08.04.2025
Europapokal

Tottenham im Check

Eine lange Historie, eine Kluft zwischen Premier und Europa League in der laufenden Saison und ein Trainer „mit viel Fantasie“. Die Spurs aus dem Norden Londons unter der Lupe.

Der Gegner

Die Historie des Vereins reicht etwa 143 Jahre zurück. Die Gründung datiert auf den 5. September 1882. Schüler eines Gymnasiums und Mitglieder im lokalen Cricket Club (Hotspur Cricket Club) im Norden Londons suchten nach einer Alternative zur sportlichen Betätigung während der Wintermonate. Kurzerhand wurde der Hotspur Football Club gegründet, ehe es 1884 zur Umbenennung zu Tottenham Hotspur kam. „Hotspur“ lässt sich in „Heißsporn“ übersetzen und führt auf den Namen des im 14. Jahrhundert lebenden adligen Sir Henry „Hotspur“ Percy zurück.

Tottenham Hotspur – oder einfach auch häufig in Kurzform „Spurs“ genannt – schnappte sich 1900/01 erstmals den Pokal, wurde 1950/51 erstmals Meister und gewann 1961 das Double. 1963 folgte dann der erste Titel einer englischen Mannschaft in einem europäischen Wettbewerb, im Pokalschrank der Spurs steht seitdem der Europapokal der Pokalsieger. Insgesamt stehen drei europäische Titel im Briefkopf, zum Triumph 1963 gesellt sich noch 1972 und 1984 der UEFA-Cup.

Der letzte Titel liegt allerdings schon eine Weile zurück, 2007/08 holte Tottenham den englischen Ligapokal.

Das Stadion

Über die Sumpfgebiete des Flusses Lee, in den Northumberland Park 1888 – weil dort für die Spiele erstmals Eintritt verlangt werden konnte – über das berühmte Stadion an der White Hart Lane und schließlich in das Totteham Hotspur Stadium, seit 2019 die Spielstätte der Londoner. Einige Umzüge und Umbauaktionen führten die Spurs in ihr hochmodernes Fußballstadion.

Das Tottenham Hotspur Stadium.

62.850 Zuschauer fasst das Stadion, von den Fans auch „The Lane“ genannt, an der 782 High Road im Norden der Metropole. 

Der Trainer

Angelos, genannt Ange, Postecoglou übernahm zur Saison 2023/24 das Cheftraineramt bei den Tottenham Hotspur. Der Australier mit griechischen Wurzeln blickt auf eine Trainervita mit einigen Titeln zurück, darunter Erfolge in Australien, Japan und Schottland. Unter anderem zeichnete der 59-Jährige beim Celtic FC in Glasgow für insgesamt fünf Titel verantwortlich. Darunter das schottische Triple 2023 aus Meisterschaft, Pokal und Ligapokal. Im Sommer 2023 folgte dann der Schritt in die Premier League zu den Tottenham Hotspur.

Im Klub-Podcast „Eintracht vom Main“ lobt Archie Rhind-Tutt, gebürtiger Brite und seit vielen Jahren Bundesligareporter, den Ansatz von Ange Postecoglou: „Es ist cool, mit wie viel Fantasie er trainiert, aber in der Premier League braucht es auch einen gewissen Realismus, und manchen Fans ist es zu viel Fantasie.“

Taktiktafel

Tottenham spielt unter Postecoglou in einem offensiven 4-3-3. Standesgemäß steht Guglielmo Vicario zwischen den Pfosten, mit 81,3 Prozent abgewehrter Bälle statistisch der zweitbeste Keeper in der laufenden UEL-Spielzeit. Vier Mal wurde er in der Ligaphase von Fraser Forster vertreten. In seinem direkten Blickfeld standen zuletzt Destiny Udogie, der Ex-Wolfsburger Micky van de Ven, Cristian Romero und Pedro Porro in der Viererkette.

