23.09.2020
Bundesliga

Sturm über Berlin

Nur eine Niederlage in den vergangenen neun Bundesligaspielen, zudem regelmäßig treffsicher. Um in Berlin zu bestehen, möchte die Eintracht aber vor allem in der Defensive die Hebel ansetzen.

Wer immer dieser Wochen in Frankfurt die Ziele für die laufende Saison formulieren soll, nimmt sich in erster Linie vor, sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern zu wollen: spielerisch und damit möglichst auch tabellarisch. Gleiches gilt für Hertha BSC, die in der Saison 2019/20 auf Rang zehn landeten, ein Platz und vier Punkte hinter der Eintracht. Nach dem überraschenden Ausscheiden in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig sah es bei den Berlinern erstmal nicht nach einer Steigerung aus. Die Herthaner mussten sich 4:5 geschlagen geben, scheiterten somit das erste Mal seit achten Jahren bereits in der ersten Runde. Die Berliner schossen zwar vier Tore, doch die Defensivleistung war durchzogen von individuellen Fehlern und insgesamt zu instabil. Das Ergebnis reihte sich in drei torlose Testspielniederlagen in Folge in der Vorbereitung gegen Ajax Amsterdam (0:1), die PSV Eindhoven (0:4) und den Hamburger SV (0:2) ein. Besser machte das die Eintracht, die ebenfalls gegen die beiden niederländischen Mannschaften testete und gegen Ajax zumindest ein Tor erzielte (1:2), gegen Eindhoven 2:1 gewann und zudem im Pokal eine Runde weiterkam.

Bedröppelte Miene nach dem Pokalaus in Braunschweig.

Hertha fängt sich nach Pokalaus

Die Startschwierigkeiten traten in Berlin nach dem Bundesligaauftakt vorerst in den Hintergrund. Tabellenplatz zwei hinter dem FC Bayern München, vier Tore, der beste Bundesligaauftakt seit der Saison 2013/14. Beim Auftaktsieg gegen Werder Bremen, der erste seit 2006, überzeugte die Mannschaft durch Effizienz im Abschluss und eine solide Defensivleistung. Von diesen Attributen war eine Woche zuvor beim Ausscheiden insbesondere im Rückwärtsgang noch wenig zu sehen gewesen. Das Erfolgsgerüst von Bruno Labbadia, seit April 2020 Trainer der Hertha und der insgesamt vierte während der Saison 2019/20, steht folglich noch auf wackeligen Füßen. Labbadia hatte die etwas aus der Bahn geratenen Berliner übernommen und schließlich zu einem versöhnlichen Saisonabschluss geführt.

Mit Marco Grujic hat Berlin zwar nur einen Stammspieler verloren, aber mit Per Skjelbred, Vedad Ibisevic, Salomon Kalou, Thomas Kraft durchaus Führungsspieler abseits des Platzes abgegeben. Seit Mittwoch steht fest, dass Abwehrchef Dedryck Boyata das Kapitänsamt von Ibisevic übernehmen wird. Der Konkurrenz im Kader der Berliner ist trotzdem so groß wie lange nicht. Vor allem im Sturm besitzen sie mit Neuzugang Jhon Cordoba einen Angreifer, der körperlich sehr präsent ist und bei seinem ersten Spiel für die Berliner direkt ein Tor schoss. Er markierte mit seinem Treffer den 4:1-Endstand. Vergangene Saison traf er 13 Mal in der Bundesliga, damals noch im Trikot des 1. FC Köln. An Alternativen mangelt es im Sturm nicht: Als da wären Krzysztof Piatek, Matheus Cunha sowie die Youngster Daishawn Redan und Jessic Ngankam. Ngankam gilt als einer der Gewinner der Vorbereitung und ist hungrig auf weitere Pflichtspielminuten im Trikot der Hertha. Ebenfalls torgefährlich ist Flügelspieler Dodi Lukebakio. Eine Veränderung gab es außerdem im Tor: Der langjährige Torwart des SC Freiburg Alexander Schwolow wechselte nach Berlin, um Rune Jarstein als Nummer eins im Tor abzulösen.

Neuer Kapitän: Dedryck Boyata.

Weiterhin ungeschlagen zum Saisonauftakt

Die Eintracht blieb in der fünften Bundesligasaison in Folge am ersten Spieltag ungeschlagen, auch wenn gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld den Chancen nach mehr als ein Remis möglich gewesen wäre. Das Team von Adi Hütter erarbeitete sich 14 Ecken, war aber im Abschluss nicht konsequent genug. Es war dann einmal mehr André Silva, der den Ausgleich bescherte, und wieder mal erzielten die Frankfurter das Tor per Kopf. In der vergangenen Saison waren die Adler mit 15 Kopfballtoren das in dieser Disziplin stärkste Team – gemeinsam mit dem FC Köln. In Berlin gewann die Eintracht nach dem Restart vergangene Saison mit 4:1. In den letzten neun Bundesligapartien gab es überhaupt nur eine Niederlage, am 30. Spieltag gegen Mainz.

In guter Erinnerung

Insgesamt 64 Mal trafen die beiden Mannschaften in der Liga aufeinander. 29 Mal siegte die Hertha, 17 Mal Frankfurt, 18 Mal gab es ein Unentschieden. Toptorjäger der Bundesligaduelle auf Seiten der Frankfurter ist niemand Geringeres als Alex Meier mit sieben Toren. Vor allem in jüngster Vergangenheit hatten die Adler das bessere Ende für sich, denn Hertha BSC ist seit drei Begegnungen mit den Hessen sieglos. Zuletzt gab es zwei Remis und eine Niederlage. Diese setzte es am 31. Spieltag der Vorsaison. Die Berliner unterlagen im heimischen Olympiastadion mit 1:4 – trotz einer 1:0-Pausenführung. Hier entstand auch das sportschau Tor des Monats Juni 2020, eine geniale Koproduktion von Daichi Kamada und André Silva. Evan Ndicka, damals Torschütze, wird am Freitagabend aufgrund seiner Syndesmosebandläsion weiterhin verletzt fehlen. In die Liste der Torschützen gegen die Alte Dame reihen sich außerdem Bas Dost, Martin Hinteregger, Filip Kostic, Sebastian Rode und Erik Durm ein.

Wie die Punkteverteilung am Freitag aussehen wird und wer sich dort in die Torschützenliste einreihen wird, bleibt abzuwarten. Würden die Adler den sturmgewaltigen Berlinern einen Strich durch die Rechnung, wäre eine Überraschung gewiss übertrieben, bemerkenswert aber allemal. Oder wie Stefan Ilsanker ankündigt: „Es wird sicher nicht einfacher als gegen Bielefeld. Sicher ist: Wenn wir dort zu weit auseinanderstehen, werden wir nicht unentschieden spielen. Dementsprechend müssen wir kompakter und geschlossener agieren und vor dem eigenen Tor noch besser verteidigen.“

Zum Spiel

Anstoß: Freitag, 25. September, 20.30 Uhr, Bundesliga 2020/21, 2. Spieltag.
Stadion: Olympiastadion Berlin
Hörtipp: EintrachtFM überträgt ab 20.20 Uhr live.
TV-Hinweis: DAZN überträgt die Partie live.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher

Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV und Facebook – präsentiert von Krombacher.