12.11.2018
Interview

"Wir genießen diesen Moment" – Zwischenfazit von Adi Hütter

Einen Tag nach dem 3:0-Heimsieg gegen Schalke 04 spricht Cheftrainer Adi Hütter über Taktik, Belastungssteuerung und Menschenführung.

Adi, nach welchen Kriterien wählst Du dein Sturmpersonal aus?
Sie sind alle gleich gut, aber es hilft mir nicht, wenn sie nicht nach hinten arbeiten. Das haben sie wieder gut gemacht und vorne viel gearbeitet. Wenn sie so auftreten, zieht es die gesamte Mannschaft mit. Natürlich freut es mich auch, dass sie darüber hinaus wieder getroffen haben, aber gerade auch wie viel Ante Rebic in der zweiten Halbzeit für die Mannschaft getan hat.

Würdest Du Ante auch mal wieder ein Erfolgserlebnis gönnen?
Ich glaube nicht, dass Ante ein Spieler ist, der sich allein über Tore definiert. Es geht immer um die gesamte Leistung. Er freut sich genauso, wenn andere Tore schießen. Vielleicht tut es ihm zwischendurch gut, wenn er trifft, aber es besitzt keine absolute Priorität, egoistisch zu sein, um unbedingt ein Tor zu erzielen.

Du bevorzugst bei einem Dreiersturm zwei echte und eine hängende Spitze. Warum?
Ich finde es gegen den Ball teilweise etwas einfacher, wenn einer etwas abkippt und die beiden Spitzen etwas steuert oder den Sechserraum schließt. Deshalb mag ich diese Konstellation lieber als mit einer Spitze und zwei hängenden dahinter. Das ist Geschmackssache. Aber nochmal: Es steht eine ganze Mannschaft auf dem Platz.

Wie werdet ihr die Länderspielpause gestalten?
Wenn wir auf die Tabelle schauen, ist das ein toller Moment. Zunächst wird es zwei Tage frei geben. Im Fußball und Sport ist es immer wieder ein Geben und Nehmen. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln und sich trauen, im richtigen Moment freizugeben. Dieser ist jetzt gekommen, weil auch viele Spieler mit ihren Nationalteams unterwegs sind. Die zwei freien Tage haben sich alle verdient. Am Mittwoch werden wir uns wieder treffen, Donnerstag und Freitag trainieren, dann gibt es nochmal frei. Und dann müssen wir nochmal sechs Wochen Gas geben.

Zehn Nationalspieler haben keine Pause. Ein Handicap?
Das ist nicht nur bei uns, sondern bei allen Mannschaften, die Nationalspieler abstellen, der Fall. Das ist schon eine unheimliche Belastung, vor allem wenn man wie wir international vertreten ist. Nichtsdestotrotz sind wir auch im November noch topfit, obwohl wir zwei Tage weniger Regenerationszeit als Schalke gehabt haben.

Trotzdem habt ihr die Oberhand behalten.
Das sind Schnittspiele, in denen es in beide Richtungen gehen kann. Deswegen war das erste Tor sehr, sehr wichtig. Ich finde, dass wir unheimlich hart dafür gearbeitet haben, in Führung zu gehen. Man braucht in gewissen Phasen auch immer mal das notwendige Glück, beispielsweise als Kevin den Ball gehalten hat und wir im Gegenzug das Tor erzielen. Dazu der Lattenschuss, als wir uns defensiv nicht gut verhalten und wir kurz darauf das 3:0 erzielt haben. In dieser Phase 3:0 gegen Schalke – Kompliment an die Mannschaft.

Woher kommen diese scheinbar unerschöpflichen Energiereserven?
Ich habe bis zum Schluss eine Mannschaft auf höchstem physischem Niveau gesehen. Natürlich hilft dabei auch das Selbstvertrauen genauso wie eine 3:0-Führung und unsere Fans im Rücken. So macht Fußball natürlich Spaß. Wir haben aber auch schon andere Zeiten erlebt, deswegen genießen wir diesen Moment.