21.05.2020
Historie

Am Ziel

21. Mai 1980, Eintracht Frankfurt ist erstmals UEFA-Pokalsieger! Um 20 Uhr zeigt EintrachtTV das Finale in voller Länge.

Grenzenloser Jubel: Fred Schaub weiß nach dem Siegtreffer im Rückspiel gar nicht, wohin mit seinen Emotionen.

Als Bernd Hölzenbein am Abend des 21. Mai 1980 im bebenden Waldstadion den UEFA-Pokal als erster Adlerträger in die Höhe reckt, kommt es zu einer bewegenden Geste. Der Kapitän des frischgekürten Europapokalsiegers übergibt die Trophäe an Jürgen Grabowski. Grabi, über Jahre Kopf der Mannschaft, hatte beim Finale verletzungsbedingt nicht mitspielen können. Nun präsentiert „Mister Eintracht“ dem Publikum, das fortwährend „Grabowski“ skandiert, die so lange ersehnte internationale Trophäe...

An solch eine bewegende Geste hatte am 19. September 1979 sicher noch kein Eintrachtler gedacht, als die Mannschaft mit dem Auswärtsspiel beim FC Aberdeen in die internationale Spielzeit gestartet ist, die am letzten Spieltag der Vorsaison durch ein 2:0 in Duisburg mit Platz fünf gesichert worden war. Begleitet von einigen Dutzend Fans ging die Eintracht im Pittodrie Stadium vor 23.000 Zuschauern in der 13. Minute durch Cha Bum-kun in Führung. Der Anfang eines wilden Ritts über sechs Runden, acht Monate und 23 Tore, an deren Ende der bis heute einzige Titelgewinn vor heimischem Publikum stehen sollte. Mehr noch: Am Ende würden die Adlerträger sämtliche internationalen Heimspiele für sich entscheiden können. So auch das finale Rückspiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Schaub stochert Frankfurt zum Titel

Nachdem das Hinspiel am Bökelberg trotz überlegener Spielanlage und ohne den seit März verletzten Jürgen Grabowski 2:3 verloren gegangen war, fieberte ganz Frankfurt dem 21. Mai 1980 entgegen, dem Tag des zweiten Endspiels. Das Waldstadion war an jenem Tag freilich restlos ausverkauft. Nach zwei Minuten forderten die Fans Elfmeter, nachdem Nickel im Strafraum von Fleer gefoult wurde. Doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. In den folgenden Minuten hatten Cha und der überragende Nickel gute Möglichkeiten, doch das 1:0 wollte einfach nicht gelingen. Im zweiten Durchgang wurde die Partie verbissener, die Eintracht kam seltener zu guten Möglichkeiten. In der 74. Minute rettete Jürgen Pahl in höchster Not gegen Matthäus, den Nachschuss von Lienen lenkte der Eintracht-Torwart über die Latte. In der 77. Minute holte Trainer Rausch Norbert Nachtweih vom Feld, für ihn kam Fred Schaub. Und der traf vier Minuten später aus einem Strafraumgewühl zum 1:0 für die Eintracht. Das Tor, das den Titel bedeutete. Nickel betrachtet die Geschehnisse über die 180 Minuten recht ambivalent und sah weder im Hin- noch im Rückspiel einen verdienten Sieger: „Wir hatten zwar in Mönchengladbach das erste Finale mit 2:3 verloren, aber wir waren die bessere Mannschaft gewesen. Entsprechend optimistisch sind wir ins Rückspiel gegangen. Die packen wir, dachte jeder. Aber dann wurde es eine ganz enge Kiste. Unser 1:0 war eigentlich glücklich, denn in Frankfurt waren wir nicht die bessere Mannschaft.“ Sei's drum, am Ende profitierte ausgerechnet Europas Heimmacht von der Europapokalarithmetik.

Als Schiedsrichter Ponnet aus Belgien die Partie abpfiff, stand das Waldstadion Kopf. Mit dem 1:0 hatte die Eintracht erstmals einen internationalen Titel gewonnen. Und zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnte ein Titel im Waldstadion gefeiert werden. Unter ohrenbetäubendem Jubel nahm Bernd Hölzenbein vor der Haupttribüne die begehrte Trophäe in Empfang. Was es damals nicht gab: Konfettiregen, Siegerpodest, Lasershow. Dafür gab es die zu Beginn erwähnte sportliche Geste, die bis heute unvergessen ist. Holz übergab den Pott an Grabi, während das Stadion dessen Namen skandierte. Ganz Fußballfrankfurt war im siebten Himmel und feierte seine Eintracht.

Noch mehr Europapokalnostalgie? Um 20 Uhr läuft auf EintrachtTV das komplette Spiel im Re-live!

Das Rückspiel

21. Mai 1980, Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Pahl - Neuberger, Pezzey, Körbel, Ehrmantraut - Lorant, Hölzenbein, Nickel, Borchers - Cha, Nachtweih (77. Schaub) - Trainer: Rausch.

Tor: 1:0 Schaub (81.).

Schiedsrichter: Ponnet (Belgien).

Zuschauer: 59.000 (ausverkauft).