02.06.2020
Bundesliga

„Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung treffen“

Adi Hütter möchte sich auch in Bremen nicht verstecken, verlangt aber das richtige Gespür, wie er mit Blick auf Mijat Gacinovic lobt.

Möchte den Aufwärtstrend in Bremen bestätigen: Cheftrainer Adi Hütter.

Adi Hütter über...

...die Ausgangslage: Ich möchte die Situation nicht mit der vor vier Jahren vergleichen [verpasster vorzeitiger Klassenerhalt nach 0:1-Niederlage; Anm. d. Red.], allein weil viele Spieler von damals heute nicht mehr dabei sind und die Tabellenkonstellation eine andere war. Wir sehen für Mittwoch die Chance, uns weiter von unten zu distanzieren und mit einem Sieg zehn Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone herzustellen, wenngleich Werder mehr unter Zugzwang steht. Insgesamt ziehen wir mit dem Nachholspiel mit den anderen Teams gleich. Auch die Umstände der Spielverlegung spielen für mich keine Rolle mehr. Vor zwei Monaten haben einfach beide Parteien versucht, das Beste für ihren Verein zu erreichen.

...Daichi Kamada: Wie so oft im Fußball ist nun auch bei ihm der Knoten geplatzt. Daichi hatte in vielen Spielen zuvor das Pech an den Schuhen kleben, auch gegen Freiburg hatte vor seinem Tor Chancen auf dem Fuß. Die Tore in der vergangenen Woche hat er sich nun verdient, weil er uns fußballerisch weiterbringt. André Silva hat seinerseits einen Lauf. Ich würde mich freuen, wenn sie morgen wieder treffen würden. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Bas Dost das Siegtor vorbereitet hat. Er wird immer eine Option bleiben, morgen wie am Samstag.

...die Entwicklung seit der Coronapause: Wie ich zuletzt angemerkt hatte, wollten wir uns nach dem Auftakt gegen Gladbach stetig steigern. Das ist uns kontinuierlich gelungen. In Wolfsburg haben wir nur ein Gegentor zugelassen, was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass wir die Partie gegen einen starken Gegner angenommen haben und jeder für den anderen gefightet hat. Dadurch erhält man das Gefühl, ein Spiel gewinnen zu können. Aggressivität, Zweikampfstärke und Geschlossenheit waren der Schlüssel zum Sieg. Darauf wird es auch morgen wieder ankommen. Zugleich müssen wir trotz der Bedeutung kühlen Kopf bewahren.

...Mijat Gacinovic: Mijat hat es gegen Wolfsburg sensationell gut gemacht. Er hatte die Aufgabe, Arnold aus dem Spiel zu nehmen, was ihm sehr gut gelungen ist. Auch war er gegen den Ball immer ein Unruheherd, immer giftig. Er ist ein richtiger Pressingspieler mit einem guten Gefühl für den Moment, Geschwindigkeit und starkem Umschaltverhalten. Ich würde mir wünschen, dass er seinen Einsatz auch in Tore ummünzen kann. Mijat ist seit fünf Jahren in diesem Verein und ein sehr wichtiger Spieler für uns.

Bremen ist nicht mehr die Mannschaft von vor der Coronapause.

...drohende Sperren: Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen und werde mit Blick auf das Spiel in Mainz nicht taktieren, zumal wir personell breit aufgestellt sind. Dafür ist die Bedeutung morgen zu groß.

...Emotionen: Die Zuschauer sind immer ein beflügelnder Faktor, speziell in Frankfurt. Dieser fällt aktuell weg. Trotz alledem habe ich den Eindruck, dass sich alle Mannschaften seit dem Neustart besser auf die Geschehnisse auf dem Rasen konzentrieren können und die Situation annehmen. Das Spiel mit Zuschauern wird aber nie zu ersetzen sein.

...den SV Werder Bremen: Sie haben die vergangenen drei Spiele kein Gegentor zugelassen, davon zwei Mal 1:0 gewonnen, jeweils durch einen Distanztreffer von Bittencourt. Sie verteidigen geschlossener und lassen den Ball besser laufen, was zu mehr Stabilität geführt hat. Bremen ist nicht mehr die Mannschaft von vor der Coronapause. Ich habe von den eventuellen Ausfällen von Bittencourt und Rashica mitbekommen, halte das aber für einen Bluff und erwarte beide morgen in der Startelf.

...den Fitnesszustand: Die Mannschaft ist einem sehr guten Zustand. Wichtig ist, dass wir außer Paciencia und Fernandes keine Verletzten haben. Wir konnten auch in Wolfsburg über 90 Minuten marschieren, das haben die Laufdaten gezeigt. Die zusätzlichen Wechseloptionen helfen natürlich dabei, neue Impulse von draußen zu bringen und taktisch reagieren zu können. Das trifft aber ncht nur für uns zu, sondern auf alle Vereine.

...die eigene Herangehensweise: Bei zu viel Passivität kommen unsere Stärken nicht zur Geltung, zumal der Gegner dann umgekehrt mehr Sicherheit erhält. Deshalb möchten wir aktiv bleiben, das muss auch nicht immer in der gegnerischen Hälfte sein. Dahingehend haben wir es von Spiel zu Spiel besser gemacht. Wir werden uns nicht verstecken, müssen aber zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung treffen – offensiv wie defensiv.