17.12.2020
Bundesliga

Durst gestillt

Der FC Augsburg hat nach fünf sieglosen Ligaspielen wieder gewonnen und möchte am Samstag nachlegen. Viele Gelegenheiten gestatten sie ihren Gegnern nicht.

Situation: Negativtrend gestoppt

Der FC Augsburg war mit einem 3:1-Auswärtserfolg bei Union Berlin, einem 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund und dem anschließenden 0:0 in Wolfsburg eindrucksvoll in die Saison gestartet. Mit sieben Punkten nach drei absolvierten Spieltagen standen die Fuggerstädter zwischenzeitlich auf Platz zwei in der Tabelle, mussten anschließend aber zwei Niederlagen gegen Leipzig (0:2) und Bayer 04 Leverkusen hinnehmen (1:3).

FC Augsburg 2020/21
Kompakt4 Siege, 4 Unentschieden, 4 Niederlagen, 15:17 Tore, 16 Punkte, Tabellenplatz 9
FormkurveU-U-N-U-S
TorschützenCaligiuri (4), Hahn (3), Vargas (3), Gouweleeuw (1), Gregoritsch (1), Richter (1), Uduokhai (1)

Zuletzt blieb der FCA fünf Spiele in Folge sieglos und holte dabei drei Zähler. Am Mittwochabend konnte die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich aber mit einem 1:0-Sieg bei Arminia Bielefeld wieder dreifach punkten. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw sorgte mit seinem Treffer in der 85. Minute für den Sieg. Coach Herrlich fand nach der Partie lobende Worte für sein Team: „Wir sind fit und können marschieren bis zum Schluss. Die Jungs haben eine super Moral. Es war ein Kampfspiel, aber wir freuen uns natürlich sehr über die drei Punkte.“

Trainer: Hartnäckig hochgearbeitet

Heiko Herrlich verbrachte den Großteil seiner Profikarriere in Dortmund, nachdem er zuvor für Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach spielte, mit denen er jeweils den DFB-Pokal gewann. Mit dem BVB feierte der Torjäger zwei Deutsche Meisterschaften und wurde in der Saison 1996/97 Champions League- sowie Weltpokalsieger. Im Juli 2004 beendete der Mittelstürmer seine Spielerlaufbahn, ein Jahr später übernahm er die U19 von Borussia Dortmund. 2007 coachte der heute 49-Jährige die U17 und im darauffolgenden Jahr die U19 der deutschen Nationalmannschaft. Nach Stationen beim VfL Bochum, der SpVgg Unterhaching und der U17 von Bayern München heuerte Herrlich im Januar 2016 in Regensburg an und führte den SSV Jahn in anderthalb Jahren von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga.

Damit empfahl er sich für höhere Aufgaben und übernahm im Juli 2017 das Cheftraineramt bei Bayer 04 Leverkusen. In der Winterpause der darauffolgenden Spielzeit trennten sich die Wege von Herrlich und der Werkself. Nach knapp anderthalb Jahren ohne Trainerposten trat der gebürtige Mannheimer im März 2020 seine neue Aufgabe in Augsburg an und hielt mit dem FCA die Klasse.

Taktik: Minimalismus an beiden Enden

Coach Herrlich schickt sein Team vorzugsweise in einem 4-4-2-System auf den Platz, zeigte sich in den jüngsten beiden Spielen aber mit einem 4-2-3-1 und einem 3-4-1-2 variabel. Im Tor des FCA ist Rafal Gikiewicz gesetzt, der im Sommer ablösefrei von Union Berlin anheuerte. Die Dreierkette bildeten am Mittwochabend Felix Uduokhai, Jeffrey Gouweleeuw und Reece Oxford, der erstmals in dieser Saison von Beginn an ran durfte. Sollte der FCA am Samstag wieder eine defensive Viererkette auf den Rasen schicken, könnte Robert Gumny zurück in die Mannschaft kehren.

Florian Niederlechner sucht noch seine Torgefährlichkeit aus der Vorsaison.

Im Mittelfeld standen gegen Bielefeld der so formstarke Daniel Caligiuri, Carlos Gruezo, Rani Khedira und Raphael Framberger auf dem Platz. Tobias Strobl kam auf der Zehnerposition zum Einsatz, im Sturm spielten Michael Gregoritsch und Marco Richter. Als offensive Alternativen stehen Herrlich der zuletzt leicht angeschlagene Ruben Vargas, der nach seiner Gelb-Rotsperre zurückkehrende Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason zur Verfügung. Die beiden zertifizierten Stürmer trafen in dieser Saison noch nicht – ein Faktor, der sich auch deutlich im Torverhältnis widerspiegelt. Zwar haben die Fuggerstädter mit 17 vergleichsweise wenige Gegentore kassiert, 15 erzielte Treffer unterbieten wiederum lediglich Köln, Bielefeld, Mainz und Schalke. Niederlechner traf in der vergangenen Saison 13 Mal und war insgesamt an 22 der 45 FCA-Tore beteiligt. In dieser Saison kommt der Stürmer erst auf eine Torbeteiligung, dafür treffen in dieser Saison bislang andere.

Spieler im Fokus: Daniel Caligiuri

Zum Beispiel er: Daniel Caligiuri ging seine ersten fußballerischen Schritte in der Jugend des SC Freiburg, ehe er 2010 zu den Profis aufrückte. Nach dreieinhalb Jahren und 100 Pflichtspielen für die Breisgauer zog es Caligiuri zum VfL Wolfsburg und wieder dreieinhalb Jahre später zum FC Schalke 04. Für die Niedersachsen und die Knappen stand er jeweils in 130 Spielen auf dem Feld. Im Sommer, erneut nach dreieinhalb Jahren, schloss sich der routinierte Bundesligaprofi dem FC Augsburg an und erarbeitete sich sofort einen hohen Stellenwert in der Mannschaft. Der 32-Jährige stand in allen zwölf Partien von Beginn an auf dem Platz und verpasste lediglich vier Spielminuten. Dabei erwies sich Caligiuri bereits am zweiten Spieltag beim 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund mit einem Tor und einem Assist als Schlüsselspieler.

Wertvoller Neuzugang: Daniel Caligiuri.

Mit vier Toren und drei Vorlagen ist der Mittelfeldmann der Augsburger Toptorjäger und -scorer dieser Saison. Bezeichnend für seine Wichtigkeit: An der Hälfte der vergangenen zwölf Augsburger Treffer war der Halbitaliener direkt beteiligt. Unter allen Neuzugängen innerhalb der Bundesliga kommt nur Max Kruse von Union Belrlin auf eine bessere Quote (elf Torbeteiligungen). Nicht zuletzt ist der 1,82 Meter große Allrounder der laufstärkste Akteur seiner Mannschaft. „Ich fühle mich noch lange nicht wie 32“, erklärte Caliguiri jüngst in einem Vereinsinterview. Und weiter: „Heute wird man mit 17 Profi, ich wurde mit 20 Profi. Die Jahre haue ich am Ende noch drauf.“

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