16.03.2021
Bundesliga

Die große Chance

Mit drei Punkten gegen Union Berlin möchte die Eintracht nicht nur oben dabeibleiben, sondern zugleich auch einen neuen Verfolger distanzieren.

„Ich kann mit dem Punkt sehr gut leben und nehme ihn gerne mit“, erklärte Cheftrainer Adi Hütter nach dem 1:1 in Leipzig am vergangenen Sonntag. Es war ein gewonnener Punkt, kein verlorener, befand auch Stefan Ilsanker: „Es ist ein Punkt, den wir brauchen. Wir haben uns ein sehr hohes Ziel gesteckt. Wenn wir weiter so kämpfen und ein bisschen besser Fußball spielen, dann erreichen wir das auch.“ Der Österreicher hatte gegen seinen Ex-Klub in der Startelf gestanden und Martin Hinteregger vertreten, der kurzfristig aufgrund von Oberschenkelproblemen passen musste. Neben seiner starken Defensivleistung und einigen erfolgreichen Grätschen war der 31-Jährige der schnellste Mann auf dem Platz. „Stefan Ilsanker hat es schon in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht und in der zweiten Halbzeit den Laden wirklich dichtgehalten, kaum etwas zugelassen und war ein Bombenersatz für Martin Hinteregger“, hatte Sportdirektor Bruno Hübner ein Sonderlob übrig für den Mann, der sichtlich von einer Extraportion Motivation und alter Insiderkenntnisse profitieren konnte.

Veränderte Strukturen (v. l.): Von den Abwehrrecken aus dem Hinspiel ist Hinteregger fraglich, Ilsanker gefragt, Ndicka gesetzt und Abraham weg.

Ob Hinteregger am Samstag wieder einsatzbereit sein wird, ist noch offen. Eine Rückkehr ins Teamtraining ist beim von einer Zerrung der Faszie des linken Oberschenkels geplagten Abwehrchefs vom weiteren Heilungsverlauf abhängig. Die Einstiegsmöglichkeiten waren angesichts von drei Trainingseinheiten von Mittwoch bis Freitag sicher schon größer.

Zwei gesperrt, zwei verletzt

Definitiv nicht zur Verfügung stehen werden neben den verletzten Erik Durm und Almamy Toure die beiden gelbgesperrten Adlerträger Tuta und Amin Younes. Adi Hütter wird also erneut rotieren müssen. „Es ist sicher nicht ganz so glücklich, dass Amin und Tuta gerade bei diesem Spiel fehlen“, weiß auch Sebastian Rode. Aber: „Nichtsdestotrotz haben wir einen breiten Kader, wir werden also auch das wieder auffangen können. Genauso konnten wir auch Hintis Ausfall gut kompensieren. Deshalb denke ich, dass wir trotzdem mit elf Topspielern auf dem Feld stehen werden.“

Die wird es am Samstag auch brauchen, schließlich trifft die Eintracht mit Union Berlin auf einen direkten Konkurrenten um die internationalen Plätze. Die Eisernen präsentieren sich derzeit formstark, sind seit vier Spielen ungeschlagen und holten dabei acht Punkte. Der Hauptstadtklub gibt sich ambitioniert und visiert den zwei Zähler entfernten sechsten Platz an, zumindest wenn es nach Topscorer Max Kruse geht: „Europa League, da hätte ich Bock drauf“, hat der Spielmacher klare Prioritäten. Ob FCU-Coach Urs Fischer und Kruses Mannschaftskollegen dem zustimmen, sei dahingestellt, zumal das ausgerufene Ziel bis vor kurzem trotz der Ergebnisse und der komfortablen Tabellensituation schlicht Klassenerhalt lautete.

Neue Tabellenregionen, neue Ziele

Neun Spieltage vor dem Ende der Saison haben nun sowohl die Eintracht als auch die Köpenicker die Chance, große Ziele zu erreichen. Im direkten Duell können beide Teams Big Points sammeln und sich mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause verabschieden. „Zu Hause gegen Union wollen wir unbedingt drei Punkte holen. Wir müssen uns in jedem Spiel konzentrieren und unsere Leistung auf den Platz bringen, dann können wir ein großes Ziel erreichen. Wir haben aber noch neun Spiele und werden am Ende sehen, wo wir stehen“, sagt Makoto Hasebe, wohlwissend, dass gerade im April der Marathon nochmal richtig Fahrt aufnimmt. Ende März geht es nach Dortmund, am 29. Spieltag nach Mönchengladbach und in der 31. Runde nach Leverkusen. Zu Hause empfängt die Eintracht zudem unter anderem den Tabellendritten aus Wolfsburg.

