02.02.2020
Bundesliga

Wie immer ohne Gewähr

Ob Tabellenkonstellationen oder Torerfolge. Sicher kann sich in der Bundesliga niemand sein, wie sich am Samstag zwischen Düsseldorf und Frankfurt in vielerlei Hinsicht gezeigt hat.

Der beste Vergleich liegt in der unmittelbaren Vergangenheit. „In der Bundesliga gibt es immer Spiele, die die Tabelle nicht auf den ersten Blick wiedergeben, wie bei unserem Sieg vor einer Woche gegen Leipzig“, gab Adi Hütter auf der Pressekonferenz nach dem in der Entstehung schmeichelhaften Punktgewinn bei Fortuna Düsseldorf zu bedenken. So die Eintracht ihren unfreiwilligen Teil dazu beitragen konnte, dass Düsseldorf zumindest für eine Nacht die Rote Laterne an Paderborn weiterreichte, hatte sie mit dem 2:0 gegen den Herbstmeister ebenso Einfluss auf den eingetretenen Wechsel an der Tabellenspitze.Dass die Hessen von den Europapokalrängen weiter identisch weit entfernt liegen wie von der Abstiegszone, haben sie trotz des Last-Second-Punkts auch selbst zu verantworten. „Der Gegner hatte zwar auch mutige Ansätze, aber vor allem, weil wir das zugelassen haben“, erkannte Kevin Trapp nach Spielschluss. Gleichwohl hatte der Keeper in der ersten Halbzeit nicht einen Schuss abwehren müssen, während die Gäste wie schon gegen Leipzig ihrerseits nur einen Abschluss aufs gegnerische Gehäuse bekamen, als Timothy Chandler in der siebten Minute freistehend an Torwart Florian Kastenmeier scheiterte. Überhaupt entbehrte es einer gewissen Ironie und nicht eines jeden Logik, dass der gelernte Außenverteidiger auf der in weiten Teilen der Öffentlichkeit als neuralgisch wahrgenommenen Position des Rechtsaußen einmal mehr zu den auffälligsten Adlerträgern zählte. So war das Eigengewächs im allerletzten Augenblick nicht nur zum zweiten Mal in dieser Saison als Torschütze zur Stelle, sondern am Ende an fünf von sechs Torschüssen beteiligt. Auch 29 Sprints waren teamintern spitze.

Grundsatzkritik

Vier mehr zog auf dem Rasen nur Düsseldorfs Winterzugang Valon Berisha an. Der vormalige Römer war nur einer von drei Neuen unter der Woche gewesen, Coach Uwe Rösler inklusive. Weshalb Hütter selbst die Spielvorbereitung als Lotterie umschrieb, zumal der Gesundheitszustand von Steven Skrzybski, eine weitere Nachverpflichtung, und Erik Thommy bis zum Ende unklar geblieben war. Letzterer stand in der Startelf, ersterer wurde nicht rechtzeitig fit.Ähnlich war es den Hessen ergangen, die nicht nur auf den erkrankten Bas Dost, sondern auch auf den kurzfristig mit Adduktorenbeschwerden passenden Mijat Gacinovic verzichten mussten und damit die in der Rückrunde bewährte Angriffsachse austauschen mussten. Nichtsdestotrotz bezogen sich Verantwortliche wie Sportler im Nachgang weniger auf Personalien, sondern auf Grundsätzliches. Während Trapp und Sportdirektor Bruno Hübner unisono bemängelten, vermissen lassen zu haben, „was uns in den vorangegangen beiden Spielen ausgezeichnet hat“, war Chefcoach Hütter aufgefallen, dass „wir es nicht geschafft haben, das Spiel zu beruhigen. Auch unser Umschaltspiel war nicht gut.“ Dass drei der vier absolut berechneten meisten Fehlpässe aus der hintersten Reihe erfolgten, spiegelt diese Einschätzung wider: Evan Ndicka verzeichnete zehn Fehlpässe, David Abraham und Martin Hinteregger jeweils acht.

Fortuna vom Glück verlassen

Auf der Gegenseite überzeugte Abwehrchef Kaan Ayhan nicht nur durch den Führungstreffer, sondern auch mit 86 Ballkontakten sowie 51 angekommenen Zuspielen – beides unter allen Akteuren die meisten. „Der späte Ausgleich ist wie ein Stich ins Herz“, bekannte der Ex-Frankfurter später. Schien der Fortuna das Glück durch den abgefälschten Freistoß zunächst hold, wendete sich das Blatt bekanntermaßen in der Nachspielzeit. Dass der Videoassistent zwei Mal zugunsten der Gäste einschritt, passt ins Bild, ändert aber nichts an der Korrektheit und der wohl unter dem Strich leistungsgerechten Punkteteilung, die keinen Sieger verdient hatte.Wie aus Frankfurter Sicht übrigens am neunten Spieltag 2018, als beim Aufsteiger aus Nürnberg ebenfalls der Rückstand in der 78. Minute fiel und die Hessen in der Nachspielzeit in Person von Sébastien Haller auf 1:1 zurückkamen. So wie der Franzose seinerzeit als Joker gestochen hatte, hatte auch diesmal mit André Silva ein Einwechselstürmer als Assistgeber seine Aktien am Ausgleich.Dem vorausgegangen war einst ein vergleichbar bemerkenswerter Bundesligasieg wie über Leipzig: Das 7:1 über Fortuna Düsseldorf. Und davor: Ein 2:1 auswärts bei der TSG Hoffenheim… Was folgte, war ein wegweisender November-Monat mit fünf Siegen in Serie. Da die Eintracht anders als damals auch im DFB-Pokal ihre Hausaufgaben erledigt hat, stehen im Februar nun sogar ein weiteres halbes Dutzend Herausforderungen an. Es liegt an der Eintracht, den Zufall so klein wie möglich zu halten – gewissermaßen auf die sechs Richtigen zu gehen. Natürlich ohne Gewähr.