12.02.2021
Bundesliga

Im gelben Bereich

Der 1. FC Köln kann sich dank konstanter Punktgewinne allmählich von der roten Zone entfernen. Das dennoch vorhandene Restrisiko hat auch mit Altlasten aus der Hinrunde zu tun.

Situation: Brust breit, Sinne scharf

Die Punktausbeute von neun Zählern aus den vergangenen vier Spielen spricht für die ansteigende Formkurve des 1. FC Köln, der zuvor fünf Partien in Folge nicht gewinnen konnte. Mit dem 2:1-Sieg im Rheinschlager bei favorisierten Gladbachern hat der FC am vergangenen Wochenende seinen Aufwärtstrend bestätigt und sich weiter von den Relegations- und Abstiegsplätzen distanziert. „Wir haben am Anfang der Saison zu wenig gepunktet, diesem Start laufen wir immer noch hinterher. Umso wichtiger ist, dass wir seit ein paar Wochen konstant punkten“, äußerte Cheftrainer Markus Gisdol nach der Partie im BORUSSIA-PARK.

1. FC Köln 2020/21
Kompakt5 Siege, 6 Unentschieden, 9 Niederlagen, 20:33 Tore, 21 Punkte, Tabellenplatz 14
FormkurveU-S-N-S-S
TorschützenRexhbecaj (5), Skhiri (3), Andersson (2), Drexler (2), Duda (2), Thielmann (2), Wolf (2), Czichos (1)

So rangieren die Kölner nach dem 20. Spieltag mit 21 Zählern auf Platz 14. Vor dem so wichtigen Sieg in Mönchengladbach mussten die Domstädter einen Rückschlag hinnehmen, als sie im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg nach Elfmeterschießen ausschieden. Mit der schnellen Reaktion hat der Effzeh gezeigt, dass der Fokus uneingeschränkt auf der Liga und dem Klassenerhalt liegt. Überschwänglich werden die Beteiligten aber keineswegs. „Wir haben keine Zeit, uns auszuruhen. Unsere Situation war und ist nach wie vor extrem brenzlig. Da kann man mit ein, zwei Niederlagen wieder ganz unten reinrutschen, sich aber mit zwei Siegen auch wieder freischwimmen. Genauso müssen wir in den nächsten Wochen weitermachen. Dann bin ich mir ganz sicher, dass wir weiter unten rauskommen“, schärfte Keeper Timo Horn stellvertretend für alle Geißböcke die Sinne.

Trainer: Der lange Atem

Markus Gisdol übernahm das Cheftraineramt in Köln im November 2019 als Nachfolger von Achim Beierlorzer. Zum damaligen Zeitpunkt rangierte der Traditionsverein stark abstiegsgefährdet auf Tabellenplatz 17. Nach einem Punkt aus den ersten drei Partien startete der FC unter dem neuen Coach eine Serie und gewann acht der darauffolgenden zehn Begegnungen. Anschließend folgte eine lange und saisonübergreifende Durststrecke. Nichtsdestotrotz erreichte der 51-Jährige das vom Verein ausgerufene Ziel: Klassenerhalt. Die Kölner beendeten die Saison auf Rang 14, woraufhin Gisdol seinen Vertrag bis 2023 verlängerte.

Kennt mehr Lösungen als Probleme: FC-Chefcoach Markus Gisdol.

Seine Trainerkarriere begann der gebürtige Geislinger 1997 in der Kreisliga B bei der TSG Salach. Es folgten Stationen beim FTSV Kuchen, dem SC Geislingen und der U17 des VfB Stuttgart. Nach einem halben Jahr bei der SG Sonnenhof Großaspach und einer Saison beim SSV Ulm heuerte Gisdol 2009 als U23-Coach bei der TSG Hoffenheim an. Während seiner Zeit im Kraichgau begann der einstmalige Mittelfeldakteur seine Ausbildung zum Fußballlehrer, die er im März 2011 erfolgreich abschloss. Im Anschluss wurde er Co-Trainer von Ralf Rangnick beim FC Schalke 04. 2013 zog es ihn zurück nach Hoffenheim, diesmal als Cheftrainer der Profis. Zwischen 2016 und Anfang 2018 stand Gisdol für den HSV an der Seitenlinie, in Hamburg trennten sich die Wege nach 16 Monaten wieder. Auch wenn die Luft im Kölner Tabellenkeller zeitweise dünner wirkte – der lange Atem scheint sich auszuzahlen.

