13.01.2021
DFB-Pokal

Keine Endstation

Der Pokalexpress stoppt in Leverkusen. Dennoch erhalten sich die Adlerträger ihre Angriffslust. Die nächsten Zwischenhalte warten schon.

Etwas ungewohnt ist der Blick in den Terminkalender schon. Nach der 1:4-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen ist die Eintracht nun bis Mitte Mai noch 19 Mal ausnahmslos in der Bundesliga gefordert. In den vergangenen beiden Spielzeiten waren die Frankfurter Fußballer in diesem Zeitraum immer in drei Wettbewerben vertreten, seit 2017 stand viermal in Folge mindestens ein Halbfinale auf dem Programm. Alles andere als Selbstverständlichkeiten, die oftmals an Kleinigkeiten geknüpft waren und sind. „Die Mannschaft hat alles gegeben, wir hatten heute Spielpech. Natürlich fliegen wir nicht gerne raus“, fasste Fredi Bobic die Gemengelange zwischen Wunsch und Wirklichkeit am späten Dienstagabend treffend zusammen.

In der Luft wie über der Grasnarbe 100 Prozent: Martin Hinteregger.

„Wir haben ein gutes Spiel gemacht und Leverkusen alles abverlangt“, bewegte sich hinterher auch Martin Hinteregger, mit spitzenmäßigen 62 Pässen und 79 Ballkontakten und neun Luftzweikämpfen erneut Ruhepol in der Zentrale, in der Analyse mit sichtlich belegter Stimme zwischen Stolz und Enttäuschung. Die war ebenso Adi Hütter anzumerken. „Es ärgert mich, dass wir die Chance aufs Weiterkommen verpasst haben. Gratulation an Leverkusen“, präsentierte sich der Cheftrainer als fairer Sportsmann und mochte nur am Rande auf so manche zum Nachteil der Hessen eingetretene Situation eingehen – obwohl er dazu jedes Recht gehabt hätte.

Doppelter Bruch nach halber Stunde

„Denn bis zur Auswechselung von Younes (29.) waren die Frankfurter mindestens ebenbürtig“, hatte nicht nur die Bild-Zeitung einen couragierten Auftritt der Adlerträger beobachtet, ehe es zum doppelten Bruch kam. Younes, seines Zeichens amtierender italienischer Pokalsieger mit dem SSC Napoli und Schütze der frühen Führung, musste nach mehreren harten Zweikämpfen angeschlagen raus. „Er konnte nicht mehr laufen. Er hat einen Schlag auf die Achillessehne bekommen, auf eine alte Stelle“, begründete Hütter kurz nach dem Abpfiff bei Sky. Unmittelbar zuvor hatte Lucas Alario die Werkself per Handelfmeter zurück ins Spiel gebracht (27.). Eine Entscheidung mit Beigeschmack, aber alternativlos, weil der Video Assistant Referee im DFB-Pokal erst ab dem Achtelfinale zum Einsatz kommt. „Das Spiel kippt nach dem Elfmeter“, zeigte Rode auf, wohlwissend um „die Chance zum 2:0.“

Das zweite Tor gelang kurz nach der Pause aber Bayer, wieder nach einem ruhenden Ball und obendrein aus leichter Abseitsposition, wie die Fernsehbilder verrieten. Ausgerechnet Tapsoba, der zehn Tage zuvor noch ins eigene Gehäuse zum 2:1 für Frankfurt getroffen hatte... „So etwas gleicht sich immer aus“, hatte Hinteregger noch am Samstag geunkt, als die Eintracht in Mainz zwei Mal – berechtigterweise – vom Videobeweis profitiert hatte. Nur wiegen derlei Momente in der K.-o.-Phase eben schwerer als im Punktspielbetrieb.

Zumal es ohnehin hypothetisch bleibt, wie die Partie nach dem Seitenwechsel verlaufen wäre, auch wenn Lukas Hradecky, gegen seine Ex-Kollegen mehrfach zur Stelle, ehrlich konstatierte: „Das Ergebnis ist bisschen zu hoch. Wir haben gut gekontert.“ Letzteres vor dem 3:1 und 4:1, als erst ein Ballverlust und später eine weitere vergebene Großchance zum Bumerang wurden.

Unter anderem an Hradecky ist abzulesen, dass sich das Resultat zwar wenig von den vorangegangenen Niederlagen unter dem Bayer-Kreuz unterschied, wohl aber die Art und Weise. Der Torwart spielte nämlich 25 von 51 Pässen weit in die gegnerische Hälfte – derer die Adlerträger sage und schreibe 80 Prozent vorzeitig abfingen. Zum Vergleich: Bei Kevin Trapp waren es acht von 24, also ein Drittel statt nahezu die Hälfte. Überhaupt brachten die Gäste nur zwei Schüsse weniger auf den Kasten als die Hausherren, hier wiesen die Statistiker am Ende ein Verhältnis von 9:7 aus.

Nahende Neuzugänge für Sow und Hütter

Effizienzunterschiede, die beispielsweise in Mainz, als zwei von vier Versuchen im Netz zappelten, gleichermaßen den Unterschied ausgemacht hatten, weshalb Hütter mit Blick auf die ausgelassenen Gelegenheiten meinte: „Wir sind selbst schuld.“ Entschuldigt fehlte dahingegen Djibril Sow, der Vater wird – und nach dem gesperrten Kostic und Younes der dritte Eckpfeiler war, auf den das Trainerteam unfreiwillig verzichten musste.

Hat vor dem Anpfiff frohe Kunde: Fredi Bobic.

Derweil sorgte Sportvorstand Bobic schon vor dem Anpfiff für Aufsehen, als er die, vorbehaltlich letzter Details, nahende Rückkehr von Luka Jovic verkündete. „Das ist sicher die erfreulichste Botschaft des Tages. Luka hat alles darangesetzt, zurück nach Frankfurt zu kommen. Mit ihm würde ein außergewöhnlich guter Spieler in eine intakte Mannschaft stoßen“, frohlockte Hütter auf der Pressekonferenz.

Der Fußballlehrer erkennt damit ein „spezielles Signal nach außen und nach innen.“  Bis es tatsächlich so weit ist, gehen die nächsten Blicke auf das Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am Sonntag, verbunden mit dem Ausstand von Kapitän David Abraham, der sich freilich „zum Abschied einen Sieg“ wünscht. Um wie in den Vorwochen bestens gewappnet zu sein, steht am Mittwochnachmittag sowie jeweils am Freitag- und Samstagvormittag eine Einheit an, am Donnerstag dürfen die Adler kurz durchschnaufen. Denn eines ist klar: Auch wenn im DFB-Pokal nach der zweiten Runde Schluss ist, in der Bundesliga ist nicht mal Halbzeit. Weswegen Seppl Rode, am Dienstag Interimskapitän, vorgibt: „Wir müssen die Niederlage schnell abhaken und konzentrieren uns jetzt voll auf die Liga.“ Denn dort ist noch längst nicht Endstation. Die Weichen bleiben weiterhin gestellt.