20.08.2020
Team

„Alles dem Fußball unterordnen“

Makoto Hasebe exklusiv! Der Japaner reflektiert die erste Vorbereitungswoche und zeigt auf, worin die Steigerungsmöglichkeiten der Adler liegen.

Makoto, wie hast du die letzte freie Woche bis zum Vorbereitungsstart verbracht?
Es ist richtig, dass wir diese Pause normalerweise nicht gehabt hätten, wären wir noch in der Europa League vertreten. Die unverhofft freie Zeit habe ich mit meiner Familie hier in Frankfurt verbracht. Aber jetzt geht es endlich der neuen Saison entgegen. Ich freue mich, wieder auf dem Platz zu stehen und Gas geben zu können.

Im Vergleich zur vergangenen Saison habt ihr in der kommenden Spielzeit weniger Pflichtspiele. Möglicherweise ein Vorteil?
Vergangenes Jahr sind wir aufgrund der Qualifikationsphase für die Europa League extrem früh in die Saison gestartet. Jetzt haben wir noch über drei Wochen bis zum Bundesligastart. Entsprechend haben wir natürlich die Möglichkeit, uns viel intensiver und konsequenter vorzubereiten. Aus dieser Perspektive kann man es sicherlich als Vorteil sehen.

Im Rahmen der Vorbereitung testet ihr unter anderem gegen die PSV Eindhoven und Ajax Amsterdam. Verleiht das diesen Wochen nochmal einen anderen Charakter?
Wir bekommen es sicherlich mit hochkarätigen Gegnern zu tun, die jede Saison das Potenzial besitzen, in der Champions League zu spielen. Dadurch, dass wir kein Trainingslager haben, sind die Spiele eine willkommene Abwechslung. Es ist für uns super, uns mit diesen Mannschaften messen zu können. Darauf freue ich mich sehr.

Die Doppelbelastung fällt jetzt weg. Fest steht aber auch, dass wir diese Situation zu unserem Vorteil nutzen müssen, um angreifen zu können.

Makoto Hasebe

Welche Ziele habt ihr euch gesteckt?
Besser zu sein als in der vergangenen Saison (lacht)! Denn wir können definitiv mehr, als wir in der vergangenen Saison gezeigt haben. Wir hatten in den vergangenen zwei Jahren unglaublich viele Spiele und waren am Ende auch einfach müde. Diese Doppelbelastung fällt jetzt weg. Fest steht aber auch, dass wir diese Situation zu unserem Vorteil nutzen müssen, um angreifen zu können.

Was müsst ihr dafür konkret verbessern?
Wir haben zuletzt definitiv zu viele Gegentore bekommen, keine Frage. Viele davon resultierten aus einfachen Ballverlusten, das darf uns in dieser Häufigkeit nicht passieren. Deshalb müssen wir uns bewusst machen, dass die Abwehrleistung mitentscheidend dafür ist, wo wir am Ende landen. Mit 59 erzielten Toren standen wir gut da. Aber wenn du 60 Gegentore bekommst, machst du dir selbst vieles kaputt. Das ist ein Punkt, an dem der Trainer ansetzt. Er analysiert alles genau, um diese Fehlerquellen abzustellen. Das hat teilweise mit individuellen Verhaltensweisen zu tun, nichtsdestotrotz sind wir im Defensivverhalten als Kollektiv gefordert.

Mit Gelson Fernandes, Marco Russ und Jonathan de Guzman sind drei erfahrene Spieler gegangen. Junge Spieler, auch aus der eigenen Jugend, rücken nach. Wie schätzt du den aktuellen Kader ein?
Wir haben genügend erfahrene Spieler, dahingehend müssen wir uns keine Sorgen machen. Die erfahrenen Spieler helfen den jungen, das ist enorm wichtig. Davon abgesehen sind alle hochmotiviert und mit Leidenschaft dabei. Wenn wir in der Vorbereitung weiter an unserer Fitness arbeiten und zudem die Chance nutzen, in Ruhe an unserem taktischen Verhalten zu feilen, sehe ich uns zum Saisonstart sehr gut aufgestellt.

Hast du gewusst, dass du in der neuen Saison voraussichtlich der älteste Bundesligaprofi sein wirst?
Stimmt, Claudio Pizarro hat aufgehört und Oliver Fink spielt mit Düsseldorf nicht mehr in der Bundesliga. Aber das spielt für mich keine Rolle, auf dem Platz fühle ich mich immer noch frisch. Der eine oder andere junge Spieler wollte schon von mir wissen, wie man so lange auf diesem Level spielen kann. Ich sage dann immer: eine Spielerkarriere dauert nicht lange, maximal 20 Jahre. In dieser Zeit musst du einfach alles, was du tust, dem Fußball unterordnen. Das würde ich als mein Erfolgsrezept benennen.

Das Abschneiden mit der Eintracht ist mir ohnehin wichtiger als persönliche Rankings.

Makoto Hasebe

Würdest du zustimmen, dass dein Rücktritt aus der Nationalmannschaft 2018 dem Verein zugutegekommen ist?
Dieser Schritt fiel mir damals nicht leicht, war aber notwendig, um die physische wie psychische Belastung zu minimieren. Nach dem Rücktritt fühle ich mich besser, weil ich mich voll und ganz auf die Eintracht konzentrieren kann.

Du bist der Asiate mit den meisten Bundesligaspielen. Würde es dich reizen, auch zu den internationalen Spielern mit den meisten Einsätzen zu zählen?
Ich muss zugeben, dass derlei Statistiken weniger interessant sind. Mir ist zwar bewusst, dass ich Cha Bum-kun abgelöst habe, weiß aber auch, dass es früher viel schwieriger war, auf eine solche Anzahl von Einsätzen zu kommen. Angefangen bei der Begrenzung, nur drei Ausländer einsetzen zu dürfen, bis hin zu den Rahmenbedingungen im sportwissenschaftlichen und medizinischen Bereich. Deshalb sehe ich mich trotzdem nicht vor Cha oder anderen Legenden. Das Abschneiden mit der Eintracht ist mir ohnehin wichtiger als persönliche Rankings.

Gutes Stichwort: Euer erster Gegner in der Bundesliga ist mit Arminia Bielefeld ein für viele Spieler bei euch unbekanntes Gesicht. Wie blickst du auf das Duell mit dem Aufsteiger?
Mein letztes Spiel gegen die Arminia liegt mehr als zehn Jahre zurück. In dieser Zeit hat sich natürlich auf beiden Seiten einiges verändert. Generell gibt es für mich keine einfachen Gegner in der Bundesliga. Naturgemäß wird die Arminia als Aufsteiger topmotiviert sein. Dennoch kann unsere Aufgabe nur lauten, zu Hause drei Punkte zu holen!