25.02.2021
Historie

„Bubsche, du musst spielen“

Rigobert Gruber gewann mit der Eintracht den UEFA-Cup wie DFB-Pokal und verbrachte die meiste Zeit in Bremen. Ein Gespräch über Nächte im Riederwaldstadion, eine historische Niederlage und alte Bekannte.

Rigobert, schön, dich zu sprechen. Zunächst: Was machst du heute?
Ich habe mittlerweile eine Handelsagentur für Golfbekleidung, das mache sich schon seit 2004. Ich bin auch bei den GOFUS aktiv, einem Verein von golfspielenden Fußballern und Exfußballern, die sich sozial engagieren. Vorher hatte ich in Bremen lange ein Modegeschäft, zunächst Rigos Nouveau, später Rigos Männersachen. Wenn die Eintracht hier gespielt hat, kamen eigentlich immer Eintrachtler im Geschäft vorbei. Da wurde dann über die alten Zeiten gesprochen.   

Du stammst ursprünglich aus Worms, wie kamst du zur Eintracht?
Ich habe schon als Kind begeistert Fußball gespielt, damals bei Blau-Weiß Worms. Ich war nie Fan von einem Verein, ich war eher ein Fan von Franz Beckenbauer. Er hat Libero gespielt, das war auch meine Position. In der Jugend habe ich dann in der Südwestauswahl gekickt, da kamen schon Schalke 04 und der SV Waldhof Mannheim auf mich zu. Ich wollte aber erst meine Schulausbildung beenden. Otto Müller, der bei der Eintracht für den Nachwuchs zuständig war, fand das vernünftig. Nach der Schule bin ich dann in die Eintracht-Jugend gewechselt.

Einstige Zimmergenossen: Fred Schaub und Rigobert Gruber.

Nach Frankfurt, in die große Stadt...
…ja, das war toll! Ich bin im Juli 1978 mit meinem Koffer nach Frankfurt gefahren und habe in der Tribüne des Riederwalds ein Zimmer bezogen. Das habe ich mir mit Fred Schaub geteilt. Nach einigen Monaten kam Otto Müller zu uns und hat gesagt, dass man beschlossen habe, wir sollten Profis werden. Dann sind wir zu Manager Udo Klug ins Büro und haben den Vertrag unterschrieben. Wir waren so glücklich, wir haben gar nicht auf die Zahlen geschaut.

Dafür hast du gleich in deiner ersten Profisaison den Europapokal gewonnen.
Die Premierensaison lief gut, ich wurde zwölf Mal in der Bundesliga eingesetzt und habe auch im DFB-Pokal und Europapokal gespielt. Im Europapokal wurde ich im Spiel gegen Feyenoord eingewechselt, das die Eintracht 4:1 gewonnen hat. Der Europapokalsieg war schon ein Highlight, mein Bettnachbar Schaub hat auch noch das Tor gemacht. Wobei wir damals nicht mehr am Riederwald gewohnt haben, ich bin 1979 nach Bornheim gezogen. Übrigens in das Haus, in dem auch Jugendtrainer Klaus Mank gewohnt hat.

In der zweiten Saison wurdest du DFB-Pokalsieger. Die Trophäensammlung ging also weiter.
Das stimmt, aber in der Saison stagnierte es bei mir etwas. Ich habe auch zwei Mal im Pokal gespielt, aber unter Lothar Buchmann kam ich nicht mehr regelmäßig zum Zug und hatte weniger Einsätze. Da kam Otto Müller zu mir und hat gesagt „Bubsche, du musst spielen.“ Ich habe dann einen Vertrag bei Darmstadt 98 unterschrieben, die waren gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Letztlich konnten sie aber die vereinbarte Ablöse von 400.000 D-Mark nicht zahlen. Dann kam Bremen mit einem Angebot, damals auch ein Aufsteiger. Mir hat das nicht so gefallen, ich hatte Bremen immer als dunkle Stadt mit viel Regen in Erinnerung. Aber Otto Rehhagel hat mich überzeugt, also bin ich im Juli 1981 zum SV Werder gegangen.

In Bremen warst du gleich Stammspieler.
Ich habe in der ersten Saison alle Spiele gemacht und als Abwehrspieler sogar acht Tore erzielt. Wir wurden als Aufsteiger gleich Tabellenfünfter. Allerdings habe ich auch meine Strafe für den Vereinswechsel bekommen. Als wir am 14. Spieltag im damaligen Waldstadion gespielt haben, war das meine erste Rückkehr nach Frankfurt. Wir haben 2:9 verloren – bis heute die höchste Liganiederlage von Werder (lacht). Die hat uns aber nicht nachhaltig aus dem Tritt gebracht, in der folgenden Saison wurden wir sogar Vizemeister. Wir hatten eine tolle Truppe. Und ich spielte in der U21 des DFB gemeinsam mit Littbarski, Schuster und Matthäus. Unser Trainer war Berti Vogts.  

Dein Ende als Profifußballer kam aber sehr früh?
Im Frühjahr 1984 standen wir mit Bremen im DFB-Pokal Halbfinale. Übrigens spielte ich mittlerweile wieder mit Bruno Pezzey in einem Team, der ebenfalls an die Weser gewechselt war. Wir haben auf dem Bökelberg gespielt. Dann habe ich mich schwer am Knie verletzt, was letztlich mein Karriereende als Profi bedeutet hat.

Rigobert Gruber und Präsident Peter Fischer.

Du bist auch ohne Fußball in Bremen geblieben und dort heimisch geworden, richtig?
Zunächst habe ich an einem Comeback gearbeitet, aber das Knie war kaputt, da war nichts mehr zu machen. Dann habe ich mein Geschäft aufgemacht, weil ich mich in Bremen sehr wohlfühle. Außerdem habe ich geheiratet und zwei Kinder. Aber Frankfurt fehlt mir schon. Die Norddeutschen sind schon speziell. Wenn ich in Worms oder Frankfurt bin, wird immer gleich viel geschwätzt. In Bremen gibt’s oft nur ein „Hallo“, das wars. Ich habe zwei Dauerkarten beim SV Werder und schaue mir die Spiele auch an. Vorvergangenes Jahr war ich zur 120-Jahr-Feier bei der Eintracht eingeladen, das war ganz toll. Ich habe viele alte Vereinskameraden wiedergetroffen: Grabi, Michael Künast, Norbert Hönnscheidt und Michael Blättel. Ich habe sogar ein Foto mit dem Präsidenten gemacht. Einige haben mich nicht mehr erkannt. Ich hatte früher einen mächtigen Lockenkopf, von dem ist nicht mehr viel übriggeblieben (lacht). Auf jeden Fall freue ich mich, demnächst, wenn es wieder geht, mal zur Eintracht zu kommen. Als ehemaliger Spieler fühlt man sich bei der Eintracht immer willkommen. Das finde ich ganz toll – und das ist nicht selbstverständlich.

Zur Person

Rigobert Gruber spielte zwei Jahre lang für die Eintracht in der Bundesliga, er gewann 1980 den UEFA-Cup und 1981 den DFB-Pokal. Nach 26 Partien mit dem Adler auf der Brust wechselte er im Sommer 1981 er zum damaligen Aufsteiger SV Werder Bremen. Mit Werder wurde Gruber auf Anhieb Tabellenfünfter, ein Jahr später sogar Vizemeister, kommt auf ingesamt 127 Einsätze.