11.01.2021
DFB-Pokal

„Die richtige Mischung finden“

Adi Hütter beschwört die eigenen Stärken, ist sich aber auch derer von Bayer 04 Leverkusen bewusst. Auf der Pressekonferenz erklärt der Cheftrainer, wie dieser Spagat gelingen soll.

Adi Hütter über...

...die Ausgangslage am Dienstag: Es ist ein einziges Spiel, in dem beide weiterkommen möchten. Der Wettbewerb liegt Frankfurt, auf der anderen Seite ist Leverkusen nach drei Spielen hintereinander ohne Sieg unter Zugzwang und wird ebenfalls alles daransetzen, weiterzukommen. In der Meisterschaft haben wir uns in den Vorjahren in Leverkusen schlecht präsentiert, speziell beim 1:6 vor zwei Jahren, als wir zwischen den internationalen Aufgaben platt waren. Wenn Bayer Räume erhält, wird es unangenehm. Wir müssen dabei die richtige Mischung finden zwischen mutiger Offensive und kompakter Defensive, also so zu spielen wie wir können und möchten und zugleich die Stärken des Gegners zu unterbinden. In den vergangenen drei Spielen nur ein Gegentor kassiert zu haben, gibt uns zusätzlich Mut. Es wird ein interessantes, packendes Spiel.

...die Sperre von Filip Kostic: Die Situation verlangt es, dass wir entweder versuchen, ihn eins zu eins zu ersetzen, oder den Gegner mit einer Systemumstellung überraschen. Ich werde mir zwei Tage nach dem Spiel in Mainz den aktuellen Zustand der Mannschaft anschauen und am Dienstag entscheiden, wie wir spielen werden. Es ist schon heftig, wenn man bedenkt, dass Filip noch zwei Spiele absitzen muss. Auf der anderen Seite war es damals ein unangenehmes Foul an Ömer Toprak. Auch wenn es schlimm aussah: Wer Filip kennt, weiß, dass er nicht in der Lage ist, jemandem absichtlich weh zu tun.

Wir haben jetzt eine Englische Woche nach der nächsten und befinden uns in einer wichtigen Phase, in der wir uns tabellarisch in eine Region bewegen können, wo wir hinmöchten.

Cheftrainer Adi Hütter

...Titelhoffnungen: Natürlich ist es etwas Besonderes, Titel zu holen. 2019 waren wir in der Europa League nah am Finale dran, 2020 haben wir im Halbfinale bei den Bayern ein Hammerlos erwischt. Wir werden auch diesmal versuchen, so weit wie möglich zu kommen, wenngleich es für Eintracht Frankfurt nie einfach ist, einen Titel zu gewinnen, auch wenn der Weg im Pokal der kürzeste ist. Mit Leverkusen haben wir ein schweres Los erwischt, deswegen müssen wir unsere Form bestätigen und ein gutes Spiel abliefern.

...das 3-4-2-1-System: Ich habe das nicht erfunden, sondern sehe mir unsere Personalsituation an und überlege, was am besten zu uns passt. Zuvor lag viel Last auf den Schultern von Daichi Kamada, was spielerische Akzente anging. Mit Amin Younes haben wir einen Spieler hinzugewonnen, der körperlich nun in einem besseren Zustand ist, zudem hat sich Aymen Barkok entwickelt. Auch der Abgang von Bas Dost spielt mit rein, dass wir mit einer Spitze und zwei kreativen und spielerisch starken Zehnern agieren. Das tut uns gut. Für den Gegner ist diese Anordnung nicht einfach, wenn ein Stürmer wie André Silva zwei Innenverteidiger binden kann und dahinter viele Spieler in der Mitte gut miteinander harmonieren.

...das offensive Mittelfeld: Am Ende geht es wie bei Aymen Barkok immer um eine Entwicklung. Dazu gehört auch, zu lernen, dass man mal auf der Bank sitzt, selbst wenn man auf Wolke sieben schwebt. Ich habe mit Aymen, Amin und Daichi gemeinsam gesprochen und ihnen gesagt, dass wir mit ihnen drei gute Spieler für zwei Positionen und viele Partien haben, weshalb jeder viel Spielzeit erhalten wird. Daichi hat es zuletzt gut gemacht. Auch er hat vor der Winterpause zwei Mal auf der Bank Platz nehmen müssen. Lassen wir uns für morgen überraschen.

Solche Entscheidungen sind für beide Seiten nicht einfach, gehören aber zu unserem Job. Das hat etwas mit Professionalität zu tun.

Cheftrainer Adi Hütter

...seine Personalführung: Konkurrenzkampf tut grundsätzlich gut. Es kommt immer darauf an, wie eine Mannschaft das aufnimmt, was ehrliche Kommunikation voraussetzt. Das finde ich besser, als die Jungs einfach zu streichen. Als ich kürzlich Timmy Chandler gesagt habe, dass er nicht im Kader sein würde, hat er Verständnis gezeigt und geantwortet: „Trainer, ich weiß, wie schwierig Ihr Job ist.“ Solche Entscheidungen sind für beide Seiten nicht einfach, gehören aber zu unserem Job. Das hat etwas mit Professionalität zu tun.

...die körperliche Belastung: Auf der einen Seite bin ich froh, dass alle in einem körperlich guten Zustand sind. Erik Durm ist physisch wahrscheinlich unser bester Spieler, er ist hinsichtlich Lauf- und Geschwindigkeitswerten ganz weit vorne. Irgendwann wird er sicher auch er eine Pause benötigen. Grundsätzlich sind hier auch die Spieler gefragt, die zwar immer spielen wollen, aber auch ehrlich sein müssen, wenn sie eine Pause benötigen. Wir haben jetzt eine Englische Woche nach der nächsten und befinden uns in einer wichtigen Phase, in der wir uns tabellarisch in eine Region bewegen können, wo wir hinmöchten. Ich bin froh, aus dem Vollen schöpfen zu können und hoffe, gemeinsam mit den Spielern die richtigen Entscheidungen zu treffen.