08.12.2020
Bundesliga

Schwer zu schlagen, leicht zu erklären

Der VfL Wolfsburg hat mit zehn ungeschlagenen Spielen zum Start einen neuen Vereinsrekord aufgestellt – mit simplen, aber effektiven Mitteln.

Situation: Wie 2015, nur besser

Der VfL Wolfsburg empfängt die Eintracht am Freitagabend mit breiter Brust. Erstmals in der Vereinsgeschichte ging von den ersten zehn Ligapartien keine verloren – einzig Bayer 04 Leverkusen ist in dieser Saison ebenfalls noch ungeschlagen. 18 Punkte in diesem Zeitraum gelangen den Niedersachsen letztmals 2015/16. Während die Mannschaft von Oliver Glasner in der Bundesliga noch keine Niederlage einstecken musste, endete die Reise in der UEFA Europa League zu Beginn der aktuellen Spielzeit nach einer 1:2-Pleite bei AEK Athen bereits in der dritten und finalen Qualifikationsrunde. Nebenbei verlief der Start in der Liga holprig. Nachdem die ersten zwei Heim- und Auswärtspartien jeweils 0:0 beziehungsweise 1:1 endeten, konnte der VfL am fünften Spieltag mit einem 2:1 gegen Arminia Bielefeld erstmals dreifach punkten.

VfL Wolfsburg 2020/21
Kompakt4 Siege, 6 Unentschieden, 0 Niederlagen, 16:10 Tore, 18 Punkte, Tabellenplatz 5
FormkurveU-S-S-S-U
TorschützenWeghorst (7), Arnold (2), Baku (2), Bialek (1), Brekalo (1), Brooks (1), Schlager (1), Steffen (1)

Zuletzt siegten die Wölfe dreimal in Folge, ehe am vergangenen Spieltag beim 2:2 in Köln mal wieder ein Unentschieden heraussprang – das sechste in dieser Saison. Im eigenen Stadion gewannen die Wölfe die vergangenen drei Partien allesamt, beim 5:3 gegen Werder Bremen bot der VfL ein wahres Offensivspektakel. Somit steht Wolfsburg vor dem Duell mit den Adlern auf Platz fünf in der Tabelle und könnte sich mit einem Sieg weiter in der Spitzengruppe festsetzen. VfL-Torjäger Wout Weghorst zeigte sich nach dem Remis beim 1. FC Köln aber kritisch: „Wenn wir eine Spitzenmannschaft sein wollen, dann müssen wir dieses Spiel gewinnen. Und das haben wir nicht gemacht.“

Trainer: Gewagt und gewonnen

Erfolgsgarant: Oliver Glasner.

Im vergangenen Sommer übernahm Oliver Glasner den Cheftrainerposten in Wolfsburg und erreichte in seiner ersten Saison den siebten Tabellenplatz. Der gebürtige Salzburger verbrachte den Großteil seiner aktiven Spielerkarriere beim SV Ried in der österreichischen ersten Liga, musste diese aber im November 2011 aufgrund einer schweren Kopfverletzung vorzeitig beenden. Zwischen Juli 2012 und Mai 2014 stand der 46-Jährige als Co-Trainer von Roger Schmidt beim FC Salzburg unter Vertrag. Im Anschluss trat Glasner bei seinem ehemaligen Verein SV Ried seinen ersten Job als Chefcoach an, blieb dort allerdings nur ein knappes Jahr.

Zur Saison 2015/16 wechselte der studierte Diplom-Kaufmann in die zweite Liga zum Linzer ASK und fungierte dort als Chefcoach und Sportdirektor. Zwei Jahre nach Amtsantritt führte Glasner die Linzer in die Bundesliga und beendete die erste Spielzeit als Aufsteiger auf dem vierten Tabellenplatz. Ein Jahr später wurde Glasners Mannschaft sogar Vizemeister – trotz der gleichbedeutenden Teilnahme an der Qualifikationsphase für die UEFA Champions League entschied sich der Fußballlehrer für die neue Herausforderung im Norden des Nachbarlands. Dies- wie jenseits der Alpen sind sich Glasner wie Adi Hütter bereits sechs Mal als Trainer begegnet: Zwei Mal in der deutschen und vier Mal in der österreichischen Bundesliga. Der Frankfurter hat dabei mit vier Siegen klar die Nase vorne.

