01.05.2020
AUF JETZT!

Auf den Straßen von Gießen

Vorstandsmitglied Axel Hellmann und Uwe Bein zu Besuch bei der Wohnungslosenhilfe des regionalen Diakonischen Werks Gießen.

Während der aktuellen Coronapandemie leiden vor allem Menschen, die von Armut betroffen sind und keinen festen Wohnsitz haben. Dabei gerät oftmals aus dem Blick, dass viele von ihnen nicht aufgrund individueller Fehler in die Wohnungslosigkeit geraten. Vielfach sind schwere Schicksalsschläge oder strukturelle Zwänge die Ursache dafür, dass es den Betroffenen nicht gelingt, dauerhaft Obdach zu finden. Vorstandsmitglied Axel Hellmann und Markenbotschafter Uwe Bein begaben sich in die Eintracht-Hochburg Gießen, um die Arbeit rund um die Wohnungslosenhilfe kennenzulernen, sich direkt mit Betroffenen auszutauschen und deren ganz persönlichen Biografien zu erfahren.

Keiner bleibt zurück

Die Diakonie Hessen setzt abhängig vom Landkreis unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte, die Wohnungsnothilfe wird gleichwohl flächendeckend angeboten. So konnte Sebastian Rode bereits ein ähnliches Projekt der Diakonie in Darmstadt besuchen. Im Landkreis Gießen werden circa 30 unterschiedliche Einrichtungen betrieben. Mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 550 freiwillige Helferinnen und Helfer sind für die Region im Einsatz. Das Angebot umfasst unter anderem die lokalen Tafeln, die Einrichtungen der Schulsozial- und Jugendarbeit, die Bahnhofsmission, die Gemeinwesensarbeit sowie die Wohnungsnothilfe. Das Spektrum an Einsatzbereichen ist hier vielfältig: Im Rahmen der ambulanten Beratungs- und Betreuungsarbeit werden Ratsuchende beispielsweise bei Behördengängen unterstützt und können Angebote der Schuldnerberatung wahrnehmen. Außerdem werden Wohnheime, betreutes Wohnen und Notfallübernachtungen angeboten.Als wichtiges Projekt der örtlichen Dienststelle gilt hierbei „Die Brücke“. Mitten in der Gießener Innenstadt gelegen richtet sich diese Einrichtung hauptsächlich an wohnungslose Menschen. Diese können sich anonym und kostenfrei beraten und unterstützen lassen. Auch eine Tagesaufenthaltsstätte wurde im Rahmen der Brücke eingerichtet. Hier können sich Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind oder waren, zurückziehen, mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen und ihre Freizeit gestalten. Zudem stehen Räumlichkeiten zur Körper- und Wäschepflege sowie eine Selbstversorgungsküche zur Verfügung. Ehrenamtliche Ärzte, ein Zahnarzt und eine Krankenschwester bieten darüber hinaus medizinische Hilfe an, die auch ohne Krankenversicherung wahrnehmbar ist.

Hellmann: „Wir stehen erst am Anfang“

Da sich während des Normalbetriebes bis zu 40 Personen im Gruppenraum aufhalten, mussten diese Angebote aufgrund der verordneten Hygienemaßnahmen drastisch eingeschränkt werden. Auch die Tafeln und andere hochfrequentierte Einrichtungen wurden zunächst – nicht zuletzt zum Schutz der Mitarbeiter aus Hochrisikogruppen – gänzlich geschlossen. Damit einher gehen drastische Einschnitte im Leben der Menschen, die sich bereits vor der Coronapandemie am Rande des Existenzminimums bewegten. Denn zur Sicherung der lebensnotwendigen Bedürfnisse sind viele Menschen dringend auf die Erreichbarkeit von Hilfsangeboten angewiesen. Viele Versorgungsstrukturen, aber auch soziale Kontakte sind durch die aktuelle Krisensituation weggebrochen. Die Diakonie muss ihre Dienstleistungen daher umstrukturieren, was einen erhöhten logistischen und wirtschaftlichen Aufwand nach sich zieht. Nur schrittweise und unter strenger Beachtung der Hygienekonzepte können die Einrichtungen mit einer verringerten Anzahl Angestellter vor Ort wieder öffnen. Eine der größten Herausforderungen für die Diakonie ist dabei, die Angebote und Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Schutz der Mitarbeitenden sicherzustellen. In diesen Zeiten bietet „Die Brücke“ unter der Woche weiterhin verschiedene Dienstleistungen an. Darüber hinaus betreiben die Streetworker vermehrt Sozialarbeit indem sie ihre Klienten direkt kontaktieren. Straßensozialarbeiter Konstantin Potthoff erläutert, dass die Arbeit derzeit insofern erschwert werde, als die Aufenthalts- und Szeneplätze wegen des Versammlungsverbotes geräumt werden und die Betroffenen auf der Straße daher schwer aufzufinden seien.Dennoch konnten Axel Hellmann und Uwe Bein mit einigen wohnungslosen und in Not geratenen Menschen in Kontakt treten und diese mit Geschenken überraschen. Die Gespräche mit den von Wohnungslosigkeit Betroffenen haben Uwe Bein beeindruckt: „Wenn man selbst auf der Sonnenseite des Lebens steht und dann mitbekommt, wie es den Leuten geht, die wir in Gießen getroffen haben, dann muss man erstmal tief durchatmen und das Ganze sacken lassen.“ Die individuellen Lebensgeschichten und Werdegänge haben auch Axel Hellmann besonders bewegt. Das Vorstandsmitglied von Eintracht Frankfurt betont, dass auch in Zukunft vermehrt Handlungsbedarf bestehe: „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung.“ Auch nach der Krise müsse gesellschaftliche Unterstützung geleistet werden, um nachhaltig die Strukturen für eine steigende Anzahl an hilfsbedürftigen Menschen zu stärken. An dieser Stelle möchte sich die Eintracht-Familie getreu dem Motto „Worte, Taten, Spenden“ im Rahmen der „AUF JETZT!“-Kampagne engagieren, gerade weil zum Ende dieses Jahres die EU-Fördermittel für das Wohnungslosenprojekt auslaufen und eine Weiterfinanzierung derzeit fraglich ist.Jetzt helfen!