Situation: Verflixte 13
13 Spiele in Folge ohne Sieg und null Punkte aus den ersten drei Ligapartien – es ist keine einfache Zeit für den Traditionsverein und seine Anhänger. Dabei war der Effzeh mit einem souveränen 6:0-Pokalerfolg bei Regionalligist Altglienicke in die neue Saison gestartet. Zum Auftakt in der Bundesliga gab es allerdings in der letzten Minute eine unglückliche Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim. Am zweiten Spieltag verlor der FC bei Aufsteiger DSC Arminia Bielefeld 0:1, ehe es vor der Länderspielpause im eigenen Stadion eine 1:3-Derbyniederlage gegen Borussia Mönchengladbach setzte. Damit hält die Negativserie der Domstädter weiterhin an, letztmals konnten die Kölner am 6. März beim 2:1 in Paderborn dreifach punkten. Mittelfeldspieler Elvis Rexhbecaj zeigte sich in einem vereinseigenen Interview vor der Partie gegen die Eintracht optimistisch: „Es ist nicht so, dass wir nach drei Spieltagen mit hängenden Köpfen rumlaufen. Wir haben noch 31 Spiele vor uns. Die Bundesliga ist ein Marathon und kein Sprint. Es dauert noch so lange, bis irgendetwas entschieden ist. Wir verfallen nicht in Panik, sondern arbeiten konzentriert weiter.“
1. FC Köln 2020/21 | |
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Kompakt | 0 Siege, 0 Unentschieden, 3 Niederlagen, 0 Punkte, Tabellenplatz 16 |
Torschützen | Andersson, Drexler, Rexhbecaj (je 1) |
Trainer: Hoffnung auf die Trendwende
Markus Gisdol hatte die Kölner im November 2019 als Nachfolger von Achim Beierlorzer übernommen. Nach nur einem Punkt aus den ersten drei Partien startete der FC unter dem neuen Coach eine Serie und gewann acht der darauffolgenden zehn Spiele. Seit der anschließenden 1:2-Pleite am 11. März im Rheinduell mit Mönchengladbach ist Köln allerdings sieglos. Gegen die Eintracht hofft der Coach auf die Trendwende. Seine Trainerkarriere begann der gebürtige Geislinger 1997 in der Kreisliga B bei der TSG Salach. Es folgten Stationen beim FTSV Kuchen, dem SC Geislingen und der U17 vom VfB Stuttgart. Nach einem halben Jahr bei der SG Sonnenhof Großaspach und einer Saison beim SSV Ulm heuerte Gisdol 2009 als Trainer der U23 bei der TSG Hoffenheim an. Während seiner Zeit bei den Kraichgauern begann der 51-Jährige seine Fußballlehre, die er im März 2011 erfolgreich abschloss. Im Anschluss wurde er Co-Trainer von Ralf Rangnick beim FC Schalke 04. 2013 zog es ihn zurück nach Hoffenheim, diesmal als Cheftrainer der Profis. Zwischen 2016 und 2018 stand Gisdol für den HSV an der Seitenlinie – es war seine letzte Station vor dem FC.
Taktik: In der Findungsphase
Markus Gisdol lässt seine Jungs vorzugsweise im 4-2-3-1-System auflaufen – am vergangenen Spieltag setzte er im Rheinderby allerdings auf ein 3-5-2. Die Dreierkette bildeten Rafael Czichos, Sebastiaan Bornauw und Frederik Sörensen. Auf den beiden Außenpositionen kamen Jannes Horn und Kingsley Ehizibue zum Einsatz – in der offensiven Dreierreihe vertraute der Coach auf Elvis Rexhbecaj, Ellyes Skhiri und Ondrej Duda. Dominick Drexler und Sebastian Andersson stürmten. Der Schwede war in den vergangenen Tagen angeschlagen zu Behandlungen nach München gefahren und trainierte größtenteils individuell, sein Einsatz am Sonntag ist noch fraglich. Als offensive Alternativen stehen Ismail Jakobs, Marius Wolf, Dimitrios Limnios, Jan Thielmann und der nach einer langweiligen Knieverletzung wiedergenesene Anthony Modeste bereit. Letzterer machte mit einem Achterpack beim 14:0-Testspielsieg gegen den Landesligisten SC Borussia Lindenthal-Hohenlind auf sich aufmerksam. Fraglich ist jedoch, ob der erfahrene Stürmer nach nur einem Testspiel schon fit genug für einen längeren Einsatz auf Topniveau ist.
Im Sommer musste der FC die Abgänge von Topscorer Jhon Cordoba und Mark Uth verkraften. Die Mannschaft und die Neuzugänge Duda, Andersson und Wolf müssen sich erst noch einspielen. Armin Veh, der zwischen Dezember 2017 und November 2019 als Geschäftsführer Sport in Köln tätig war, sagte kürzlich in der TV-Sendung Doppelpass: „Sie haben eine relativ neue Mannschaft, die sich erst einmal finden muss.“ Schon möglich, dass sich die Domstädter gegen die Eintracht wieder mit einer Viererkette finden werden, Benno Schmitz und Noah Katterbach sind Alternativen für die Defensive. Definitiv ausfallen wird Jonas Hector, der aufgrund eines Schleudertraumas im Bereich der Halswirbelsäule bereits die Partie gegen Mönchengladbach verpasste. Unter der Woche hatte der Kapitän zudem seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben.
Spieler im Fokus: Timo Horn
Der Torhüter ist ein Kölner Urgestein und hat mit seinem FC einige Höhen und Tiefen durchlebt. Die aktuelle Situation ist insbesondere für ihn keine leichte, denn ungewohnte Unsicherheiten in den ersten Ligapartien haben zu einer öffentlichen Torwartdiskussion geführt. Nachdem er beim entscheidenden Gegentor der 0:1-Niederlage in Bielefeld nicht gut aussah, stärkte Trainer Gisdol dem Eigengewächs des FC den Rücken: „Timo ist und bleibt unsere Nummer eins.“ Dass eine Diskussion aufkomme, sei logisch, schließlich habe der FC im Sommer mit Ron-Robert Zieler einen Weltmeister verpflichtet. Doch Gisdol erklärt, der 31-Jährige sei mit der klaren Absicht gekommen, „Nummer zwei zu sein, sich hier zu entwickeln und Gas zu geben.“
Horn ist bereits seit 2008 im Verein und spielte zuerst für die U17 und die U19 des FC. 2011 rückte er in den Profikader auf, blieb in seinem ersten Jahr allerdings ohne Bundesligaeinsatz und stand stattdessen 14 Mal für die zweite Mannschaft zwischen den Pfosten. Nach dem Abstieg 2012 und den Abgängen der Torhüter Michael Rensing und Miro Varvodic erklärte der damalige Cheftrainer Holger Stanislawski Timo Horn zur Saison 2012/13 zur neuen Nummer eins im Tor. Die vielen Jahre als Leistungsträger beim FC weiß auch Armin Veh zu schätzen, der schützende Worte für den 27-Jährigen findet: „Timo hatte Zeiten, in denen er überragend gehalten und an das Tor der Nationalmannschaft geklopft hat. Jetzt hat er mal eine schlechte Phase, die er überstehen muss. Wenn er das Vertrauen bekommt, kann er die Kurve bekommen.“