Taktik: Intensität und Stabilität

Vorzugsweise läuft die Mannschaft von Oliver Glasner in einem 4-2-3-1-System auf. Die Viererkette bildeten zuletzt Jerome Roussillon, John Anthony Brooks, Maxence Lacroix und Ridle Baku. Im Mittelfeld sind Maximilian Arnold und Xaver Schlager gesetzt, die offensive Dreierreihe setzt sich in der Regel aus Renato Steffen, Josip Brekalo und Maximilian Philipp zusammen. Letzterer rückte in der vergangenen Woche in die Startformation, weil Admir Mehmedi aufgrund von Beschwerden an der Achillessehne passen musste. Im Sturmzentrum führt an Torjäger Wout Weghorst kein Weg vorbei: Mit sieben Treffern und einem Assist war der 28-Jährige bislang an exakt der Hälfte der 16 Wolfsburger Saisontore beteiligt. Als offensive Alternativen stehen der 19-jährige Bartosz Bialek, Omar Marmoush und Daniel Ginczek bereit.

Torgarant: Wout Weghorst.

Die Niedersachsen setzen aktuell zum einen auf konzentrierte Defensivarbeit. Zehn Gegentore unterbieten einzig Bayer 04 Leverkusen und Leipzig (jeweils neun). Zum anderen ist die Ausrichtung des VfL von großer Kraftanstrengung geprägt. 2467 Sprints sind ebenso zweitbester Mannschaftswert wie 7644 intensive Läufe sowie 1154 gewonnene Zweikämpfe. Offensiv hingegen tat sich Wolfsburg zu Beginn der Saison noch schwer. Nach sieben Partien konnten die Wölfe neun Tore verbuchen, in den jüngsten drei Spielen traf der VfL zehn Mal. Die Mannschaft um Fixpunkt Weghorst scheint sich warmgeschossen zu haben. Zuletzt netzten die Wölfe nebenbei dreimal hintereinander per Kopf, von insgesamt vier Kopfballtreffern gehen drei auf das Konto des niederländischen Sturmtanks.

Spieler im Fokus: Koen Casteels

Der Belgier durchlief jegliche Jugendmannschaften beim KRC Genk, stieg 2009 zu den Profis auf und wechselte zwei Jahre später zur TSG Hoffenheim in die Bundesliga. In Sinsheim empfahl sich der Belgier über Einsätze bei der Zweiten Mannschaft zu einigen Auftritten im Oberhaus. Zu Beginn der Saison 2013/14 stand der 28-Jährige zwischen den Pfosten und setzte sich als Stammtorhüter durch, wurde durch einen Infekt und einen Schienbeinbruch zum Ende der Spielzeit allerdings ausgebremst.

Im Januar 2015 verpflichtete der VfL Wolfsburg den Keeper und verlieh ihn direkt für ein halbes Jahr zum SV Werder Bremen. Dort kam der 1,97-Meter-Schlaks auf sechs Ligaeinsätze und kämpfte sich anschließend in Niedersachsen ins Tor. Spätestens seit 2017 ist der Belgier beim VfL gesetzt und beweist auch in dieser Saison, wie wichtig er für den Verein ist. Drei Mal hielt er den Kasten bislang sauber – nur Leverkusens Lukas Hradecky sammelte vier Weiße Westen. Mit einem kicker-Schnitt von 2,78 ist Casteels nicht nur der notenbeste Wolfsburger, sondern liegt auch auf Platz zwölf aller Bundesligisten. Zudem stellt er mit einer Quote von 74,2 Prozent abgewehrten Schüssen den Ligabestwert. An dritter Stelle folgt übrigens schon Kevin Trapp mit 69,2 Prozent.

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