04.06.2020
Bundesliga

Bis die Rechnung aufgeht

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Das Rhein-Main-Duell gegen den 1. FSV Mainz 05 soll zusätzliche Gewissheit bringen.

Nach dem 1:2 in der Hinrunde möchte die Eintracht im Rückspiel gegen Mainz 05 die Oberhand behalten und hat hierfür mit Lucas Torró eine weitere Alternative in der Hinterhand.

„Nach dem Restart haben wir uns mittlerweile stabilisiert, sind wieder gut in Schuss, überzeugen läuferisch und kämpferisch und sind unangenehm zu bespielen. Die Schlüsselszene war das Freiburg-Spiel. Wir waren klar besser, liegen auf einmal 1:3 hinten, zeigen Moral und holen noch einen unglaublich wichtigen Punkt. Das hat uns Kraft gegeben und uns in dieser Phase sieben Punkte aus drei Spielen ermöglicht“, analysierte Cheftrainer Adi Hütter nach dem 3:0-Erfolg bei Werder Bremen am späten Mittwochabend. Trotz der jüngsten Erfolgserlebnisse schärft der 50-Jährige zugleich die Sinne: „Wir sind noch nicht gerettet, es war nur ein weiterer Schritt. Wir sind erst durch, wenn es rechnerisch sicher ist.“ Im Duell mit den Mainzern wollen die Adler am Samstag die nächsten Big Points landen. Auch Makoto Hasebe, nun neben Cha Bum-kun Rekordasiate der Bundesliga, übte sich im Anschluss in vornehmer Zurückhaltung: „Der Rekord freut mich natürlich, aber am wichtigsten war, dass die Mannschaft gewonnen hat. Jetzt haben wir acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.“

Aus Erfahrung gut

Das 3:0 in Bremen war der höchste Frankfurter Auswärtssieg seit dem 3:0 bei Fortuna Düsseldorf im März 2019 und der deutlichste Erfolg seit dem 5:0 zu Hause gegen den FC Augsburg am 7. Februar. Hypothetisch, ob der zuletzt gezeigte Kampfgeist und die Selbstsicherheit damit zusammenhängen, dass Adi Hütter überwiegend erfahrene und gestandene Profis aufgeboten hat – zum Nachteil gereichte die geballte Routine jedenfalls nicht. Nicht zum ersten Mal war die Startelf der SGE im Schnitt älter als 28 Jahre. Spieler wie Kapitän David Abraham, Abwehrchef Makoto Hasebe oder Taktgeber Sebastian Rode präsentieren sich in der aktuellen Situation als Leader auf und neben dem Platz und setzen um, was Hütter unlängst kundgetan hatte: „Jeder darf den Mund aufmachen. Aber bestehen können wir nur als Team.“ Dass ein erprobter Bundesligaprofi wie Stefan Ilsanker von der Bank kommt, sich in den Dienst der Mannschaft stellt und nach 17 Sekunden das schnellste Jokertor im Oberhaus seit detaillierter Datenerfassung 2004/05 erzielt, dient als weiterer Beleg für den Mix aus kollektiver Zuverlässigkeit und individueller Abgezocktheit. Der Österreicher ist nebenbei der erste Bundesligaspieler seit Borussia Dortmunds Erling Haaland im Januar gegen den 1. FC Köln, der als Joker doppelt netzte.

Unterschwelliger Heimvorteil

Während die Adler also mit Rückenwind und sieben Punkten aus den jüngsten drei Partien zum zweiten Mal in dieser Woche aus dem Norden heimkehrten, gestaltet sich die Gemengelage beim Gast vom Rhein komplexer. Im selben Zeitraum kommt Mainz auf lediglich einen Zähler durch das 1:1 bei Union Berlin. Dennoch sind die Nullfünfer in dieser Saison, gerade seit dem Trainerwechsel von Sandro Schwarz zu Achim Beierlorzer, immer für eine Überraschung gut – wie etwa beim 5:1 bei der TSG Hoffenheim am 12. Spieltag oder dem 5:0 bei Werder Bremen am 16. Spieltag. Zumal die Hessen gegen den selbsternannten Karnevalsverein seit drei Spielen auf einen Sieg warten. Auch das Hinrundenspiel ging mit 2:1 an den Gegner. Während seinerzeit Dominik Kohr wegen einer fast unvermeidlichen Notbremse Rot gesehen hatte, drängt mit Lucas Torró nun sogar ein weiterer defensiver Mittelfeldspieler nach seiner Gelb-Rot-Sperre zurück in den Kader. „Unter dem Strich geht es um Punkte. Dafür ist es zweitrangig, wer auf dem Platz steht. Das Potential haben alle“, lebt Kohr, zuletzt Profiteur des Rotationsprinzips, vor.

Zuletzt konnten die Adlerträger beim 3:0 im März 2018 gegen den FSV drei Punkte einfahren. Aus den jüngsten zehn Partien gegen die Mainzer stehen nach drei Siegen, zwei Remis und fünf Niederlagen elf Punkte zu Buche. Aber: Vier Niederlagen und beide Unentschieden geschahen auswärts, im eigenen Stadion gewann die Eintracht drei der vier vergangenen Partien. Insgesamt scheint das Rhein-Main-Duell prädesziniert für Heimsiege oder zumindest Punktgewinne. Während Frankfurt auf zwölf vergebliche Versuche, in Mainz zu gewinnen, kommt, gelangen Mainz in elf Vergleichen erst zwei Dreier in der Mainmetropole: beim 3:1 am 27. November 2012 und bei 2:0 am 33. Spieltag der vergangenen Saison. Dass die Eintracht diesen Heimtrend ausbauen möchte, versteht sich von selbst, wie Kohr, an der Weser hinsichtlich Lauf- und Zweikampfstärke sowie Abschlussfreude der auffälligste Akteur, bekräftigt: „So wollen wir weitermachen.“ Nicht zuletzt, weil es gegen einen rechnerisch betrachtet weiterhin direkten Kontrahenten um den Klassenerhalt geht. Der im übertragenen Sinne Rekord-Einkauf Ilsanker sendet deshalb eine klare Botschaft: „Jetzt ein Dreier gegen Mainz wäre top, dann wären wir endgültig gesichert.“

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 6. Juni, 15.30 Uhr, Bundesliga 2019/20, 30. Spieltag.
Stadion: Commerzbank-Arena, Frankfurt.
Hörtipp: EintrachtFM überträgt ab 15.20 Uhr live.
TV-Hinweis: Das Spiel läuft exklusiv bei Sky.