Das eigene Selbstverständnis ist nach dem 2:1-Erfolg bei Borussia Dortmund ausgeprägter denn je. „Ich habe von der ersten Minute an gesehen, dass wir auf Platz vier stehen, weil wir mutig waren“, bekräftigte Adi Hütter seine Überzeugung, dass die tabellarische Momentaufnahme zum Dauerzustand werden könnte. Immerhin ist der Abstand auf Rang fünf so groß wie nie in der laufenden Spielzeit.
„Sieben Punkte Vorsprung sind gut für uns. Aber es ist nicht genug, weil es noch sieben Spiele sind. Wir denken von Spiel zu Spiel, keines davon ist in der Bundesliga einfach. Wir müssen fokussiert bleiben und an unsere Leistung anknüpfen“, bleibt André Silva gleichzeitig demütig. Der Portugiese schoss sein Team am vergangenen Samstag nicht nur zum 13. Saisonsieg, sondern verbuchte im 25. Spiel auch den 25. Scorerpunkt. Silva-Hochzeit sozusagen. Das einträchtige Gefolge steht im Rahmen der Siegesfeierlichkeiten gleichwohl in nichts nach. Diese nämlich allein am Frankfurter Toptorjäger festzumachen, wäre ebenso nur ein Teil der Wahrheit wie die Ansicht, den Portugiesen allein auf seinen Killerinstinkt zu reduzieren.
Silva-Hochzeit mit Gefolge
„Wir haben vom ersten Stürmer bis zum Torwart bis zum Ende brutal gefightet“, hob Sebastian Rode nach seinem Wiedersehen mit Schwarz-Gelb das funktionierende Gesamtgefüge hervor. Anders wäre es auch kaum zu erklären, dass die Eintracht 2020/21 erst drei Partien verlor. Eine dieser raren Stunden schlug im Hinspiel beim VfL Wolfsburg. Die damalige Ausgangsposition: Der Tabellenfünfte empfing den -neunten, der nebenbei auf den angeschlagenen Silva verzichten musste. Durch den 2:1-Heimsieg kletterten die Niedersachsen auf Rang vier.
Vor dem Aufeinandertreffen am kommenden Samstag ist die Konstellation eine andere. Nachdem die Adler am vergangenen Wochenende sich wie bereits vor der Länderspielpause mit Union Berlin einem unmittelbaren Verfolger entledigen konnten, empfangen die Hessen nun die einen Platz vor ihnen positionierten Wölfe. Die Grün-Weißen spielen ihrerseits mit 54 Punkten nach 27 Spieltagen die zweitbeste Bundesligaspielzeit ihrer Vereinsgeschichte. Besser hatte der VfL zu diesem Zeitpunkt nur 2014/15 mit 57 Zählern abgeschnitten. Ebenfalls vor einem 28. Spieltag 54 Punkte auf dem Konto hatten die Autostädter im Meisterjahr 2008/09.
Schon damals eine prägende Figur war Makoto Hasebe, der gegen seinen Ex-Klub nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung steht. Weil auch die Eintracht mit 50 Punkten so viele wie noch nie in diesem Saisonstadium sammelte, begegnen sich am Samstag gewissermaßen zwei Kontrahenten auf ihrem spieltagsbezogenen Zenit.
Wir müssen weiter hart arbeiten und so stark auftreten, um unsere Punkte zu sammeln, damit wir weiter träumen können, irgendwann wach werden und sagen: Der Traum ist Wirklichkeit geworden.
Kevin Trapp
Es sind beileibe nicht die einzigen Umstände nahe am Optimum. Die Niedersachsen ergatterten in den bisherigen zehn Rückrundenpartien 25 Punkte, gemeinsam mit Spitzenreiter Bayern München die meisten. Direkt dahinter lauert: die Eintracht mit 23 Zählern. Angesichts derlei Resultaten, einhergehend mit überzeugenden Darbietungen, lassen sich Zukunftsphantasien kaum vermeiden. Doch statt sich in Rechenspielchen zu verlieren, denken sie in Frankfurt einzig und allein an die bevorstehende, noch schwierigere, Aufgabe.
