04.11.2020
Bundesliga

Wieder Eintracht-like

Aggressiv, schnell, vertikal: Frankfurt möchte gegen den VfB Stuttgart an die zweite Halbzeit vom 1:1 gegen Bremen anknüpfen. Der Stil der Schwaben könnte der Eintracht entgegenkommen – muss aber nicht.

In einer Disziplin übertrafen sich die Frankfurter Fußballer am vergangenen Samstag selbst, als sich gegen Werder Bremen 72 Prozent Ballbesitz verbuchten, so viel wie zuletzt am 30. Spieltag der Bundesligasaison 2016/17. Doch diese Dominanz allein reichte nicht. Grund war vor allem, dass es zu selten gelang, in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu spielen, was wiederum auch mit der tiefen Staffelung der Nordlichter zusammenhing. Insbesondere nach einer schwungvolleren zweiten Hälfte waren die Hessen einem Sieg wesentlich näher. Das sah auch Adi Hütter so: „Die zweite Halbzeit war schon eher Eintracht-like, als wir viel investiert und vertikaler gespielt haben sowie mehr Chancen und Ballbesitz hatten.“ Hütter fordert, dass seine Mannschaft gezielter attackiert und mehr Chancen kreiert.

Möglichkeiten bieten sich auch tabellarisch. Zwischen Position fünf (Mönchengladbach) und zehn (Frankfurt) liegen nur zwei Zähler. Nebenbei bemerkt: Neun Punkte nach sechs Spieltagen sind nur einer weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt der vergangenen Saison. Zumal die Frankfurter in dieser Saison nur ein Spiel verloren, das hatte es zuletzt 2014/15 gegeben. Wenig Platz also für negative Gedanken, wie auch Amin Younes den Fahrplan für die kommende Aufgabe skizziert: „Ich finde es auch schade, dass ich, seit ich hier bin, noch kein Spiel gewonnen habe. Aber ich denke, wir müssen einfach weiter arbeiten, dann kommt das schon.“ Am liebsten natürlich in der letzten Partie vor der letzten Länderspielpause des Jahres in Stuttgart.

Bescheidenes Saisonziel, ambitioniertes Auftreten

Die Schwaben sind punktgleich mit den Frankfurtern. Genauso wie die Eintracht haben sie bereits drei Mal 1:1 gespielt, zwei Mal gewonnen und erst ein Mal verloren. Lediglich die positive Tordifferenz führt dazu, dass der VfB auf Platz sieben des Tableaus und somit vor der SGE gelistet ist. Die Stimmung beim Aufsteiger ist dementsprechend gut – die Stuttgarter blieben zuletzt fünfmal in Folge ungeschlagen. Länger gelang ihnen das zuletzt nur zwischen Februar und März 2018, damals waren es acht Spiele. Das Saisonziel bleibt trotz eines positiven Starts weiterhin bescheiden: In Stuttgart will man in dieser Saison 40 Punkte einfahren, um die Klasse sicher zu halten.

Der VfB erzielte gegen kein anderes Team so viele Tore wie gegen die Eintracht, nämlich 173 in bisher 94 Erstligapartien. Im Durchschnitt fielen dabei 3,54 Tore pro Spiel. Filip Kostic, Timothy Chandler und Bas Dost konnten sich in der Vergangenheit bereits als Torschützen gegen den VfB auszeichnen. Zuletzt trafen beide Mannschaften am 31. März 2019 aufeinander. Damals setzen sich die Adler 3:0 durch, mit dem eben genannten Filip Kostic als Doppeltorschützen. Dieser lief außerdem zwei Jahre lang, von 2014 bis 2016, im Trikot der Schwaben auf und absolvierte am Dienstag sein erstes Mannschaftstraining nach knapp sechswöchiger Verletzungspause.

Keine Heimmacht

Die Württemberger gelten als taktisch flexibel und bemühen sich, aktiv spielerische Lösungen zu finden. Das zeigten sie am vergangenen Spieltag gegen Schalke. So startete der VfB mit einer Viererkette, einer Raute im Mittelfeld und zwei Spitzen. Nach 25 Minuten stellten sie auf eine Dreierkette um. Trainer Pellegrino Matarazzo, seit Dezember 2019 im Schwabenland, variiert zumeist zwischen einem 3-4-2-1 und einem 3-1-4-2. Zudem setzt er mutig auf den Nachwuchs, was unter anderem an den Einsätzen von Mateo Klimowicz, Sasa Kalajdzic und Tanguy Coulibaly deutlich wird, die zu Saisonbeginn noch keinerlei Bundesligaerfahrung hatten. Etwas Erfahrung könnte mit Mittelfeldmann Daniel Didavi in die Startelf zurückkehren.

Ein deklariertes Manko zu Saisonbeginn auf Seiten der Stuttgarter war vor allem die mangelnde Abgebrühtheit im Abschluss. Bisher profitieren sie jedoch davon, dass ihre Gegner ebenso Chancen liegen ließen. Außerdem gelang es dem VfB bisher nicht, den ersten Heimsieg der Saison einzufahren, auswärts sind sie stärker als zu Hause. Die Schwaben kassierten in zwei von drei Heimspielen jeweils ein Gegentor per Kopf. In der laufenden Spielzeit trafen die Frankfurter hingegen zwei Mal per Kopf. Mit 38 Eckbällen sind sie zudem nah dran am Ligaspitzenwert der Bayern mit 42 Eckbällen. So könnte sich Ecke-Kopfball-Tor am Samstag als wie in der Vorsaison allzu probates, in dieser Spielzeit noch gar nicht zur Geltung gekommenes Mittel sein. In jedem Fall werden die Frankfurter in der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart auf einen Gegner treffen, der seinerseits am Spielgeschehen teilnehmen möchte. Ob dies im Umkehrschluss ein für Frankfurt dankbarer Spielansatz ist, wird sich erweisen müssen.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 7. November, 15.30 Uhr, 7. Spieltag, Bundesliga 2020/21.
Stadion: Mercedes-Benz Arena, Stuttgart.
HörtippEintrachtFM überträgt ab 15.20 Uhr live.
TV-Hinweis: Martin Groß kommentiert das Spiel live auf Sky Sport Bundesliga 4.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher

Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Freitag mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV und Facebook – präsentiert von Krombacher.