01.06.2019
Historie

„Ein besonderes Tor“

Fritz Becker gehörte bereits als 19-Jähriger der ersten deutschen Nationalmannschaft an. Hier spricht sein Enkel Jochen über die noch heute bestehende Verbindung zur Eintracht.

Jochen, würdest du dich unseren Lesern bitte einmal kurz vorstellen?
Ich bin der Enkel von Fritz Becker, der langjähriger Fußballspieler der Eintracht war und 1908 das erste Tor der Länderspielhistorie des Deutschen Fußball-Bundes in der Schweiz geschossen hat.

Warum befinden wir uns am Frankfurter Hauptbahnhof?
Hier am Frankfurter Hauptbahnhof war der Bahnsteig, der 1908 zum Anlaufpunkt vor dem ersten Länderspiel wurde. Es gab zu dieser Zeit noch keinen großen DFB-Bus oder ähnliches, alle sind einzeln aus allen Teilen der Republik mit der Bahn nach Basel angereist. Vor diesem Hintergrund sitzen wir heute hier.

Was weißt du über die Länderspielnominierung deines Großvaters?
Er wurde recht kurzfristig zum ersten Länderspiel nominiert, hatte sein Ticket noch nicht und wusste auch nicht, woher er es bekommen würde, bis ein dubioser Mann es ihm überreichte. Im Gepäck hatte er einen geliehenen Smoking, weil dieser für das Bankett des ersten Länderspiels angesagt war und er als 19-Jähriger natürlich noch keinen eigenen besaß. Beim Bankett hat er diesen noch fürchterlich versaut, aber das ist eine andere Geschichte. (schmunzelt)

Welchen Stellenwert hatten die zwei Tore deines Großvaters?
Das war das allererste Tor in der deutschen Länderspielgeschichte. Er hatte an diesem Spieltag zwei geschossen, nichtsdestotrotz ging das Spiel 3:5 verloren, aber es ist ein sehr besonderes Tor, weil es in jeder Historie und in jeder Chronik erwähnt wird.

Wie verlief die Karriere deines Großvaters nach seinen zwei Treffern?
Er hat sich anschließend leider das Schien- und Wadenbein gebrochen, weshalb er viele, viele Jahre nicht mehr gespielt hat.

Sprechen wir noch über dich: Was verbindet dich mit Eintracht Frankfurt?
Es ist einfach toll, Mitglied in dieser Eintracht Familie sein zu dürfen. Ich habe natürlich nichts dazu beigetragen, dass mein Opa 1908 den Ball ins Tor geschossen hat, aber es zeigt ein bisschen die tiefe Verwurzlung mit der Eintracht und das kriegt man bei mir nicht mehr raus. Damals hatte ich als Fußballer ein Angebot von Kickers Offenbach und vom FSV Frankfurt, aber das konnte ich natürlich nicht annehmen, weil sie in der zweiten Liga spielten. Meine Oma hätte mich nicht mehr bekocht, meine Mutter hätte mich sicherlich erschlagen und mein Vater enterbt. Das waren alle drei verdammt dämliche Alternativen, insofern bin ich dann da geblieben, wo ich gespielt habe.