„Es kommt die nächste Spitzenmannschaft. Natürlich dürfen wir weiter träumen, dafür arbeiten wir im Training unglaublich hart. Wir haben uns hohe Ziele gesteckt. Trotzdem müssen wir immer weitermachen, die Saison ist noch nicht vorbei. Wir müssen weiter hart arbeiten und so stark auftreten, um unsere Punkte zu sammeln, damit wir weiter träumen können, irgendwann wach werden und sagen: Der Traum ist Wirklichkeit geworden“, erhält sich Kevin Trapp eine professionelle Prise Pragmatismus.
Zumal die Willensleistung aus dem Ruhrgebiet allenfalls mit Blick auf die eigene Herangehensweise zur Blaupause taugt. Nach der zweitstärksten Offensive bekommt es die SGE sogleich mit der stabilsten Defensive des Oberhauses zu tun. Die 22 Gegentore des VfL bedeuten geteilten Bestwert mit Leipzig. Zudem wahrten die Wölfe am zurückliegenden Spieltag beim 1:0 gegen den 1. FC Köln ihre 13. weiße Weste, was ebenfalls sonst nur den Sachsen gelang. Allein in der Rückrunde musste Keeper Koen Casteels erst drei Mal den Ball aus dem Netz holen. Noch nie hatte ein Bundesligateam an den ersten zehn Spielen der zweiten Saisonhälfte weniger Gegentreffer zugelassen.
Nichtsdestotrotz griffe auch diese Teilanalyse zu kurz, denn 46 eigene Buden sind immerhin die sechstmeisten der deutschen Beletage, auch wenn die übrigen Top Fünf allesamt auf mehr Einschüsse kommen. Darunter stellt Frankfurt mit 55 Kisten aktuell wieder mit dem BVB die zweiterfolgreichste Angriffsreihe.
Bundesliga 2020/21
Die Top Sechs im direkten Vergleich
Platz | Klub | Spiele | S/U/N | Torverhältnis | Punkte |
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Bayern München | 8 | 6/1/1 | 21:11 | 19 |
2 | Eintracht Frankfurt | 8 | 3/3/2 | 10:13 | 12 |
3 | VfL Wolfsburg | 6 | 2/2/2 | 6:7 | 8 |
4 | Leipzig | 8 | 1/5/2 | 10:12 | 8 |
5 | Borussia Dortmund | 7 | 2/1/4 | 12:13 | 7 |
6 | Bayer 04 Leverkusen | 7 | 1/2/4 | 5:8 | 5 |
Überhaupt fördert ein Blick auf das obere Drittel einigermaßen Erstaunliches zutage. Bei Verrechnung ausschließlich der Ergebnisse, die die ersten Sechs untereinander erzielt haben, lägen die Rot-Schwarz-Weißen imaginär betrachtet auf Kurs Vizemeisterschaft. Zugegeben, eine kleine Spielerei, die jedoch die konstante Wettbewerbsfähigkeit mit den vermeintlichen Favoriten untermauert. Was schon vorige Woche für Außenstehende nichts mit Zufall zu tun hatte, als Patrick Ochs, langjähriger Frankfurter mit Intermezzo in Wolfsburg, feststellte: „Die Eintracht spielt aktuell mit den Bayern den schönsten Fußball.“ Besser geht’s eigentlich kaum. Doch was wäre Eintracht Frankfurt in der aktuellen Verfassung, wenn sich nicht auch diese Vermutung widerlegen ließe.
Die Adlerträger
Eine Radio-Mini-Hörspiel-Serie von Henni Nachtsheim, der sich dem jeweils nächsten Gegner der Eintracht von der humoristischen Seite nähert. Die neue Folge: „Volltreffer“ – unbedingt reinhören!
Zum Spiel
Anstoß: Samstag, 10. April, 15.30 Uhr, 28. Spieltag, Bundesliga, 2020/21.
Stadion: Deutsche Bank Park, Frankfurt.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 15.20 Uhr live. Als Experte zu Gast ist Marco Russ.
TV-Hinweis: Sky Sport Bundesliga 3 HD überträgt ab 15.15 Uhr live.
Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher
Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Donnerstag, 13 Uhr, mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV, Facebook und mainaqila – präsentiert von Krombacher.