings nicht im Kader stand. „Martin war noch nicht zu 100 Prozent fit. Ob es gegen Augsburg oder Leverkusen für einen Einsatz reicht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit“, gab Hütter auf der Pressekonferenz nach dem Spiel Auskunft über den Stand beim Österreicher.
Am Dienstag müssen wir unbedingt wieder unser altes Gesicht zeigen, das uns auch die Wochen zuvor ausgezeichnet hat.
Djibril Sow
Ob mit oder ohne Hinteregger, für jeden Adlerträger war klar, dass sie am Dienstag gegen den FC Augsburg alles daran setzen, dass die Niederlage gegen Gladbach ein Ausrutscher bleibt. So betonten die Spieler nach Abpfiff unisono, dass sie die Niederlage nach eingehender Analyse schnell abhaken und nach vorne schauen möchten. „Am Dienstag müssen wir unbedingt wieder unser altes Gesicht zeigen, das uns auch die Wochen zuvor ausgezeichnet hat“, verdeutlichte Sow. Sein Trainer schlug in die gleiche Kerbe: „Am Dienstag möchten wir eine Reaktion zeigen und wieder aufstehen. Das ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht.“ Zur kurzen Vorbereitung dient eine Einheit am Montagvormittag.