23.10.2020
Bundesliga

„Auf alles gefasst sein“

Cheftrainer Adi Hütter macht deutlich, sich den Bayern nicht kampflos geschlagen geben zu wollen, weiß aber auch, dass in München alles passen muss.

Cheftrainer Adi Hütter über...

...den FC Bayern München: Für mich ist der FC Bayern aktuell die beste Mannschaft der Welt. Von allen Topmannschaften haben sie aktuell die geringsten Probleme und sind schon wieder sehr gut in Schuss. Wenn man gegen Atlético Madrid, das sicher eine der am besten verteidigende Mannschaft ist, nach 70 Minuten 4:0 führt und frühzeitig wechseln kann, unterstreicht das ihre Klasse. Davor haben wir Respekt und freuen uns trotz allem auf die Aufgabe. Unsere bislang letzte Auswärtsniederlage in der Bundesliga war in München. Wir wissen, dass Bayern der Favorit ist. Trotzdem erwarte ich, dass wir dort weitermachen, wo wir in den vergangenen Auswärtsspielen aufgehört haben, mutig sind und unsere Chancen suchen.

...die eigene Herangehensweise: Ich weiß nicht, ob es hilft, den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor zu parken. Manchmal helfen auch zwei nicht und Bayern findet trotzdem eine Lücke (lacht). Unabhängig davon, ob wir tief stehen, haben sie die Qualität, sich durch die Reihen zu kombinieren. Auch nach hohen Bällen sind sie gefährlich, etwa wenn Goretzka einläuft oder mit Lewandowski, der sehr kopfballstark ist. Deswegen müssen wir auch bei Standardsituationen hellwach sein. Wenn wir die Außen zumachen, spielen sie durchs Zentrum. Wenn wir höher stehen, überspielen sie die Kette. Wir müssen auf alles gefasst sein. Bayern ist über 90 Minuten schwer zu kontrollieren. Es wäre super, alles zu verteidigen und wünschenswert, gut nach vorne zu spielen. Dafür benötigen wir allerdings eine absolute Sternstunde und die Bayern einen weniger guten Tag. Wir können uns nicht im Vorfeld kampflos geschlagen geben, sind selbst gut drauf und länger ungeschlagen. Es gibt immer etwas zu verlieren, es geht um drei Punkte.

...die Personalsituation: Amin Younes wird nicht in der Startelf stehen. Aber ich bin mit seiner Verfassung sehr zufrieden. Amin versucht, tagtäglich zu seinem Topniveau zurückzukehren und hat bereits in Köln gezeigt, dass er uns sicherlich helfen kann und wird. Wir werden mit 21 Spielern nach München reisen, darunter auch David Abraham. Er hat heute trainiert, aber noch nicht das Gefühl, dass er 100-prozentig fit ist. Er wird heute Abend unseren Mannschaftsarzt Dr. Florian Pfab treffen und sich behandeln lassen. Dann werden wir sehen, ob es für morgen reicht. Bei ihm macht eine Sehne in der Kniekehle manchmal zu. Das ist nichts Muskuläres, behindert ihn aber ab und zu beim Sprint und ist unangenehm.

Jeder muss die Verantwortung haben, in der richtigen Situation zur Stelle zu sein und das Tor besser zu verteidigen.

Cheftrainer Adi Hütter

...die Grundordnung: Wir machen uns Gedanken, ob wir mit drei, vier oder fünf Verteidigern spielen. Aber wie in Köln zu sehen war, ist es egal, wie die Kette aussieht, wenn wir nicht richtig durchverteidigen und die Räume schließen. Dann schaut’s eher nach einer kaputten Schneekette aus (lacht). Jeder muss die Verantwortung haben, in der richtigen Situation zur Stelle zu sein und das Tor besser zu verteidigen. Bayern ist in der Lage, Fehler gnadenlos auszunutzen. 

...Filip Kostic: Filip ist schon wieder gut in Fahrt und arbeitet sehr, sehr hart und intensiv an sich. Ich warte nach der Verletzung eines Spielers lieber ein paar Tage länger, ehe ich jemanden einsetze. Wir haben es nicht nötig, etwas zu riskieren. Wenn er nach der Länderspielpause wieder bei Kräften ist, wäre das super. Ich kann mir auch vorstellen, dass es etwas früher klappt. Auf der anderen Seite war es für ihn und uns gut zu sehen, dass wir auch ohne ihn gewinnen können und die Mannschaft intakt ist.

...Kevin Trapp: In solch einem Spiel benötigen wir einen absoluten Toptormann, der in den entscheidenden Momenten da ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass das für beide Seiten gilt. Kevin ist sehr reflektiert, wir haben auch gesprochen. Er war mit der Phase nach dem Restart nicht zufrieden und ist ein ehrgeiziger Sportler. Er hat sich selbst ordentlich analysiert und auch gemeinsam mit Torwarttrainer Jan Zimmermann versucht, neue Wege zu gehen.

...Almamy Toure: Für mich zählt Almamy Toure nicht mehr zu den jungen Spielern, das ist jemand mit 18 oder 19 Jahren. Es ist erfreulich, welche Entwicklung er derzeit nimmt und sein Potential zeigt. Die Leistungen waren zuletzt alle ordentlich. Almamy hat manchmal Konzentrationsschwächen, die mal gut und mal weniger gut ausgehen, was dahingehend in die Bewertung eingeht. Das passiert aber vielen, selbst internationalen Topspielern und gilt für die ganze Mannschaft. Insgesamt ist er ein dynamischer, schneller, zweikampfstarker und nach vorne kreativer Spieler. Momentan hat er gegenüber anderen die Nase vorn.