09.04.2020
Interview

„Irgendwann wird der Tag kommen“

Im Pressegespräch gibt Bas Dost ein Gesundheitsupdate, lässt seine bisherige Zeit bei der Eintracht Revue passieren und spricht über seine Ziele für die restliche Saison.

Bas Dost über...

…seinen Fitnessstand: Mir geht es gut. Wir trainieren jetzt wieder jeden Tag und ich merke, dass ich mich fit fühle. Ich habe in den vergangenen Wochen individuell trainiert und war schon vor der Spielpause auf dem Weg zurück. Jetzt habe ich noch mehr Zeit für mein Comeback. Ich wäre schon wieder einsatzbereit, auch wenn noch nicht von Anfang an. Dafür brauche ich noch diese zwei Wochen, die ich jetzt bekomme. Wichtig ist, dass ich beschwerdefrei bin. …sein privates Umfeld: Meiner Familie und meinen Teamkollegen geht es zum Glück auch gut, das erleichtert mich. Meine Freundin ist mit unserem Kind nach Frankfurt gekommen, bevor diese ganze Situation richtig losging. Die ersten drei Wochen sind wir gar nicht aus dem Haus gegangen – jetzt fangen wir langsam wieder damit an. Es macht natürlich Spaß, zusammen zu sein, aber irgendwann weißt du nicht mehr, was du noch machen sollst. Zum Glück habe ich einen schönen Garten und eine tolle Nachbarschaft, sodass wir das schöne Wetter genießen und uns, mit einem gewissen Abstand, gut unterhalten können. Die Situation ist für jeden schwierig, aber wir werden sie überstehen. …das eingeschränkte Training: Die Trainer haben es extra so gestaltet, dass wir nicht miteinander in Kontakt kommen. Das Training fühlt sich aktuell wie eine Saisonvorbereitung an. Wir haben viel Zeit, aber wir wissen auch nicht, wann es weitergeht. Es wäre schön, wenn wir das wüssten, um ein klares Ziel vor Augen zu haben. …seine Familie in den Niederlanden: Dort ist die Situation ähnlich wie hier in Deutschland. Das Schlimmste ist für mich, dass ich meine Eltern nicht sehen kann. Sie sind 65 Jahre alt und gehören damit zur Risikogruppe. Sie vermissen vor allem meinen Sohn, aber ich hoffe, dass ich ihnen auch ein wenig fehle (lacht). Natürlich wollen sie ihren Enkel sehen und mit ihm spielen, aber momentan geht das nicht. Wir machen aber das Beste aus der Situation und facetimen miteinander. Wenn das alles vorbei ist, dann werden wir umso glücklicher sein, dann können meine Eltern ihrem Enkel endlich wieder einen Kuss geben. …Angst vor COVID-19: Am Anfang hat man sich viele Gedanken gemacht, da es haufenweise Informationen gab. Jeder ruft dich an und fragt, was du darüber denkst und ob du diese Krankheit schon hast. Wenn sich die Menschen um dich herum Sorgen machen, dann tust du das automatisch auch. Mittlerweile habe ich aber keine Angst mehr. Wir gehen die Situation an und halten uns an Angaben und Regeln. Ich habe Vertrauen in die Verantwortlichen und deshalb sehe ich da kein Problem. Man denkt auch an die eigene Zukunft und die des Vereins, aber das ist nicht die erste Sorge. Mir tut es leid, dass viele jetzt von zu Hause aus oder gar nicht arbeiten. Auch in unserem Verein wird viel an andere gedacht, das finde ich richtig gut. Innerhalb der Mannschaft sprechen wir über das Thema und wir wollen, dass es allen um uns herum gut geht. Das ist das Wichtigste. …seine bisherige Saison: Ich spiele schon lange Fußball und weiß, dass Verletzungen häufig dazugehören. In dieser Saison war das leider viel zu oft der Fall, zusätzlich war ich auch krank. Das muss ich aber akzeptieren, denn man muss in diesem Geschäft mit Rückschlägen umgehen können. Ich bin fast nie krank, aber auch mir kann das passieren. Es ist wichtig, nach vorne zu schauen und Vertrauen in seinen Körper zu haben. Natürlich brauche ich Spielpraxis, um wieder meine Topform zu finden, aber ich bin mir sicher, dass alles gut wird. Ich bin trotz allem sehr zufrieden mit dieser Saison. Die Verantwortlichen bei der Eintracht haben mir sehr geholfen und ich bin glücklich darüber, dass ich bei diesem Verein bin. Ich habe unfassbar viel Lust, Fußball zu spielen. Wenn es wieder losgeht, werde ich da sein. …eine Fortsetzung der Saison: Natürlich wäre das für mich persönlich wichtig, denn ich möchte endlich wieder Fußball spielen. Umso länger wir warten müssen, desto weniger Sicherheit haben wir. Deshalb würde ich gerne im Mai loslegen. Wenn es weitergeht, dann würde ich mir wünschen, dass wir jedes Spiel gewinnen und uns noch für die Europa League qualifizieren. Davon sind wir momentan noch weit entfernt, aber wir haben auch ein Spiel weniger. Wenn wir das Nachholspiel in Bremen gewinnen, dann sind es nur noch ein paar Punkte. Ich glaube daran, dass wir das schaffen können. …Spiele ohne Zuschauer: Ich bin Fußballer geworden, um vor vielen Fans zu spielen. Es war immer ein Traum von mir, Tore zu schießen und diese zusammen mit den Zuschauern im Stadion zu feiern. Momentan geht das aber nicht und ich denke, dass es die richtige Entscheidung ist, in dieser Situation ohne Publikum zu spielen. Die Spiele werden natürlich ganz anders laufen – das haben wir gegen Basel gesehen. Ich bin mir sicher, dass wir dieses Spiel mit unseren Fans im Rücken niemals 0:3 verloren hätten. Wir müssen uns aber als Mannschaft mit der Situation abfinden und uns motivieren. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir endlich wieder mit unseren Fans im Stadion spielen können. Die Hauptsache ist, dass wir die Saison zu Ende spielen können – das ist auch für den Verein sehr wichtig. …Druck von außen: Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe auch schon vor meinem Wechsel zur Eintracht bewiesen, dass ich mit solchen Situationen umgehen kann. Denn auch bei Sporting Lissabon hat man von mir erwartet, dass ich den Topstürmer ersetze und 30 Tore schieße. Das habe ich geschafft, weil ich immer mein Spiel durchziehe und mich nicht darauf konzentriere, was andere erwarten. Leider hat das in dieser Saison bei der Eintracht nicht immer geklappt und deshalb freue ich mich umso mehr auf die restlichen Spiele. Ich möchte zeigen, was ich drauf habe.