24.06.2019
Historie

Stadionbetreiber mit dem Adler auf der Brust

Patrik Meyer ist seit 14 Jahren Geschäftsführer der Betreibergesellschaft der Commerzbank-Arena. Der Eintracht-Fan spricht über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Heimspielstätte.

Für die meisten Spieler bedeutet das Ende einer Saison in der Regel: abschalten, Urlaub genießen. Wie verbringst du die Sommerpause?
Für uns ist die Sommerpause eigentlich keine Pause, sondern eher die Zeit, in der es richtig rundgeht. Es beginnt dann der Umbau des Stadions zu einer multifunktionalen Arena. Es finden viele Konzerte, Veranstaltungen, Laufevents oder Businessveranstaltungen statt. Alles Mögliche in komprimierter Form, sehr schnell hintereinander. Das alles nennt sich bei uns Stadionsommer.

Neben den Spielen von Eintracht Frankfurt finden in der Commerzbank-Arena zahlreiche weitere Veranstaltungen statt. Ist die Planung der Bundesligaspiele für dich leichter, da es sich um ein Alltagsgeschäft handelt?
Natürlich ist bei der Fußball-Bundesliga eine gewisse Routine vorhanden, weil es letztendlich alle zwei Wochen ein immer wiederkehrendes Szenario gibt. Dagegen sind die Konzerte und Sonderveranstaltungen oftmals individueller gelagert. Zum Beispiel erfindet sich der World Club Dome jedes Jahr neu, das bringt immer wieder neue Herausforderungen mit sich.

Inwieweit drückst du als Stadionbetreiber der Eintracht die Daumen?
Für uns ist eine Fußballsaison immer etwas Besonderes, weil es von Spiel zu Spiel immer interessanter wird und die Platzierung von Eintracht Frankfurt Auswirkungen auf das jeweilige Folgejahr hat. Insofern fiebern wir als Betreibergesellschaft natürlich mit Eintracht Frankfurt mit.

Bist du automatisch Veranstalter der verschiedenen Events abseits des Fußballs?  
Bei uns ist es eine Mischung. Ein Teil der Veranstaltungen sind Gastveranstaltungen in dem Sinne, dass ein Konzertveranstalter das Stadion anmietet und hier sein Ding durchzieht. Aber es gibt auch eine ganze Menge Veranstaltungen, bei denen wir selber als Veranstalter auftreten. Beispielsweise am „Tag des Handballs“ oder beim „größten Orchester der Welt“. Das sind Veranstaltungen, die wir selber veranstalten und auch produzieren. Es ist nochmal interessanter, seine eigenen Vorstellungen einbringen zu können und anschließend das Ergebnis zu sehen. Aber genauso gut ist für uns natürlich, wenn hier ein Konzert stattfindet und am Ende gehen 45.000 Fans happy nach Hause.

Würdest du im Nachhinein den Schritt vom traditionellen Waldstadion zur heutigen Commerzbank-Arena als notwendig bezeichnen?
Ja, das Waldstadion war natürlich eine große Kathedrale des Sports und national bekannt, insofern war es schon ein großer Vorgänger, in dessen Fußstapfen wir treten mussten. Aber gleichzeitig muss man natürlich sehen: In einer Spitzensaison lag der Zuschauerschnitt mal bei 35.000. Diesen Wert hat die Eintracht als Zweitligist in der Commerzbank-Arena noch übertroffen. Das neue Stadion hat viele Vorteile gebracht, der Komfort und alles, was dazugekommen ist – das Dach, die näher am Spielfeld angebrachten Plätze. Insofern lässt sich sagen, dass es der notwendige Schritt war, um Eintracht Frankfurt auf das nächste finanzielle und sportliche Level heben zu können.

In der kommenden Saison spielt die Eintracht vermutlich wieder international, für dich bedeutet das gleichzeitig mehr Arbeit. Zählen die Europapokalnächte trotzdem zu den Highlights in deiner Zeit als Stadionbetreiber?
Selbstverständlich! Für uns ist es natürlich schade, dass es so lange gedauert hat, dass die Eintracht zwei Jahre hintereinander international vertreten ist. Das hätten wir auch gerne schon früher mal gesehen. Nach dem Pokalfinale 2006 folgte eine UEFA-Cup-Saison, es gab also immer mal wieder gewisse Highlights. Insofern sind wir super glücklich, was Eintracht Frankfurt zuletzt geboten hat und wir letztendlich auch ein Teil davon sein durften.

Was hebt Eintracht Frankfurt von den anderen Bundesligavereinen ab?
Wenn ich mit Freunden spreche, sagen sie normalerweise: „Ich will auf jeden Fall zum Spielbeginn im Stadion sein.“ Hier höre ich aber immer wieder den Satz: „Ich will zur Choreo im Stadion sein! Ich will bloß nicht zu spät kommen!“ Das ist etwas ganz Besonderes, wenn die Fans es schaffen, dass es ein Programmpunkt ist, den sie nicht verpassen möchten, mal abgesehen vom Spiel selbst. Insofern ist die Euphorie in Frankfurt unschlagbar und auch wirklich Eintracht-spezifisch. Ich glaube, daran kommt im Moment kein Bundesligist heran. Eintracht Frankfurt ist der einzige Verein, bei dem die Fans eigene Fans haben.

Nach 14 Jahren ist das Stadion naturgemäß nicht mehr auf dem neuesten Stand. Wo siehst du konkret Handlungsbedarf?
Ich denke, jeder, der mal bei einem Fußballspiel im Stadion war, sieht, dass der Videowürfel etwas in die Jahre gekommen ist und oftmals anfängt zu flimmern. Es gibt aber noch einige andere Dinge, die im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024 angepackt werden müssen: LED-Flutlicht und weitere digitale Technik. Insofern wäre nach 14 Jahren im Stadion so langsam die technische Renovierung der nächste große Schritt. Dann ist es aber auch ein Stadion, was die nächsten 15 Jahre lang mithalten wird, allen Zuschauern noch mehr Spaß bringt und nebenbei den Anforderungen, die im Fußball stetig steigen, gerecht wird.