Lucas Bergvall, 19 Jahre jung und wie Frankfurts Hugo Larsson Nationalspieler Schwedens, stand in 2024/25 in bisher jeder Europa-League-Partie auf dem Platz. Hinzu kommen im Zentrum – immer wieder im Wechsel – Rodrigo Bentancur, James Maddison und Pape Matar Sarr.

Für offensive Durchschlagskraft sorgten zuletzt im Achtelfinale gegen Alkmaar der Klubroutinier und Kapitän Heung-min Son – immer auf Linksaußen stehend –, Wilson Odobert und Dominic Solanke, der die meisten Assists (vier) und Torschussvorlagen (acht) seines Teams im laufenden Wettebwerb vorweist. Solanke war in 361 Einsatzminuten an sechs Toren direkt beteiligt (zwei Tore, vier Assists), also im Schnitt alle 62 Minuten. Alternativen in vorderster Reihe wären Brennan Johnson oder Mathys Tel, Leihgabe des FC Bayern München.

Formkurve

Am vergangenen Wochenende fuhren die Spurs gegen Schlusslicht Southampton FC, inzwischen rechnerisch erster Absteiger der laufenden Premier-League-Saison, einen 3:1-Sieg ein. Mit Blick auf die Gesamtbilanz ein kleiner Trost, denn mit elf Siegen bei vier Unentschieden und 16 Niederlagen steht der Klub auf Rang 14 des Klassements. Besser lief es hingegen bisher in der Europa League.

Der Weg ins Viertelfinale

Als Tabellenvierter mit 17 Punkten schlossen die Londoner die Ligaphase ab und qualifizierten sich somit direkt für das Achtelfinale – ein Platz über und ein Zähler mehr als die Eintracht.

Wie Frankfurt musste Tottenham sich in der Runde der letzten 16 mit einem Team aus der Eredivisie messen: AZ Alkmaar. Die Niederländer entschieden das Hinspiel zu Hause mit 1:0 für sich, doch die Engländer wendeten das Blatt im eigenen Stadion durch einen 3:1-Erfolg. 

Historische Duellbilanz

Bis auf drei Begegnungen 1911, 1955 und 1976 – allesamt als Freundschaftsspiel ausgetragen – kam es im März 1982 zum ersten Duell in einem Wettbewerb. Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger an der White Hart Lane, mit 2:0 siegten die Hausherren. Im Rückspiel gewannen die Frankfurter – Körbel fehlte gelbgesperrt – im Waldstadion 2:1, schieden aber dennoch aus. Beide Teams sahen sich mehr als 40 Jahre später in der UEFA Champions League wieder,  Gruppenphase 2022/23: einem 0:0 im Hinspiel im Deutsche Bank Park folgte eine knappe 2:3-Auswärtsniederlage im Tottenham Hotspur Stadium.

Das letzte Aufeinandertreffen zwischen Tottenham und Frankfurt.

Serien und Statistiken

Eintracht Frankfurt steht zum dritten Mal in einem Europa-League-Viertelfinale, und obwohl jeweils das Hinspiel nicht gewonnen, zog die SGE dennoch in die Runde der letzten Vier ein. 2018/19 gegen SL Benfica und 2021/22 gegen den FC Barcelona.

Sieben Siege fuhr die Frankfurter Eintracht in der laufenden Saison auf europäischer Bühne ein, nur 2018/19 waren es mehr: neun.

Hugo Ekitiké war bei zehn Einsätzen in der aktuellen Europa-League-Kampagne mit je drei Toren und Vorlagen an sechs Treffern direkt beteiligt – allesamt im heimischen Stadtwald.

Wiedersehen

Wilson Odobert spielt gemeinsam mit Hugo Ekitiké in der französischen U21-Nationalmannschaft. Beim jüngsten 5:3-Erfolg gegen England legte Odobert dem Eintracht-Stürmer zwei seiner insgesamt drei Tore auf.