05.12.2019
Bundesliga

Kein Sommermärchen

Nach fünf Niederlagen in Folge steckt die Hertha im Abstiegskampf. Nun soll es Jürgen Klinsmann, der Bundestrainer während der Heim-WM 2006, richten.

Situation

Ende November entließen die Verantwortlichen der Hertha um Michael Preetz Trainer Ante Covic, der erst Anfang der Saison den Posten von Pal Dardai übernommen hatte. Am ersten Spieltag erspielten sich die Herthaner noch ein respektables 2:2 gegen den FC Bayern. Alles schien auf eine gute Saison für die Berliner hinauszulaufen. Allerdings verloren sie daraufhin drei Mal in Serie. Nach aktuell 13 Spieltagen stehen den Hauptstädtern erst drei Siege und zwei Unentschieden zu Buche. Acht Niederlagen sprechen eine deutliche Sprache. Nun soll Klinsmann die Trendwende herbeiführen. Das klappte im ersten Spiel gegen die Borussia aus Dortmund jedoch noch nicht (1:2). Damit stehen die Blauweißen mit elf Punkten auf dem Relegationsplatz. Im DFB-Pokal sind die Berliner aber noch vertreten. Gegen den Zweitligisten Dynamo Dresden konnten sie sich mit 5:4 im Elfmeterschießen durchsetzen. In der nächsten Runde geht es gegen den FC Schalke 04. 

Formkurve

Das Pokalspiel als Unentschieden gewertet wartet die Alte Dame wettbewerbsübergreifend seit sieben Spielen auf einen Sieg. Der letzte Dreier datiert vom 4. Oktober, beim 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf. Kurzum: Die Hertha steckt in einer Krise. Sollte gegen die Eintracht wieder kein Punktgewinn gelingen, könnte der 1. FC Köln mit einem Sieg bei Stadtnachbar Union mit dem Berliner Sport-Club gleichziehen. Klinsmann ist erst die zweite Woche im Amt und hatte vor dem Spiel gegen den BVB noch kaum Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten. Deshalb wird sich erst gegen die Adlerträger zeigen, was „Klinsi“ ändert und ob er die Herthaner wieder in die Spur bringen kann.

Trainer

Jürgen Klinsmann ist in der Welt des Fußballs alles andere als ein Unbekannter. Als Spieler wurde er mit Deutschland 1990 Welt- und 1996 Europameister, als Trainer erweckte er die deutsche Nationalmannschaft 2004 und bescherte Deutschland bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land 2006 mit der Bronzemedaille das vielfach zitierte Sommermärchen. 2008 ging es für den 55-jährigen Fußballlehrer zum FC Bayern. Dort konnte er allerdings nicht an seine erfolgreiche Zeit beim DFB anknüpfen, nach nicht mal einer Saison war Schluss. Ab 2011 betreute er das Nationalteam der Vereinigten Staaten als Chefcoach und später auch zusätzlich als Technischer Direktor. Dabei half er, die Entwicklung des Fußballs in den USA voranzutreiben und den Sport dort populärer zu machen. Am 8. November wurde der gebürtige Göppinger und Wahlkalifornier als Aufsichtsratsmitglied bei den Herthanern installiert, wo er nun auch einen Vertrag bis zum Ende der Saison als Interimstrainer erhalten hat.

Taktiktafel

In seinem ersten Spiel mit der Hertha gegen den BVB stellte Klinsmann auf nur drei Positionen um, veränderte aber er die Grundformation. Am 12. Spieltag ließ Covic gegen den FC Augsburg noch ein 4-2-3-1 spielen. Klinsmann setzte auf ein 3-1-4-2. Auf Stammtorhüter Rune Jarstein musste er aufgrund einer Roten Karte aus dem Spiel gegen den FCA verzichten, für ihn stand Thomas Kraft, den er bereits aus seiner Zeit in München kennt, zwischen den Pfosten. Zudem mussten Lukas Klünter und Javairo Dilrosun draußen bleiben. In die Startelf rückten dafür Karim Rekik und Neuzugang Dodi Lukebakio. Rekik bildete gemeinsam mit Dedryck Boyata und Niklas Stark die Dreierkette. Davor spielte Per Skjelbred als Sechser. Marius Wolf und Maximilian Mittelstädt beackerten die Flügel, Marko Grujic und Vladimir Darida besetzten die beiden Achterpositionen, das Sturmduo bestand aus Davie Selke und Lukebakio. Ob Klinsmann auch gegen die Eintracht auf diese Formation zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Tagen hatte er aber Zeit, um die Mannschaft besser kennenzulernen und erste taktische Dinge zu modifizieren.

Spieler im Fokus: Marius Wolf

Marius Wolf entstammt der Jugend des 1. FC Nürnberg. Im Alter von 17 Jahren wechselte er von der U17 des Clubs zur U19 des TSV 1860 München. Bei den Sechzigern stieg er über die zweite Mannschaft in den Profikader auf. Für das Profiteam spielte er keine zwei Saisons und wechselte im Januar 2016 zu Hannover 96. Dort konnte er sich aber auch aufgrund von einigen kleineren Verletzungen nicht durchsetzen und spielte kaum eine Rolle. Deshalb zog er schon ein Jahr später weiter gen Frankfurt. Die Eintracht lieh den damals 21-Jährigen zunächst aus. Die Rückrunde der Saison 2016/17 verlief ähnlich unglücklich für ihn. In der Saison 2017/18 schaffte der 1,88-Meter-Athlet endlich den Durchbruch. Er kam schlussendlich in 28 Bundesligaeinsätzen auf fünf Tore und neun Vorlagen sowie sechs weitere Einsätze im DFB-Pokal, wo ihm ein Treffer und zwei Assists gelangen. Am Ende stand der Finalsieg über den FC Bayern, wozu Wolf in der Startelf stehend eine Stunde beitrug. Die SGE verpflichtete ihn daraufhin fest, verkaufte ihn aber sofort weiter an Borussia Dortmund. Beim BVB erlebte er wiederum ein ernüchterndes Jahr, auch weil ihn vereinzelte Verletzungen immer wieder zurückwarfen. Weshalb die Dortmunder Wolf an die Spree verliehen. Ex-Trainer Ante Covic stellte Wolf in fast jeder der bisherigen Bundesligapartie auf. Der gebürtige Coburger kommt in der aktuellen Spielzeit nach zehn Einsätzen auf einen Treffer und zwei Vorlagen.Und hier geht's zum Deutsche Bank Finanzcheck.