Zumeist als Floskel abgetan, entspricht die Aussage „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ nicht selten doch den Tatsachen. Siehe: der Toulouse Football Club. Als Aufsteiger in Frankreichs Ligue 1 zur Saison 2022/23 gehörten Les Violets im nationalen Cup-Wettbewerb bei Weitem nicht zum Favoritenkreis, geschweige denn zum engeren. Doch Toulouse kam im Coupe de France Schritt stets eine Runde weiter. Bis ins Endspiel im Stade de France in St. Denis, in dem schließlich Titelverteidiger FC Nantes mit 1:5 kein Land sah.
Der TFC feierte mit dem Titelgewinn den höchsten Finalsieg in diesem Wettbewerb seit 53 Jahren. Beim Durchmarsch mittendrin statt nur dabei: Farès Chaibi. In fünf Pokalspielen sammelte er fünf Scorerpunkte, erzielte drei Tore, legte zwei auf und trug in seiner ersten Profisaison konstant zum Triumph bei.
Neues Kapitel am Main
Nach der vergangenen Spielzeit und fast auf den Tag genau vier Monate nach dem Endspiel im Coupe de France schlug der Rechtsfuß ein neues Kapitel auf: Aus Toulouse, Hauptstadt der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon/Midi-Pyrénées, für deren Farben er übrigens zu Beginn der Saison 2023/24 noch zweimal in der Ligue 1 zum Einsatz kam, ging es an den Main. Im Herzen von Europa unterschrieb er einen Vertrag bis 2028.
Seine Premiere in Frankreichs Eliteliga gab Chaibi, der 2019 aus seiner Geburtsstadt Lyon in die Jugend des Toulouse FC wechselte, am ersten Spieltag der vergangenen Saison beim 1:1 gegen den OGC Nizza. Cheftrainer Philippe Montanier zauberte den Neuling aus dem Hut und beorderte den damals 19-Jährigen bei dessen Profipremiere für Außenstehende überraschend direkt in die Startelf. Im Laufe der Spielzeit erarbeitete sich der Franko-Algerier immer mehr Vertrauen, agierte im Offensivspiel mutiger und abgeklärter.
Debüt in Algeriens Nationalmannschaft
Seine Stärken: Übersicht und Stellungsspiel. Chaibi suchte vermehrt die Tiefe und den Raum für seine Mitspieler, seine Heat Map war sowohl im zweiten als auch im letzten Drittel des Spielfeldes äußerst ausgeprägt. Nach seinem Debüt in der Ligue 1 bremste ihn eine Blinddarm-OP, nach zwei Spielen Pause feierte er sein Comeback und absolvierte fortan jede weitere Ligapartie. Letzten Endes kam Chaibi in der Spielzeit 2022/23 auf wettbewerbsübergreifend 41 Einsätze, in denen ihm acht Treffer und sieben Assists gelangen. In der Rückrunde, genauer gesagt im März, rief die Nationalmannschaft Algeriens, wo die familiären Wurzeln liegen.
Im vergangenen März debütierte er für die Wüstenfüchse beim 2:1-Erfolg gegen Niger. Im Rückspiel vier Tage später stand Chaibi 90 Minuten auf dem Platz, im Juni gegen Tunesien waren es 85. Gemeinsam qualifizierte sich die Auswahl für den Afrika-Cup 2024, konnte sich entsprechend am Donnerstag gegen Tansania mal ein 0:0 erlauben. Erneut mit Chaibi von der ersten bis zur letzten Sekunde auf dem Rasen.
Ich bin ein Spieler, der viel läuft und viel auf dem Platz gibt.
Farès Chaibi
„Ich denke, dass ich mich hier in Frankfurt sehr gut entwickeln und den nächsten Schritt gehen kann“, sagte Chaibi bei seiner Vorstellung im August und fügte an: „Ich bin ein Spieler, der viel läuft und viel auf dem Platz gibt. Ich möchte so viel wie möglich mit der Mannschaft erreichen und jedes Spiel gewinnen.“
Eintrachts Sportdirektor Timmo Hardung freut sich, „ihn ab sofort in unseren Farben zu sehen. Mit Farès Chaibi verstärkt uns ein Spieler, der jung und entwicklungsfähig ist und trotzdem bereits einiges an nationaler und internationaler Erfahrung vorweisen kann. Er ist auf mehreren offensiven Positionen variabel einsetzbar und bringt Attribute mit, die unser Spiel bereichern werden. In den Gesprächen mit ihm haben wir gemerkt, wie sehr er für die neue Aufgabe und Eintracht Frankfurt brennt“.
Darauf, das erste Mal Bundesligaluft sowie die Stadionatmosphäre im Deutsche Bank Park zu schnuppern, musste der 20-Jährige nach seiner Ankunft in Frankfurt nicht lange warten. Am vergangenen Sonntag nahm in Cheftrainer Dino Toppmöller im Heimspiel gegen den 1. FC Köln direkt in den Kader. Beim 1:1 gegen die Rheinländer kam er zwar noch nicht zum Einsatz, doch auch die ersten Minuten mit dem Adler auf der Brust scheinen nur eine Frage der Zeit. Willkommen unterm Adlerdach, Farès!