Erstmal Zukunftsmusik, der Fokus liegt auf der Gegenwart. Und ein bisschen der Vergangenheit. Die Pflichtspielbilanz zwischen den Hessen und den Berlinern spricht bei fünf Siegen, vier Remis und nur einer Niederlage klar für die Eintracht. Von den drei Begegnungen im Oberhaus konnten allerdings beide Teams je eine für sich entscheiden, das Duell in der Hinrunde endete torreich 3:3. Vier Mal trafen die Adler bislang im eigenen Stadion auf die Eisernen und konnten einzig beim 3:1-Erfolg im September 2011 drei Punkte einfahren. Während die Adler sich in dieser Saison heimstark präsentieren und seit saisonübergreifend 14 Partien im eigenen Stadion ungeschlagen sind, hat der Hauptstadtklub bei je vier Siegen, Unentschieden und Niederlagen eine exakt ausgeglichene Auswärtsbilanz. Aber: Berlin blieb zuletzt erstmals in zwei Gastspielen im Oberhaus in Folge ohne Gegentor (1:0 in Freiburg, 0:0 in Bielefeld) und weiß, wie sich ein Sieg im Herzen von Europa anfühlt. Am 24. Februar 2020 setzten sie sich im bislang letzten Ligaheimspiel der Eintracht vor vollen Rängen mit 2:1 durch.

Wucht trifft Minimalismus

Die bisherigen zehn Begegnungen der Eintracht mit den Eisernen waren echte Torgaranten, im Schnitt fielen pro Partie 3,5 Treffer. Einen Anteil an der Quote hat das 3:3 aus der Hinrunde, im Jahr 2021 ist ein solches Ergebnis den Statistiken zufolge eher unwahrscheinlich. Demnach fielen in den Bundesligapartien der Köpenicker im neuen Kalenderjahr erst 20 Tore (11:9), mindestens neun weniger als bei jedem anderen Team in der Beletage. Im Gegensatz dazu sind es bei der Eintracht im gleichen Zeitraum mit 39 die drittmeisten Treffer (27:12), zudem stellen die Hessen mit 48 Toren nach Bayern München (74) und Borussia Dortmund (52) die drittbeste Offensive im Oberhaus.

An der großen Frankfurter Ausbeute hatte ein Adlerträger zuletzt besonders großen Anteil: Daichi Kamada war an vier der vergangenen sieben Bundesligatore der Eintracht mit je zwei Treffern und Vorlagen direkt beteiligt. Mit vier Toren und acht Assists hat er seine Ligaausbeute aus der Vorsaison bereits jetzt exakt verdoppelt. Nach André Silva, der eine neue persönliche Bestmarke sowie einen Vereinsrekord aufstellte, und Filip Kostic, der 2021 zum Assistkönig avanciert, ist Kamada der nächste offensive Eintracht-Akteur, der in dieser Saison zur Hochform aufläuft. Wünschenswert, dass die formstarken Hessen auch gegen die Berliner zuschlagen. Dabei gilt die volle Konzentration der letzten Partie vor der kurzen Unterbrechung, um für die vielen Topduelle, die im April anstehen, bestens gewappnet zu sein. „Jetzt gilt es, uns weiter zu fokussieren. Am Samstag gegen Union erwartet uns ein sehr wichtiges Spiel. Wir möchten vor der Länderspielpause nochmal drei Punkte holen, um uns oben festzusetzen“, erklärt Sebastian Rode. Mit einem Sieg am Wochenende würde sich im Idealfall nicht nur auf den Hauptstadtklub die Distanz vergrößern.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 20. März, 15.30 Uhr, 26. Spieltag, Bundesliga 2020/21.
Stadion: Deutsche Bank Park, Frankfurt.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 15.20 Uhr live. Als Experte zu Gast ist Benjamin Köhler.
TV-Hinweis: Sky Sport Bundesliga 4 HD überträgt ab 15.15 Uhr live.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher

Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Donnerstag, 13 Uhr, mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV und Facebook – präsentiert von Krombacher.