22.10.2020
Bundesliga

FC Nimmersatt

Der FC Bayern gilt auch in dieser Saison als Favorit auf den Meistertitel und zeigt in allen Wettbewerben eindrucksvoll, wie tor- und erfolgshungrig die Mannschaft ist.

Situation: (Fast) alles wie gehabt

Die Bayern sind nach dem Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und UEFA Champions League mit einem 8:0-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 fulminant in die neue Saison gestartet. Sechs Tage später besiegte der FCB den FC Sevilla nach Verlängerung mit 2:1 und sicherte sich den UEFA Super Cup. Am zweiten Bundesligaspieltag mussten die Münchener eine 1:4-Niederlage in Sinsheim einstecken – die fehlende Frische nach der sehr kurzen Sommerpause und der ersten Englischen Woche direkt zu Beginn der neuen Spielzeit war dem Rekordmeister ebenso anzumerken wie der in dieser Phase noch dünne Kader. Mit dem anschließenden 3:2-Erfolg gegen Borussia Dortmund im DFL-Supercup holten die Bayern dennoch den fünften von fünf möglichen Titeln in diesem Kalenderjahr - der sechste kann bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft noch folgen.

FC Bayern München 2020/21
Kompakt3 Siege, 0 Unentschieden, 1 Niederlage, 17:8 Tore, 9 Punkte, Tabellenplatz 2
TorschützenLewandowski (7), Gnabry (3), Müller (3), Kimmich (1), Goretzka (1), Sané (1), Musiala (1)

Am dritten Spieltag hieß der Held der Bayern wie so häufig Robert Lewandowski. Beim 4:3 gegen Hertha BSC traf der Stürmer vier Mal und sicherte seiner Mannschaft mit einem verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit den Sieg. Mit den vier Last-Minute-Neuzugängen Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa, Bouna Sarr und Marc Roca und ohne die Nationalspieler in der Startelf gewann die Mannschaft von Hans-Dieter Flick anschließend ihr Nachholspiel im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren locker 3:0. Genauso souverän trat der FC Bayern auch am vergangenen Spieltag in Bielefeld auf und siegte 4:1. Nach dem Ausreißer in Hoffenheim präsentiert sich der 30-malige Deutsche Meister seit wenigen Wochen wieder in gewohnter Stärke. Am Mittwochabend besiegte der FCB Atlético Madrid eindrucksvoll mit 4:0 im ersten Gruppenspiel der Königklasse und unterstrich damit seine unbändigen Ambitionen.

Trainer: Einjähriger Gipfelsturm

Am 3. November ist es genau ein Jahr her, dass Hans-Dieter Flick den Cheftrainerposten bei den Bayern übernommen hat. In diesen 365 Tagen hat der 55-Jährige jeden möglichen Titel errungen – mit einer mehr als beeindruckenden Bilanz: 39 von 43 Pflichtspielen endeten siegreich, bei drei Niederlagen und einem Unentschieden. Mit 49 von 51 möglichen Punkten spielte der FCB die beste Rückrunde der Bundesligageschichte. Zudem war Flick der erste Trainer, der mit seiner Mannschaft in einer Champions League-Saison in jedem Spiel als Sieger vom Platz ging.

Seine Spielerkarriere startete der ehemalige Mittelfeldakteur 1982 beim SV Sandhausen, ehe er zwischen 1985 und 1990 bei den Bayern unter Vertrag stand und über 100 Spiele absolvierte. Zur Saison 1996/97 trat Flick beim damaligen Oberligisten FC Bammental seinen ersten Trainerjob an, bevor er von 2000 an fünf Jahre bei der TSG Hoffenheim als Chefcoach unter Vertrag stand. Im Anschluss besetzte er jeweils den Co-Trainerposten neben Giovanni Trapattoni (Salzburg), Joachim Löw (Deutsche Nationalmannschaft) und später Niko Kovac (FC Bayern). Zwischenzeitlich war er Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes.

