21.02.2021
Team

„So wie wir trainieren, spielen wir auch“

Kevin Trapp spricht über Form- und Stimmungshoch, seinen ersten Sieg über die Bayern, die Früchte harter Arbeit und Zusammenhalt über den Fußball hinaus.

Kevin, die Stimmung könnte nach einem Sieg über den Tabellenführer nicht besser sein, oder?
Es macht definitiv Spaß, am Tag nach dem Spiel in die Kabine zu kommen und glückliche Gesichter zu sehen. Die Stimmung ist momentan phänomenal, wozu die Siegesserie sicher beiträgt. Umso mehr, wenn das gegen die womöglich beste Mannschaft der Welt gelingt. Mit Fans im Stadion wäre es natürlich noch schöner gewesen, dann wären alle durchgedreht (lacht). Aber unabhängig davon denke ich, dass es allen Menschen Freude bereitet, unseren Fußball zu anzuschauen. Wir machen dort weiter, wo wir in den vergangenen Wochen aufgehört haben.

Wie fühlt es sich an, als erstes Team den amtierenden Weltpokalsieger zu schlagen?
Wir wussten, dass die Bayern derzeit ein hohes Pensum fahren, viel unterwegs sind, viele Spiele und auch Ausfälle haben. Wenn es einen Moment gab, sie schlagen zu können, dann in der aktuellen Situation: Zu Hause gegen einen dezimierten Gegner. Wobei auch bei uns drei Spieler ausgefallen sind. Die, die reingekommen sind, haben ein unfassbares Spiel gemacht. Hinzu kommt das Selbstvertrauen, das wir aufgebaut haben, und was es benötigt, um so aufzutreten, wie wir es getan haben.

Wir sind einer Meinung, dass wir selten in einer Mannschaft gespielt haben, in der sich jeder mit jedem so gut versteht.

Kevin Trapp

Was bedeutet es dir persönlich, erstmals gegen die Bayern gewonnen zu haben?
Ich habe tatsächlich zehn Jahre darauf warten müssen, gegen die Bayern zu gewinnen und nicht vier, fünf Gegentore zu kassieren. Es macht in dieser Mannschaft einfach unglaublich Spaß. Ich habe vorhin noch mit Ajdin [Hrustic; Anm. d. Red.] gesprochen. Wir sind einer Meinung, dass wir selten in einer Mannschaft gespielt haben, in der sich jeder mit jedem so gut versteht. Jeder hilft dem anderen, das spiegelt sich auch auf dem Platz wider. Wir zeigen auf dem Platz derzeit eine unheimlich hohe Qualität. Wie der Trainer unter der Woche richtig gesagt hat: Wir klauen uns die Punkte nicht, benötigen dafür, bis auf in der einen oder anderen Situation gestern, kein Glück, sondern verdienen uns die Siege durch unsere Spielweise.

Wie bewertest du die Leistung von Amin Younes?
Amin hat nicht nur aufgrund seines Traumtores, sondern generell ein super Spiel gemacht und uns mit vielen kleinen Dribblings Räume geschaffen, damit wir nach vorne spielen konnten. Er ist gewissermaßen der Gamechanger, den wir für unser Spiel benötigen, um noch variabler zu werden. Gegen eine solche Mannschaft so aufzutreten, ist beeindruckend. Den Treffer zum 2:0 hat er sich erarbeitet und ist ein bisschen die Frucht, die er aufgrund seiner Trainingsarbeit geerntet hat. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich seine Extraschichten beim Torschuss auszahlen. Das gilt auch für alle anderen, die auf diesem Niveau spielen. Jeder ist mit Begeisterung bei der Sache und möchte sich weiterentwickeln. So wie wir trainieren, spielen wir auch.

Ihr habt mit #SayTheirNames eine klare Botschaft gesendet. Was verbindest du mit der Aktion?
Es ist eigentlich Wahnsinn, dass das schon ein Jahr her ist. Ich finde es schade, dass solche Dinge auf der Welt passieren und wir immer noch über Rassismus sprechen müssen. Solche Momente stimmen einen einfach traurig. Viele Menschen haben ihr Leben verloren und Angehörige, Partner und Freunde hinterlassen. Deshalb finde ich es wichtig zu zeigen, dass wir zusammenstehen, solche Dinge keinen Platz haben und wir darauf hinarbeiten, dass Derartiges in Zukunft nicht mehr passiert.

Am Freitag bekommt ihr es auswärts mit Werder Bremen zu tun. Was erwartest du von der Partie?
Ähnlich wie Köln ist Bremen eine Mannschaft, die sehr gut verteidigt und tief steht. Wir benötigen wahrscheinlich wieder viel Geduld und müssen uns die Räume erarbeiten. Es wird wie die vergangenen Begegnungen kein einfaches Spiel. Die Bundesliga ist mittlerweile ausgeglichener. Die Ergebnisse zeigen: Jeder kann jeden schlagen. Wir möchten unser Selbstvertrauen erneut auf den Platz bringen und gewinnen. Das ist unser Ziel.