17.09.2021
Europapokal

Altes Fieber

Die Rückkehr auf die Europa-League-Bühne schreibt sofort Geschichten von Helden. Von altbekannten und solchen, die es werden können.

Einordnung: Kein Remis wie jedes andere

Oliver Glasner ist erst seit wenigen Monaten bei Eintracht Frankfurt in Amt und Würden, hat aber schon häufiger sein Faible für Metaphern zu erkennen gegeben. Am Mittwoch, einen Tag vor dem Europa-League-Auftakt gegen Fenerbahce SK, war es wieder so weit: „In einem Fußballspiel durchlebt man innerhalb der 90 Minuten Hochzeit und Scheidung“, hatte der Cheftrainer mit Blick auf das zurückliegende Unentschieden gegen den VfB Stuttgart zum Besten gegeben.

Kevin Trapp parierte sich am Donnerstag in den Mittelpunkt.

Kaum vorstellbar, welche Bildsprache dem Fußballlehrer während der Nachspielzeit am späten Donnerstagabend durch den Kopf gegangen sein muss, als er aus der Loge mit ansah, wie Kevin Trapp erst wider Willen und dann mit Verzögerung zum Helden des Spiels avancierte. Das dritte 1:1 in Serie, die vierte Punkteteilung am Stück, war keine wie jede andere.

Kuriosität des Spiels: Eine reicht nicht

Dies lag in allererster Linie an den Umständen. Rückkehr in die UEFA Europa League, ein mit 25.000 Besuchern erneut ausverkauftes Haus und zwei Mannschaften, die es nicht darauf anlegten, ihre Spielweise allzu sehr am Gegner auszurichten. Die Konsequenz waren unter anderem ein Lattenschuss, drei vom Video Assistant Referee überprüfte Tore, von denen zwei nicht zählten, damit einhergehend der verschossene Elfmeter sowie vier Gelbe Karten auf einmal ganz zum Schluss. Vom eher unüblichen vierfachen Spielerwechsel der Gäste in der Schlussphase ganz zu schweigen.

Wechsel des Spiels

Interimschef: Michael Angerschmid.

Vier Neue hatten wiederum Glasner und sein Trainerteam um die ihn vertretenden Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr ins Rennen geschickt. Weil Christopher Lenz nicht rechtzeitig fit wurde, rückte Erik Durm auf dessen linke Abwehrseite, Danny da Costa durfte rechts beginnen. Auf dieser Bahn tauchte offensiv Rafael Santos Borré auf. Ein kleiner Kniff, aus dem Glasner dennoch auf der EintrachtTV-Matchday Show „Eintracht International“ kein Geheimnis machen wollte. Jedenfalls änderte sich am System nichts. Sam Lammers gab erneut die einzige Spitze, zwei nominelle Angreifer auf dem Spielberichtsbogen hin oder her.

Premieren des Spiels

Der Niederländer war es auch, der kurz vor der Pause den überfälligen Ausgleich markierte und damit seinen ersten Treffer für die Eintracht verbuchte. Dass der zweite Treffer dem Videobeweis nicht standhielt, stimmte den Neuzugang nicht allzu traurig: „Ich denke am Ende können wir mit einem Punkt zufrieden sein“, bemerkte er noch unter den Eindrücken des Herzschlagfinales kurz vor 23 Uhr.

Eingeleitet hatte die Bude der neuen Nummer neun nebenbei mit Kristijan Jakic ein weiterer Sommertransfer, der erstmals von Beginn an das Vertrauen erhielt. Eigentlich eher fürs Grobe zuständig, bewies der Kroate mit seinem öffnenden Pass auf Vorlagengeber Filip Kostic auch die feine Klinge. Weswegen selbst Glasner, der für gewöhnlich lieber das Kollektiv hervorhebt, ein Sonderlob übrighatte: „Kristijan Jakics Startelfdebüt war sehr gelungen.“

Und jetzt zum Spitzenreiter

Gelingen soll nun am Sonntagabend beim VfL Wolfsburg, „dann endlich den ersten Dreier“ zu holen, wie Durm voller Überzeugung vorausblickte. „Insgesamt sind wir auf einem richtig guten Weg.“ Mit zwar einigen neuen Gesichtern, aber dem alten Fieber für große Abende.