Taktik: Eine Konstante und viele Variablen

Flick schickt sein Team zumeist im 4-2-3-1-System auf den Platz. In der Viererkette rotierte der Coach zuletzt immer mal wieder – am vergangenen Wochenende in Bielefeld kamen Lucas Hernández, David Alaba, Niklas Süle und Benjamin Pavard zum Einsatz. Auf der Doppelsechs spielten Leon Goretzka und Corentin Tolisso, der in der Schlussphase nach einer Notbremse die Rote Karte sah. Tolisso hatte Joshua Kimmich ersetzt, der am Samstag fehlte, weil seine Frau das zweite gemeinsame Kind erwartet. Gegen die Eintracht wird Kimmich seine Rolle im Mittelfeld voraussichtlich wieder einnehmen. In der offensiven Dreierreihe sind normalerweise Thomas Müller und Serge Gnabry gesetzt. Gnabry befindet sich aktuell wegen eines positiven COVID-19-Tests allerdings in häuslicher Quarantäne und wird das Spiel gegen die Hessen verpassen.

Die Position neben den beiden Offensivmännern wurde zuletzt entweder Leroy Sané, Alphonso Davies oder Kingsley Coman zuteil. Sané verpasste die beiden jüngsten Ligapartien aufgrund einer Verletzung, könnte am Samstag allerdings wieder im Kader stehen. Möglich wäre auch, dass Rückkehrer Douglas Costa Gnabry vertritt und neben Müller und Coman aufläuft. Letztgenannter brillierte beim 4:0 gegen Atlético Madrid mit zwei Toren sowie einer Vorlage. Im Sturm führt kein Weg an Toptorjäger Robert Lewandowski vorbei, der in den bisherigen vier Ligaspielen bereits sieben Mal traf. Nicht nur der Pole ist in Torlaune. Die Bayern erzielten in der Liga bereits 17 Treffer – das war nach vier Partien zuvor nur Borussia Mönchengladbach gelungen. Allerdings kassierte der Rekordmeister auch schon acht Gegentreffer. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison musste Manuel Neuer in den 24 Spielen unter Flick nur 16 Mal hinter sich greifen.

Spieler im Fokus: Lucas Hernández

Lucas Hernández‘ erste Saison beim FC Bayern verlief mehr als unglücklich. Der 24-Jährige kam dem Vernehmen nach als Rekordtransfer 2019 an die Isar und war wahlweise als Innen- oder Außenverteidiger eingeplant. Nachdem Hernández in sechs der ersten acht Ligaspiele der vergangenen Saison von Beginn an auf dem Platz stand, fehlte er dem Rekordmeister aufgrund eines Innenbandrisses monatelang. Während der französische Weltmeister pausierte, etablierte sich David Alaba als neuer Abwehrchef in der Zentrale. Auf der freigewordenen linken Seite spielte sich dafür Youngster Alphonso Davies mit starken Leistungen in den Fokus. So musste sich Hernández nach seiner Genesung häufig mit der Reservistenrolle zufriedengeben.

Neue Saison, neues Glück! Zuletzt hat Flick auf den französischen Nationalspieler gesetzt und ihn ordentlich gelobt: „Er zeigt von Anfang an in dieser Saison, wo er seine Stärken hat.“ Der 24-Jährige ist sowohl zweikampf- als auch kopfballstark und bringt mit seiner Robustheit ein anderes Element in das Spiel der Bayern. Damit hat er sich seinen Stammplatz in den vergangenen Wochen zurückerkämpft und erhält den Vorzug vor Davies, der sich nach seiner überragenden Saison laut Flick in einem "kleinen Tief" befinde. Hernández hingegen ist in Topform und erhält warme Worte von seinem Coach: „Lucas Hernández hat sehr stabile Leistungen gebracht und ist auf einem sehr guten Level. Er tut uns mit seiner Aggressivität gut.“ Seine Vorzüge kann er am Samstag unter Beweis stellen, wenn mit der Eintracht nach Borussia Dortmund die anteilmäßig zweikampfstärkste Mannschaft in die Allianz Arena kommt.

Hier geht's zum Deutsche Bank Finanzcheck.