18.02.2021
Bundesliga

Künstler mit gelegentlichen Pausen

Der FC Bayern grüßt wenig überraschend von der Tabellenspitze, scheint in dieser Saison trotz Triple-Double aber nicht unverwundbar zu sein.

Situation: Auf dem Gipfel und noch weiter

In der vergangenen Woche durfte der FC Bayern den Gewinn der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft feiern, am Montag kam der Tabellenführer in der Liga nicht über ein 3:3 gegen Aufsteiger DSC Arminia Bielefeld hinaus. An der Dominanz des Rekordmeisters im Oberhaus ändert das allerdings wenig. Mit 49 Punkten liegen die Bayern wenig überraschend an der Tabellenspitze und haben fünf Zähler Vorsprung auf den aktuellen Zweiten aus Leipzig. 2021 holte der FCB 19 von 24 möglichen Punkten, einzig die Eintracht konnte in diesem Zeitraum mehr Zähler einfahren (22). Am 15. Spieltag musste der Titelverteidiger eine 2:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach einstecken, jüngst gab es das 3:3 gegen Bielefeld. Die restlichen sechs Partien endeten allesamt siegreich. Am kommenden Dienstag trifft der amtierende Champions-League-Gewinner im Achtelfinale der Königsklasse auf S.S. Lazio, international haben die Münchner nach ihrer souveränen Gruppenphase weiterhin die Chance auf den nächsten kontinentalen Triumph. Den DFB-Pokal werden die Bayern in diesem Jahr allerdings nicht verteidigen können, nachdem sie durch die unerwartete Niederlage im Elfmeterschießen bei Holstein Kiel erstmals seit 20 Jahren in der Zweiten Runde des deutschen Pokalwettbewerbs ausgeschieden sind.

Trainer: Mehr Titel als Niederlagen

Hans-Dieter Flick übernahm den Cheftrainerposten beim Rekordmeister im November 2019 vom ehemaligen Eintracht-Coach Niko Kovac. Seit Amtsantritt holte der 55-Jährige im Schnitt 2,61 Punkte und gewann mit seiner Mannschaft mehr Titel (sechs) als er Niederlagen einstecken musste (fünf). In der vergangenen Spielzeit gelang es dem deutschen Fußballlehrer mit seiner Mannschaft, jedes einzelne Champions-League-Spiel zu gewinnen.

Seine aktive Karriere startete der ehemalige Mittelfeldakteur 1982 beim SV Sandhausen, ehe er zwischen 1985 und 1990 bei den Bayern unter Vertrag stand und mehr als 100 Spiele absolvierte. Zur Saison 1996/97 trat Flick beim damaligen Oberligisten FC Bammental seinen ersten Trainerjob an, bevor er von 2000 an fünf Jahre bei der TSG Hoffenheim als Chefcoach unter Vertrag stand. Im Anschluss besetzte er jeweils den Assistenztrainerposten neben Giovanni Trapattoni (Salzburg), Joachim Löw (Deutsche Nationalmannschaft) und später Niko Kovac (FC Bayern). Zwischenzeitlich war er Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund.

Taktiktafel: Offensiv exzellent, defensiv verwundbar

In dem von Flick bevorzugten 4-2-3-1-System mit Zielspieler Robert Lewandowski als einziger Spitze ist der FCB jederzeit in der Lage, die Tormaschine anzuwerfen – in dieser Saison blieben die Bayern nie ohne Treffer und netzten in 21 Partien bereits 61 Mal. Dennoch zeigt sich der Tabellenführer in der aktuellen Spielzeit defensiv ungewohnt anfällig: Während die Münchner in den 24 Ligapartien unter Coach Flick in der vergangenen Saison 16 Gegentore hinnehmen mussten, sind es nach aktuell 21 Partien 29. Flick legt großen Wert auf aggressives und hohes Pressing, das die Münchner in der vergangenen Saison überaus erfolgreich praktiziert haben. Aktuell verteidigt der Rekordmeister aber nicht immer so kompakt wie gewohnt und bietet den Gegnern so vor allem mit langen Bällen hinter die Abwehrreihe viele Chancen im Umschaltspiel. In der Folge war etwa beim Arbeitssieg bei Hertha BSC zu beobachten, dass die Außenverteidiger und mindestens einer der defensiven Mittelfeldspieler längst nicht so ungehemmt nach vorne marschierten und in erster Linie auf Kontersicherung aus waren.

FC Bayern München 2020/21
Kompakt15 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen, 61:29 Tore, 49 Punkte, Tabellenplatz 1
FormkurveS-S-S-S-U
TorschützenLewandowski (25), Müller (10), Gnabry (5), Sané (4), Coman (3), Musiala (3), Alaba (2), Goretzka (2), Kimmich (2), Boateng (1), Davies (1), Douglas Costa (1), Süle (1), Tolisso (1)

In diesem Zusammenhang gilt es zu berücksichtigen, dass in der Viererkette zuletzt nie dieselben Akteure aufliefen. Jüngst vertraute Flick auf Alphonso Davies, Lucas Hernández, Niklas Süle und Bouna Sarr, David Alaba und Corentin Tolisso bildeten die Doppelsechs. Am Samstag wird der Trainer des FCB voraussichtlich wieder rotieren, Joshua Kimmich könnte in die Startaufstellung zurückkehren. In der offensiven Dreierreihe hinter Lewandowski liefen gegen Bielefeld Kingsley Coman, Eric Maxim Choupo-Moting und Leroy Sané auf, auch weil den Bayern derzeit mit Leon Goretzka (Wadenprobleme), Thomas Müller (positiver COVID-19-Befund) und Serge Gnabry (Muskelfaserriss) drei Leistungsträger nicht zur Verfügung stehen.

Spieler im Fokus: Kingsley Coman

Der flinke Offensivakteur wechselte im Sommer 2015 zunächst auf Leihbasis, zwei Jahre später fest von Juventus Turin zu den Bayern und wird von Saison zu Saison wertvoller im Spiel des Rekordmeisters. „Ich bin sehr erwachsen geworden. Ich denke, ich erlebe meine beste Zeit, kenne meinen Körper gut. Der nächste Schritt ist, ein Topspieler auf meiner Position zu werden“, sagte der Franzose im Interview mit Téléfoot. Coman ist sowohl auf der linken als auch auf der rechten Außenbahn einsetzbar und kommt nach 185 Pflichtspielen für den Rekordmeister auf 39 Tore und 46 Vorlagen. In dieser Saison stand der 24-Jährige in 17 von 21 Ligaspielen auf dem Platz, beim 1:0-Erfolg in Berlin bescherte er seiner Mannschaft mit seinem Treffer jüngst ebenso den Sieg wie im Finale der UEFA Champions League gegen seinen Ausbildungsklub Paris Saint-Germain.

Überhaupt hat der gebürtige Pariser wesentlich an Zielstrebigkeit zugelegt, trifft in Tornähe immer klarere Entscheidungen und paart dies mit zuverlässiger Defensivarbeit. Eine Kombination, die Flick während der Hinrunde zu der Einschätzung kommen ließ, dass Coman von den vier nominellen Flügelspielern den komplexen Anforderungen am meisten gerecht werde. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 35,68 Stundenkilometern ist der Franzose zudem der zweitschnellste Spieler der Liga – nur Teamkollege Davies ist noch schneller. In dieser Saison traf der französische Nationalspieler drei Mal und bereitete neun Tore vor, zudem gewinnt Coman 57 Prozent seiner Dribblings.

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