22.04.2020
Historie

Die magische Nacht von „Schädelharry“

Heute vor 40 Jahren zog die Eintracht gegen den FC Bayern ins UEFA-Pokalfinale ein – dabei standen die Vorzeichen alles andere als verheißungsvoll.

Vor dem Rückspiel des Halbfinals im UEFA-Pokal gegen den FC Bayern München hätte es nicht ungünstiger laufen können. In der ersten Hälfte der Saison hatten sich die Riederwälder noch im Meisterschaftskampf gewähnt. Mit Abschluss der Hinrunde standen die Frankfurter auf Platz vier und waren bis auf die ersten beiden Spieltage immer unter den Top Fünf zu finden. Dieses Bild sollte sich jedoch in der Rückrunde ändern. Die SGE verlor von Spieltag zu Spieltag an Boden und schloss die Saison letztendlich auf Tabellenplatz neun ab. Hinzu kam, dass die Adlerträger vor dem alles entscheidenden Rückspiel gegen die Bayern fünf Wochen in Folge nicht gewinnen konnten und kurz zuvor den Anschluss an die internationalen Qualifikationsplätze verloren hatten. Demzufolge ging auch das Hinspiel in München am Ende mit 0:2 verloren. Der Frankfurter Manager Udo Klug versprach im Anschluss jedem Spieler, für das Erreichen des Finales eine Prämie in Höhe von 16.000 Mark auszuzahlen.

Sturmlauf in Hälfte eins

Bereits vor den Spielen der besten vier Mannschaften stand fest, dass der Cupgewinner aus Deutschland kommen würde. Neben Bayern München und Eintracht Frankfurt duellierte sich auch der VfB Stuttgart mit Borussia Mönchengladbach. Die Frankfurter Fans wollten sich vor dem Rückspiel nicht kampflos geschlagen geben und glaubten noch fest an den Einzug ins Finale. Rund 50.000 Fans pilgerten ins Waldstadion und sollten eine nervenzerreißende Nacht erleben. Ihre Mannschaft drückte von der ersten Minute aufs Tempo. Nach 30 gespielten Minuten konnten die Gäste aus München keinen einzigen Abschluss verzeichnen und sahen sich bereits acht Ecken ausgesetzt. Die neunte folgte eine Minute später. Diese sollte das wichtige 1:0 durch Bruno Pezzey für die Eintracht bringen. So ging es auch in die Pause.

Karger dreht auf

Nach dem Seitenwechsel mussten die Frankfurter ihrer fulminanten ersten Hälfte Tribut zollen und die Münchner Bayern kamen immer weiter auf. Erst mit der Einwechslung von Harald Karger in der 83. Minute sollte sich das Blatt wieder wenden. Bereits vier Minuten später fiel das 2:0 durch Pezzey, welches er wieder nach einer Ecke erzielte. Dieses Tor bedeutete die Verlängerung für die SGE. Die weiteren 30 Minuten sollte Karger nie vergessen. Es begann in der 102. Minute mit seinem ersten Tor und dem 3:0 für seine Mannschaft. Sein Sturmlauf sollte nur durch einen Schuss der Bayern aus 25 Metern in der 104. Minute und dem Gegentreffer zum 3:1 unterbrochen werden. Denn nur drei Minuten später fiel das 4:1, wieder durch Harald „Schädelharry“ Karger und wieder sollte ein Standard den Erfolg bringen. Spätestens nach diesem Tor drohte das Waldstadion überzukochen. Den schlussendlichen Einzug ins Finale brachte dann ein Elfmetertor von Werner Lorant. Kurz zuvor war Karger von Klaus Augenthaler im Strafraum gefoult worden. Auch die Münchner Bayern mussten in Person von Pál Csernai den Frankfurter Sieg neidlos anerkennen. „Es war zweifellos eine großartige Leistung der Eintracht, denn auch wir haben nicht schlecht gespielt.“Einziger Wermutstropfen blieb eine schwere Verletzung von Helmut Müller. Er zog sich im Spiel einen Meniskusschaden zu. Nachdem er sich weitere zwei Jahre erfolglos um ein Comeback bemüht hatte, musste er leider seine aktive Karriere beenden. Ein großes persönliches Opfer, dem ein Monat später der erste und bislang einzige internationale Vereinstitel folgen sollte....