02.10.2020
Bundesliga

Die Mischung macht‘s

Nach zwei Spieltagen steht die TSG Hoffenheim ganz oben. Punkten möchten sie aber nicht nur für die Tabelle, sondern auch mit attraktivem Fußball.

Situation: Gruß von oben

Der Saisonstart hätte für die TSG Hoffenheim nicht besser laufen können. Im Pokal kamen die Kraichgauer, wenn auch knapp im Elfmeterschießen, eine Runde weiter. Darauf folgten zwei Dreier in der Bundesliga. Besonders der 4:1-Heimsieg gegen den zuvor 32-mal in Folge ungeschlagenen FC Bayern München ließ am Sonntag aufhorchen. Die TSG ist mit dem FC Augsburg das einzige Team, das die ersten beiden Bundesligapartien gewinnen konnte. Auch wenn die nachhaltige Aussagekraft überschaubar ist, grüßen die Kraichgauer nach zwei Spieltagen von der Tabellenspitze. Das Selbstvertrauen dürfte dadurch nicht gerade geschrumpft sein.

TSG Hoffenheim 2020/21
Kompakt2 Siege, 7:3 Tore, 6 Punkte, Tabellenplatz 1
TorschützeKramaric (5), Bicakcic (1), Dabbur (1)

Der Kader der Nordbadener ist im Großen und Ganzen zusammengeblieben. Nennenswerte Abgänge gab es kaum, die Stammspieler blieben – was in den Vorjahren schon deutlich anders gelaufen ist. So besteht das ausgeglichene Team aus jungen, aufstrebenden Spielern, aber auch erfahrenen Säulen wie Torhüter Oliver Baumann oder Abwehrchef Kevin Vogt, der unter dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß seinen Stammplatz in der Abwehrzentrale zurückeroberte. Im Mittelfeld sorgen junge Talente wie der Österreicher Christoph Baumgartner für Wirbel und im Sturm soll es der Kroate Andrej Kramaric richten. Die Mischung macht es also. Die Erwartungen an den neuen Cheftrainer Hoeneß und seine Mannschaft sind klar: Die Hoffenheimer wollen sowohl in der Bundesliga als auch im DFB-Pokal und in der UEFA Europa League ein möglichst gutes Bild abgeben und das am liebsten mit attraktivem Offensivfußball.

Trainer: Mehr Sebastian als Hoeneß

Als Sohn von Dieter und Neffe von Uli Hoeneß liegt die Verbindung zum Fußball nahe – und auch die zum Erfolg, doch der neue Cheftrainer der Hoffenheimer will sich selbst einen Namen machen. Bisher kann Sebastian Hoeneß eine Drittligameisterschaft mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern München vorweisen. In der Bundesliga muss der 38-Jährige noch aus dem Schatten seiner Verwandten treten.

Der idyllische Kraichgau ist ihm nicht unbekannt, vor 14 Jahren spielte er unter Ralf Rangnick selbst dort in der Regionalliga. Zuvor lief der einstige offensive Mittelfeldspieler in der Regional- und Oberliga für Hertha BSC II auf. Seine eigene Karriere hängte er mit 28 Jahren an den Nagel, um als Trainer durchzustarten. Über den Unterbau von Hertha Zehlendorf, Leipzig und Bayern München fand er den Weg zurück nach Sinsheim und übernahm im Sommer 2020 die TSG von seinem Vorgänger Alfred Schreuder. Seine persönlichen Förderer auf diesem Weg waren vor allem Ralf Rangnick, der ihn nach Leipzig holte, und Hermann Gerland, der sich für ihn in München stark machte. Auf beiden Stationen sammelte der 38-Jährige wichtige Erfahrungen, kennt sich sowohl mit aggressivem Gegenpressing als auch mit Ballbesitzfußball aus.

Der Fußballlehrer legt Wert darauf, viel mit seinen Spielern zu sprechen und auch auf persönlicher Ebene eine Beziehung mit diesen aufzubauen. Er gilt als besonnener wie ruhiger Typ, der klar analysiert und auch nach dem deutlichen Sieg gegen den FC Bayern nicht abhebt. Die bisherige Karriere von Sebastian Hoeneß als Trainer ist in jedem Fall eine steile und nach drei Pflichtspielen sieht es vorerst nicht nach einer unsanften Landung aus.

Taktik: Viele Ideen, eine Blickrichtung

Hoeneß setzt auf Ballbesitz, lässt offensiv spielen. Die Spielweise soll mutig und flexibel sein – alle Attribute seines Fußballverständnisses decken sich mit dem Anspruch, den Hoffenheim hat. Bisher geht das auf, die Hoffenheimer schossen in den ersten beiden Bundesligapartien sieben Tore – kassierten auf der anderen Seite aber auch drei. Von einer Schwachstelle wie in der Vorsaison zu sprechen, wäre gleichwohl zu früh; immerhin standen 2019/20 am Ende 53 Gegentreffer. Entsprechend möchten die Kraichgauer die nötige Balance zwischen Offensivgeist und Stabilität finden, um dem Gegner so wenige Gegenstöße wie möglich zu gestatten.

Hoffenheim verteidigt offensiv aus einem 3-4-3 oder 3-4-1-2 heraus – mit Baumgartner, Dabbur und dem sich derzeit in Topform befindenden Kramaric im Sturm. Ebenfalls neu unter Hoeneß ist: Kaderabek spielt jetzt links und Akpoguma bearbeitet die rechte Seite. Im Mittelfeld sorgt Diadié Samassekou für Impulse. Gegen die Bayern gestalteten sie ihre Verteidigungslinie sehr flexibel, spielten lange Bälle auf Kramaric und pressten mit der nötigen Aggressivität im Mittelfeld. Die Mannschaft überzeugt zudem mit der nötigen Spielintelligenz und ist technisch versiert.

Spieler im Fokus: Dennis Geiger

Dennis Geiger, 22 Jahre alt, gilt als eines der hoffnungsvollsten Eigengewächse der vergangenen Jahre. Bereits 2009 wechselte der gebürtige Mosbacher in die Jugend der TSG. Sein Bundesligadebüt gab der zentrale Mittelfeldspieler am 19. August 2017 gegen Werder Bremen – damals noch unter Julian Nagelsmann. Sein erstes Tor folgte wenige Wochen später gegen den FC Schalke 04.

Mittlerweile spielt Geiger seine vierte Bundesligasaison – die vorangegangen waren oft von Verletzungen geprägt, die ihn immer wieder zurückwarfen. In der vergangenen Spielzeit kam er auf 21 Einsätze in der Liga. Kein schlechter Wert für einen jungen Spieler, doch der erhoffte Schritt nach vorne blieb aus. Geiger soll nun den Sprung vom Talent zum Leistungsträger schaffen. Coach Sebastian Hoeneß hält zumindest große Stücke auf den U21-Nationalspieler. Auf der Sechserposition ist Geiger momentan gesetzt. Wobei er auch keine Probleme hätte, als Achter zu agieren. In der aktuellen Saison hat er mit knapp 91 Prozent die beste Passquote aller Hoffenheimer. Der viermalige U21-Nationalspieler Deutschlands ist zudem sehr präsent auf dem Platz, bietet bei Ballbesitz die nötigen spielerischen Lösungen.

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