05.02.2021
Historie

„Nah am Zustand einer kompletten Mannschaft“

Er erreichte mit Frankfurt das Pokalfinale und stieg mit Hoffenheim in die Bundesliga auf. Francisco Copado über das Duell seiner Ex-Klubs, seinen Ruf als Aufstiegsspezialist und vieles mehr.

Francisco, am Wochenende treffen mit Hoffenheim und Frankfurt zwei deiner ehemaligen Vereine aufeinander. Welche Gedanken verbindest du mit deiner Zeit bei der Eintracht?
Auf jeden Fall die an die Fans! Solch tolle Fans habe ich selten erlebt. Sie waren definitiv einzigartig und ein toller Teil meiner Erfahrungen bei der SGE. Ich hatte eine schöne Zeit in Frankfurt und denke nach wie vor gerne an mein Engagement mit dem Adler auf der Brust zurück. Es war eine tolle Sache, für die Eintracht aufzulaufen. Wir hatten eine super Mannschaft beisammen, mit der es wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, auf dem Platz zu stehen.

Was traust du beiden Mannschaften in der aktuellen Spielzeit und perspektivisch zu?
Wenn die Eintracht so weiterspielt, ist noch einiges möglich. Es macht unheimlich viel Spaß, ihnen zuzusehen. Sie haben fast keine Schwächen und vorne mit André Silva einen herausragenden Stürmer, der trifft wie er will. Auch im Mittelfeld haben sie mit Filip Kostic einen starken Flügelspieler und mit dem aktuell ausgeliehenen Luka Jovic eine Luxusoption zum Nachlegen. Die Eintracht ist im Moment nah am Zustand einer kompletten Mannschaft. Wie es schlussendlich weitergeht, wird man sehen. Aber ich denke, in Frankfurt wird man sicher in den kommenden Jahren das eine oder zu feiern haben!

Und die TSG?
Hoffenheim stand und steht immer noch für offensiven und kreativen Fußball, das haben sie in den vergangenen Jahren immer unter Beweis gestellt. Sie bereichern die Bundesliga und ich bin gespannt, wohin ihr Weg führen wird. Klar ist, dass ich beide Vereine nach wie vor intensiv und gerne verfolge, weil ich bei beiden eine schöne Zeit hatte.

Zu deinen Mitspielern zählten unter anderem Ioannis Amanatidis, Marco Russ oder Alex Meier. Hast du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Teamkollegen?
Leider nicht mehr so häufig wie ich gerne würde, aber so ist das im Fußball nun mal. Ich bin in München, sie in Frankfurt und teilweise überall in Deutschland und der Welt verteilt. So verliert man sich irgendwann aus den Augen. Mit Ioannis habe ich vor einiger Zeit mal telefoniert, auch Marco habe ich vor ein paar Jahren wiedergesehen. Solche Begegnungen sind immer sehr schön und wir unterhalten uns immer gerne über die gemeinsame Zeit.

Ihr habt unter anderem 2006 im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern gespielt. Welche Erinnerungen hast du noch an das Spiel?
Es war natürlich sehr schade, dass wir das Spiel verloren haben. Aber ich bin auch stolz darauf, dass wir es bis ins Finale geschafft haben. Auf der Gegenseite stand damals mit Hasan Salihamidzic mein heutiger Schwager, weshalb mich das noch etwas mehr geärgert hat (schmunzelt). Nichtsdestotrotz haben wir eine tolle Leistung gezeigt und gegen den vermeintlichen Favoriten einen großen Kampf geliefert.

Ich glaube rückblickend, dass ich mir immer etwas schwierigere Aufgaben ausgesucht habe, auf die ich in der jeweiligen Situation immer große Lust hatte.

Francisco Copado

Du bist nicht nur vom damaligen Zweitligisten Unterhaching in die Bundesliga zur Eintracht gewechselt, sondern auch mit vier Vereinen [TeBe Berlin, SpVgg Unterhaching, RCD Mallorca TSG Hoffenheim; Anm. d. Red.] selbst aufgestiegen. Kennst du das perfekte Aufstiegsrezept?
Das weiß ich nicht, kann aber gut sein, wenn man das so betrachtet (schmunzelt). Es stimmt, dass ich als Spieler einige Aufstiege feiern durfte. Jeder für sich war ein schöner Moment und ich bin dankbar, diese genossen zu haben. Ich glaube rückblickend, dass ich mir immer etwas schwierigere Aufgaben ausgesucht habe, auf die ich in der jeweiligen Situation immer große Lust hatte. Mit meiner Spielweise wollte ich auf meinen Stationen immer einen Beitrag zum Erfolg leisten. Ich denke, das ist mir auch gelungen.

Der von dir angesprochene Salihamidzic arbeitet mittlerweile als Sportvorstand beim FC Bayern. Könntest du dir einen ähnlichen beruflichen Weg vorstellen?
Nein, nein, Funktionär wollte ich nie werden (lacht). Dafür habe ich viel zu gerne auf statt neben dem Platz gestanden und wollte mit jungen Spielern arbeiten. Ich möchte ihnen aktiv auf dem Platz dabei helfen, ihren Traum vom Profifußball zu verwirklichen. Nach meiner aktiven Karriere habe ich zwar auch meine Trainerscheine gemacht und ein bisschen Trainerluft geschnuppert [Copado trainierte unter anderem den Regionalligist Watzenborn-Steinberg aus Mittelhessen und war Co-Trainer in Unterhaching unter Christian Ziege; Anm. d. Red.]. Doch mittlerweile habe ich gemeinsam mit einem Freund eine Beraterfirma für junge Fußballer gegründet, in der ich mich um sportliche Belange kümmere.

Also wäre der Trainerjob nichts für dich?
Das weiß ich nicht, vielleicht irgendwann einmal. Dann würde ich am liebsten in einer höheren Jugend, etwa der U17 oder U19 als Ausbilder arbeiten. Aktuell versuche ich, meinen Sohn so gut wie möglich zu unterstützen, der bei mir in München lebt und aktuell in der U17 des FCB gut aufspielt. Ich bin sehr stolz auf ihn und habe für ihn erstmal meine eigenen Ziele hintangestellt.

Welche Unterschiede siehst du in der Nachwuchsförderung deines Sohnes heute im Vergleich zu deiner?
Das lässt sich gar nicht mehr vergleichen, alles ist viel professioneller geworden. Heute haben die Jungs sechs-, siebenmal pro Woche Training, daneben wird sich aber auch ganzheitlich um ihre schulische Laufbahn und auch ihre mentale wie private Verfassung gekümmert, damit ihre Karriere auch in der Zeit nach dem Leistungssport in alle Richtungen weiterlaufen kann. Das war zu meiner Zeit anders. Wir hatten drei- bis viermal die Woche unsere Einheiten – wenn es hochkam. Leistung und Erwartungshaltung waren deshalb dennoch nicht geringer (lacht).

Das gilt auch für Sonntag: Was erwartest du vom Aufeinandertreffen der Ex-Klubs?
Es wird sicher ein spannendes und umkämpftes Spiel, aber am Ende werden die Frankfurter gewinnen. Sie sind insgesamt die stärkere Mannschaft und haben momentan einen Lauf, mit dem sie nicht zu stoppen sind.