10.05.2025
Historie

Von Andersen bis Tzavellas

Am Sonntag tritt Eintracht Frankfurt zum 1899. Mal in der Bundesliga an. Rekorde und Serien, Anekdoten und Kuriositäten aus 56 Spieljahren im Oberhaus.

56 Spieljahre in der Bundesliga neigen sich dem Ende. Zwei Spieltage vor Toresschluss klopft Eintracht Frankfurt nicht nur an das Tor zur Königsklasse, sondern steht auch vor dem 1899. Spiel der Vereinsgeschichte im deutschen Fußballoberhaus. Laut dem KI-Modell „BETSiE“ soll die Wahrscheinlichkeit, dass die Hessen unter den Top Vier landen, bei 99 Prozent liegen. Erstmal zur Kenntnis genommen und zur Ausgewogenheit 18 historische Garanten und Granaten vorangestellt.

Erste Halbzeit: Verein

1) Bilanz gezogen

Das offensichtlichste ganz zu Beginn: In bisher 1898 Begegnungen sprangen 700 Siege, 493 Unentschieden und 705 Niederlagen heraus. Letztere sind die meisten in der Ligageschichte. Die Masse in der Beletage macht es eben. Genau wie Rang sieben in der Ewigen Tabelle und das Torverhältnis von 2992 zu 2927. Noch acht Buden bis zur 3000. In diesem Sinne soll es weitergehen.

2) Am Maximum

Am häufigsten die Klingen kreuzte die SGE mit dem SV Werder Bremen und dem FC Bayern München: 108 Mal. Die meisten Treffer gelangen gegen den VfB Stuttgart: 176. Die meisten Punkteteilungen erfolgten gegen Borussia Mönchengladbach: 31. Am häufigsten geschlagen geben mussten sich die Adler dem FC Bayern: 59 Mal. Die Münchner schenkten dem Gründungsmitglied der Bundesliga auch die meisten Kisten ein: 222 an der Schnapszahl.

3) Die höchste Siegquote

Vom Absoluten ins Relative: In vier Erstligaaufeinandertreffen mit dem 1. FC Heidenheim behielt Frankfurt vier Mal die Oberhand. Die 100-Prozent-Quote steht ferner auch gegen Preußen Münster, Holstein Kiel und Tasmania Berlin zu Buche, jeweils innerhalb einer einzigen Saison.

4) Die meisten Spiele ohne Niederlage

Am schwersten zu schlagen war Eintracht Frankfurt zwischen dem 14. Spieltag 1976/77 und dem ersten Spieltag 1977/78, als saisonübergreifend 22 Partien am Stück ohne Niederlage zu Buche standen. 

5) Die deutlichsten Resultate

0:7 gegen Köln 1983 und Karlsruhe 1964 stellen die deutlichsten Pleiten der Eintracht in der Bundesliga dar. Dem gegenüber steht 1974 ein 9:1 gegen Rot-Weiss Essen, der bis heute höchste Sieg. Die meisten Treffer fielen übrigens beim zweithöchsten Erfolg, dem 9:2 1981 gegen Werder Bremen.

6) Die meisten Zuschauer …

… fanden den Umständen entsprechend nicht im Herzen von Europa den Weg ins Stadion, sondern mehrfach in Dortmund: Den Vergleich BVB versus SGE verfolgen häufiger 81.365 Besucher im SIGNAL IDUNA PARK. Der Bestwert im Stadtwald datiert vom 15. Januar 1966. Ausgerechnet, als dort das Rekordspiel seit Bundesligagründung stieg, sahen die 66.000 Menschen gegen den FC Bayern keine Tore – 0:0 am Ende.

7) 293 verschiedene Torschützen

Ansonsten fällt einem Fußballer das Toreschießen nicht allzu schwer, sobald der Adler auf der Brust prangt. 293 unterschiedliche Spieler trugen sich bislang im Namen von Eintracht Frankfurt in der Bundesliga in die Torschützenliste ein – historischer Höchstwert.

8) 492 eingesetzte Spieler

Passend dazu stellt kein Klub so viele verschiedene eingesetzte Akteure in der Bundesliga wie Eintracht Frankfurt: 492.

9) 60 Nationalitäten

Eintracht Frankfurt international auch auf dem Spielberichtsbogen: Spieler aus 60 unterschiedlichen Nationalitäten streiften sich seit 1963 das SGE-Dress über. Ebenfalls unerreicht.

