20.11.2022
International

Werte, Werbung, Weitblick

Die erste Eintracht Frankfurt Japan Tour ist vollbracht. Erfahrungen, Erkenntnisse und Ereignisse der Woche.

17. November, der vierte von sieben Tagen, nachdem sich Eintracht Frankfurt zur Japan Tour aufgemacht hat. Bergfest gewissermaßen. Und zwischen dem Spiel am Mittwoch gegen die Urawa Red Diamonds in Tokio und der Weiterreise am Freitag über Kyoto nach Osaka so etwas wie der Schmelztiegel der Reise, wie sich rückblickend anhand mehrerlei Ebenen festhalten lässt.

Die Eintracht macht Schule

Nachdem zu Wochenbeginn Nicolai Adam, Leiter Internationale Sportkooperationen, und Markenbotschafter Uwe Bein die Fußballschule von Beins Ex-Klub Urawa Red Diamonds trainiert hatten, besuchten die beiden drei Tage darauf eine deutschsprachige Schule im etwa eine Stunde entfernten Yokohama.

In der Partnerstadt Frankfurts trafen die beiden einmal mehr auf wissbegierige und lernwillige Kinder und Jugendliche. „Uns geht es grundsätzlich darum, die Freude am Sport zu vermitteln und gleichzeitig eine gesunde Lebensweise zu vermitteln“, erklärt Adam. Wie eng Bildung, Sport und Gesellschaft unter dem Adlerdach auch im Land der aufgehenden Sonne beieinander liegen, zeigt sich wenige Stunden späer in Minato.

Eintracht in der Botschaft

Nachmittags im Botschafterviertel Tokios. Eine Eintracht-Delegation trifft Punkt 15 Uhr in der Deutschen Botschaft Japans ein. Als die Frankfurter Gäste um Sportvorstand Markus Krösche, Aufsichtsratsmitglied Sven Janssen, Samy Hamama, Bereichsleiter Internationale Beziehungen und Sportprojekte, sowie die Spieler Sebastian Rode und Christopher Lenz über die Türschwelle treten, geschieht dies unter tosendem Applaus der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen offensichtlich nicht wenige eine Affinität zur Eintracht und Frankfurt besitzen.

Sinnbildlich die Hinterwand der Eingangshalle. Geschmückt mit zahlreichen selbstgemalten Bildern von Schulklassen sticht ein Exemplar sofort ins Auge: Die Fassade des Römerplatzes, Weihnachtsbaum inklusive. Überhaupt: Die meisten Angestellten in der Botschaft schicken ihre Kids in die Bildungsstätte in Yokohama.

Auch Sachio Howoldt. Der Kulturbeauftragte der Botschaft freut sich besonders über die Präsenz der Adlerträger in dieser Woche. Zwischen 2006 und 2009 hat er selbst für die japanische Sportpresse berichtet, unter anderem Makoto Hasebe in Wolfsburg interviewt und die Eintracht im UEFA-Cup in Istanbul gesehen.

Europapokal in Asien

Dass der Europapokal selbst in Asien glänzt, hat sich bereits auf der Fan Zone vor dem Saitama Stadium 2002 erwiesen, als Zuschauer teilweise eine Stunde für ein Foto Schlange standen. Selbstverständlich mit unverwechselbarer japanischer Disziplin. Auch diesmal ist die mitgeflogene Trophäe ein begehrtes Bildobjekt.

Echter Hingucker auch in Tokio: Die Europa-League-Trophäe.

Zuvor aber war es an Dr. Klaus Vietze, Gesandter der Botschaft, die Hessen herzlich willkommen zu heißen und unter anderem die Bedeutung der Urawa-Partnerschaft zu betonen. Immerhin seien die Reds eines der Aushängeschilder Tokios. „Es ist uns eine große Ehre, hier sein zu dürfen. Wir hatten schon im Rahmen der Japan Tour eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft. Es ist schön, Einblicke zu erhalten und mit den Mitarbeitern in Kontakt zu treten“, erwiderte Krösche den netten Empfang und kündigte an: „Wir kommen in Zukunft gerne wieder.“

Auge um Auge: Sebastian Rode und Christopher Lenz pflegen die Daruma-Tradition.

Ein sicher nicht zu abwegiger Gedanke. Was sich Rode und Lenz wünschten, als sie gemäß der Durma-Tradition das linke von zwei Kunstaugen ausmalten, verriet immerhin der Kapitän: „Gesundheit für meine Familie!“ Gehen die Hoffnungen in Erfüllung, so der Brauch, darf die Person auch das rechte Auge ausmalen.

Goldfische mit Symbolcharakter in der Deutschen Botschaft.

Ins Auge stach im Garten der Botschaft sogleich neben mehreren Relikten nach Hinweis von Howoldt ein kleiner Teich, in dem Goldfische schwimmen. „Wer den richtigen Augenblick erwischt, erkennt sogar die Deutschland-Farben“, verrät Howoldt. Drei der Fische sind schwarz, rot und gold.

„Die Töne verhallen, aber die Harmonie bleibt“

Noch tiefer greift die Verwurzelung ein paar Schritte weiter. Links am Inari-Schrein vorbei bleiben die Besucher vor einer mannsgroßen Glocke stehen. Rode tritt vor und erkennt anhand er Inschrift sofort: Hier hat jemand Goethe, Kind der Stadt Frankfurt, gelesen. „Die Töne verhallen, aber die Harmonie bleibt“ ist auf der Vorderseite unter anderem eingraviert. Ein Praxistest durch Uwe Bein durfte natürlich nicht fehlen, den kräftigen Schlag vom wohl größten Eintracht-Japan-Kenner hören sie heute noch...

Uwe Bein läutet die Glocke der Deutschen Botschaft in Tokio.

Überhaupt haben die Adlerträger während ihres Aufenthalts von Dienstag bis Sonntag den ersten Eindrücken nach offenbar Eindruck hinterlassen. Die Zuschauerzahlen in Saitama und Suita lagen jeweils über dem Schnitt der Klubs in der Vorsaison. Kein Ausflug ohne Foto- und Autogrammwünsche. Und nicht zuletzt ein Pensum, das dem der 24 Pflichtspiele der bisherigen Spielzeit in nichts nachstand.

Dem zollte auch Krösche Respekt: „Ich ziehe den Hut vor den Spielern, wie sie trotz Jetlag und Reisestress die Tour angenommen und Eintracht Frankfurt würdig repräsentiert haben. Wir sind nicht nur überall mit offenen Armen aufgenommen worden, sondern haben gleichzeitig vorgelebt, was diesen Verein unter anderem auszeichnet: Nahbarkeit und Weltoffenheit!“

Diese bekamen auch die 24 Eintracht-Fans zu spüren, die nach dem Schlusspfiff gegen Gamba Osaka am Samstag das Spielfeld betreten und sich mit der Mannschaft ablichten lassen durften.

Ein Sonderlob gilt nicht zuletzt Makoto Hasebe, der neben unzähligen Interviews, Vorträgen, weiteren sowie nicht zuletzt den sportlichen Terminen genug Zeit und Energie aufbrachte, um seinen Kollegen die Vorzüge seiner Heimat näher zu bringen. Wie glücklich Hase und das Organisationkomitee schließlich waren, zeigt allein eine der letzten Aufnahmen, die von der Japan Tour entstanden sind.

Glücklich und zufrieden am Ende der Japan Tour: Makoto Hasebe.

Arigatō!

Danke!

Es war uns eine Ehre!

Japan Tour Special