Taktiktafel: Neue Sicherheit und eine Achillesferse

Coach Gisdol ließ seine Jungs über weite Strecken der Saison im 4-2-3-1-System agieren, setzte in den vergangenen Wochen allerdings auf ein 3-5-2 oder 3-4-3 – mit Erfolg. Ein Vorteil der neuen taktischen Ausrichtung: Die Außenverteidiger finden auf den Flügeln mehr Raum für kreative Spielideen vor. Anfällig sind die Kölner bei Standard, 13 Gegentreffer nach ruhenden Bällen sind die drittmeisten im Oberhaus. Beim 3:1-Sieg in Bielefeld vor zwei Wochen konnte der ehemalige Adlerträger Marius Wolf bei seinem Doppelpack davon profitieren, dass die einrückenden Zehner die Aufmerksamkeit der gegnerischen Defensive auf sich zogen.

Elvis Rexhbecaj kommt in dieser Saison als zentraler Mittelfeldspieler wettbewerbsübergreifend bereits auf sieben Treffer.

In den vergangenen vier Partien erzielten die Rot-Weißen sieben Treffer, in den 16 Spielen zuvor waren es 13. Für den offensive Antrieb sorgen unter anderem Derbyheld Elvis Rexhbecaj, der nicht nur am vergangenen Wochenende doppelt traf, sondern mit fünf Saisontoren auch Kölns erfolgreichster Torschütze ist. In der defensiven Dreierkette vertraute Gisdol gegen die Fohlen auf Rafael Czichos, Sava-Arangel Cestic und Jorge Meré, der jedes seiner Kopfballduelle gewann und mit einer 96-prozentigen Pass- und einer 86-prozentigen Zweikampfquote überragte. Im Mittelfeld liefen neben Rexhbecaj der 21-jährige Ismail Jakobs, Kingsley Ehizibue, Salih Özcan und Ellyes Skhiri auf. Letztgenannter legte in der aktuellen Spielzeit bereits 233,54 Kilometer zurück und damit mehr als jeder andere Akteur in der deutschen Beletage. Die Doppelspitze bildeten Ondrej Duda und Winterneuzugang Emmanuel Dennis. Mit Marius Wolf, Sebastiaan Bornauw, Jonas Hector, Ismail Jakobs, Florian Kainz und Sebastian Andersson sind sechs Akteure verletzt oder angeschlagen – fraglich also, welche Jungs Markus Gisdol am Sonntag auf den Platz schicken will oder besser: kann.

Spieler im Fokus: Emmanuel Dennis

Emmanuel Dennis kam während der Wintertransferperiode auf Leihbasis vom FC Brügge an den Rhein und soll die Offensive der Kölner bis zum Saisonende verstärken. Für die Belgier erzielte der Nigerianer zwischen Juli 2017 und Dezember 2020 in 116 Pflichtspielen 29 Tore und bereitete 13 Treffer vor. In den Spielzeiten 2017/18 und 2019/20 feierte er mit seiner Mannschaft jeweils die belgische Meisterschaft. Mit seiner Schnelligkeit und seiner technischen Klasse soll der 23-Jährige nun den 1. FC Köln dabei unterstützen, die Klasse zu halten. Bislang mit Erfolg: Die ersten beiden Ligaspiele mit dem Angreifer in der Startelf gewannen die Rheinländer. Im Achtelfinale des DFB-Pokals in Regensburg traf Dennis in der 22. Minute zum zwischenzeitlichen 2:0 – am Ende schieden die Domstädter trotz des Debüttreffers des dreimaligen Nationalspielers Nigerias aus. Ein Kompromiss, mit dem sie in Frankfurt sicher leben könnten.

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