Zweite Halbzeit: Spieler

10) The One and Only

Mehr als Chronistenpflicht und immer wieder eine Erwähnung wert: Die 602 Bundesligaauftritte des Karl-Heinz Körbel. Ligaweit ein Unikum und alle für die Eintracht vom Main. Der treue Charly erlebte und überlebte 15 Trainer und sah nie einen Platzverweis. Gesperrt war er trotzdem mal, verpasste das letzte Saisonspiel 1990/91. So wäre den 603 nichts im Wege gestanden …

11) 43 Sekunden

Eine Sperre musste auch mal Marcel Tisch-Rivero absitzen, nachdem das Eigengewächs am 14. Mai 2011 gegen Borussia Dortmund Rot gesehen hatte. 43 Sekunden nach seiner Einwechslung. Einen schnelleren Platzverweis ward in der Liga vorher und nachher nie gesehen.

12) 38 Jahre, 171 Tage

Richard Kreß als Spätzünder zu bezeichnen, wäre nicht mehr als die halbe Wahrheit. Kann ja keiner was dafür, dass die Bundesliga am 24. August 1963 das Licht der Welt erblickte. Am ersten Spieltag trennten sich Frankfurt und Kaiserslautern 1:1. Kreß debütierte im Alter von 38 Jahren und 171 Tagen. Ein Start-Ziel-Rekord bis heute.

13) Ballermann fünf

Vom alten Hasen zum jungen Hüpfer: Luka Jovic. Fünf Tore in einem Spiel stellen wahrlich eine Besonderheit, doch sicher keine Ausnahme dar. 17 Mal trat dieser Fall in der Bundesliga ein, im Oktober 2018 zugleich erstmals unter dem Adlerdach. Fünf der sieben Tore zum 7:1 gegen Fortuna Düsseldorf gingen auf das Konto des Serben. Warum das trotzdem ein Alleinstellungsmerkmal ist: mit seinerzeit 20 Jahren ist Jovic der jüngste Fünferpacker der Bundesligahistorie.

14) Spät vom Punkt

2019 gelang Jovic außerdem der bis dato späteste Elfmetertreffer aller Zeiten. Das 2:1-Siegtor in Minute 90 plus neun gegen Schalke 04 übertrumpfte etwa vier Jahre darauf wiederum ein Schalker: Marius Bülter in der zwölften Minute der Nachspielzeit zum 3:2 gegen Mainz.

15) Andersen betritt Neuland

Am Ende stand Jovic bei 17 Saisontoren in der Bundesliga. 18 Mal knipste derweil Jörn Andersen für die Eintracht 1989/90. Das reichte dem Norweger damals für die deutsche Torjägerkanone – erstmals in den Händen gehalten von einem Legionär.

16) Verteidigung: Tzavellas aus 73 Metern

„Es war ein sehr guter Pass in den Rücken der Abwehr, der Manuel Neuer verwirrt hat“, witzelte Georgios Tzavellas im November 2021 im Gespräch mit eintracht.de, als es um sein Tor gegen Schalke im März 2011 aus 73 Metern ging. Diesen Weitschussrekord hatte der Grieche bis September 2014 inne, als Moritz Stoppelkamp für Paderborn aus über 83 Metern traf.

17) Mittelfeld: Nickel aus allen Lagen

16 Jahre Eintracht Frankfurt, 426 Einsätze, 141 Treffer. Bernd Nickel hielt laut Auswertungen von bundesliga.de fast drei Jahrzehnte den Bestwert, was die meisten Tore eines Mittelfeldspielers in der Bundesliga betrifft – geknackt 2021/22 von Marco Reus. Unerreicht natürlich: Die vier direkt verwandelten Ecken im Waldstadion, eine aus jedem Winkel.

18) Angriff: Mister 100 Prozent

Ein Schuss, ein Tor, kein Wiedersehen: Weil der 32. Spieltag 1980 im Schatten des bevorstehenden Europapokalendspiels stand, erhielten einige Granden eine Pause, Talente aus der zweiten Mannschaft wie Christian Peukert machten sich auf der Bank Hoffnungen auf ein paar Einsatzminuten. Beim eingewechselten Peukert waren es rückblickend die ersten und die letzten.

Rückblick Peukert: „Ich wollte einfach nochmal an den Ball kommen, plötzlich lag der nach einem abgewehrten Standard vor mir. Ich habe mir die Kugel vorgelegt, für Dieter Burdenski war der verdeckte Schuss aus vielleicht 20 Metern schwer zu sehen – 3:2!“ Der anschließende Anstoß ging fast nahtlos in den Abpfiff über.

Genau wie dieses Potpourri. Forza SGE!