10.01.2021
DFB-Pokal

Wiedersehen, mach‘ Freude

Die erste Englische Woche des Jahres führt Frankfurt am Dienstag nach Leverkusen. Eine eigentlich undankbare Reise – aber es ist ja DFB-Pokal...

Eines steht felsenfest: Die Eintracht wäre beim Nachholspiel der Zweiten Runde des DFB-Pokals bei Bayer 04 Leverkusen aufs Äußerste vorbereitet. Nach den beiden Elfmetertreffern von André Silva am Samstag in Mainz weist außer Borussia Mönchengladbach kein Bundesligist in dieser Saison so viele verwandelte Strafstöße auf wie die Eintracht, nämlich sechs an der Zahl. Der Portugiese trat immer an, wenn er auf dem Platz stand und führte deren fünf aus. Nummer sechs geht auf das Konto des mittlerweile nach Brügge transferierten Bas Dost.

Dass die Eintracht aber auch in der regulären Spielzeit selbst stärker eingeschätzten Kontrahenten beikommen kann, hat sie in der Vergangenheit wie Gegenwart im Liga- wie K.-o.-Modus wiederkehrend unter Beweis gestellt. Eindrucksvoll etwa vor ziemlich genau einem Jahr, als einem 2:0 am 19. Spieltag gegen Leipzig wenige Tage darauf ein 3:1 im Pokalachtelfinale folgte – wenngleich der Heimvorteil, so er ohne Zuschauer denn besteht, diesmal aufseiten der Werkself liegt. Losgelöst der Rollenverteilung nehmen sich die Adlerträger Woche für Woche erfolgreich am liebsten selbst in die Pflicht, wie Amin Younes am Samstagabend bekräftigte: „Kompliment an die Mannschaft, dass wir nach dem Sieg gegen Leverkusen bescheiden geblieben und wieder fokussiert aufgetreten sind. Wir sollten einfach so weitermachen. Wenn uns das gelingt, sind wir sehr schwer zu bespielen.“

Pflicht- und selbstbewusst

Adi Hütter bewegt sich gleichermaßen zwischen Pflicht- und Selbstbewusstsein: „Die Ziele können und dürfen hoch sein, aber es ist noch ein langer Weg. Am Dienstag ist Leverkusen der Favorit. In einem Spiel haben wir alle Möglichkeiten und werden alles versuchen, weiterzukommen.“ Selbst wenn Fredi Bobic am 8. November nach der Auslosung bemerkte: „Natürlich ist Leverkusen auswärts kein Wunschlos. Gerade wenn man unsere letzten Ergebnisse dort nimmt.“ Allerdings habe die SGE in den vergangenen Jahren gerade im Pokal gezeigt, „dass wir vor allem auswärts wichtige und unerwartete Siege erreichen können.“

Dass sich Frankfurt mit Weiterkommen im DFB-Pokal unabhängig vom Gegner auskennt, zeigt das Abschneiden der vergangenen Jahre. Nach dem Finaleinzug gegen Dortmund 2017, als die Borussen unter anderem mit dem heutigen Leverkusener Sven Bender mit 2:1 die Oberhand behielten, konnten die Hessen ein Jahr später gegen den FC Bayern die Rückkehr des Pokals auf dem Frankfurter Römer feiern. Zwei Jahre später strichen die Adler gegen ebenjene Bayern erst im Halbfinale knapp mit 1:2 die Segel. Dazwischen lag das unerwartete Aus 2018 in der Ersten Hauptrunde in Ulm. 

Mit der letzten Partie des Jahres hat unterdessen die Ergebniskurve beider Teams die Richtung gewechselt. Bayer verlor in der letzten Sekunde die Tabellenführung an die Bayern durch ein 1:2 im direkten Duell und hat danach einen weiteren Punkt aus zwei Spielen geholt. Die Adlerträger gewannen zuletzt dreimal hintereinander und damit öfter als insgesamt an den ersten zwölf Spieltagen.

Der Wind dreht sich

Auf die Historie bezogen hat die Eintracht Bayer auf jeden Fall wesentlich mehr DFB-Pokalsiege voraus. Der hessische Traditionsverein hat mittlerweile fünf Titel im Briefkopf stehen, während Leverkusen der erste und einzige Pokaltriumph 1993 nach einem 1:0 gegen die Amateure von Hertha BSC gelang. Kuriosum am Rande: Mit Dragoslav Stepanovic stand bei diesem Erfolg eine Trainerlegende der Eintracht an der Seitenlinie der Werkself. Stepi hatte zuvor erst nach einer 0:3-Heimniederlage der SGE im Halbfinale gegen die Rheinländer in der noch laufenden Saison mit den Worten „Das war´s“ live in einem Fernsehinterview seinen Posten geräumt. Da sich Leverkusen seinerseits vorzeitig vom damaligen Trainer Reinhard Saftig getrennt hatte, übernahm Stepanovic, der Bayer ohnehin für die folgende Spielzeit zugesagt hatte, sofort und gewann mit den Leverkusenern in der laufenden Spielzeit den Pokal – obwohl er bereits ausgeschieden war. Es war der letzte große Titel der Bayer-Elf, zahlreiche zum Teil legendäre zweite Plätze folgten – zuletzt im DFB-Pokalfinale der vergangenen Saison, das die Mannschaft von Peter Bosz mit 2:4 gegen die Bayern verlor.

Für die Nachfolger des Eintracht-Markenbotschafters Dragoslav Stepanovic soll’s das hingegen längst nicht gewesen sein, auch wenn Erik Durm stellvertretend für alle Adlerträger weiß: „Das wird eine harte Nuss. Wir haben erst gegen sie gespielt und wissen, was auf uns zukommt. Sie aber auch. Ich erwarte ein offenes Spiel.“ Auch Martin Hinteregger erwartet nochmal „ein anderes Spiel, das gilt umso mehr für den Pokalcharakter. Wenn wir erneut so auftreten wie zu Hause in der Liga, können wir sie auch auswärts bezwingen und Bayer das Leben schwer machen. Genau das muss das Ziel sein. Denn Eintracht Frankfurt ist eine Pokalmannschaft!“

Zum Spiel

Anstoß: Dienstag, 12. Januar, 20.45 Uhr, 2. Runde, DFB-Pokal, 2020/21.
Stadion: BayArena, Leverkusen.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 20.35 Uhr live.
TV-Hinweis: Sky Sport 1 HD überträgt ab 20.30 Uhr live.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel

Die letzten Informationen vor dem DFB-Pokalspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Montag, 13 Uhr, mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV und Facebook.