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KosticKosticKosticKostic

Mittelfeld
10
Filip Kostic

Nationalität:
Serbien
Geburtstag:
01.11.1992
Größe:
1.84m
Adlerträger seit:
30.06.2019

Statistik

  • Einsätze
    2
  • Startelf
    2
  • Einwechslungen
    0
  • Auswechslungen
    1
  • Gespielte Zeit
    164'
  • Scorer
    1
  • Tore
    0
  • Vorlagen
    1
  • Zweikämpfe
    16
  • gewonnen
    9
  • verloren
    7
  • Karten
    1
  • Gelb
    1
  • Gelb-Rot
    0
  • Rot
    0
  • Tore
    0
  • links
    0
  • rechts
    0
  • Kopf
    0
  • Torvorlagen
    1
  • Erfolgreiche Pässe
    70
  • kurz
    48
  • lang
    2
  • Ballkontakte
    125

Linke Haken zur rechten Zeit

Filip Kostic eine Entwicklung von Null auf 100 anzurechnen wäre untertrieben. Er startete aus vielerlei Sicht fast im Minusbereich. Mittlerweile besitzt er gefühlt einen Kredit auf Lebenszeit. Eine Geschichte über Vorurteile, Freundschaft und Pferde.

Als Filip Kostic im August in Frankfurt landete, steuerte er sehenden Auges einer spätsommerlichen Schlechtwetterfront über dem Stadtwald entgegen: Das Rückgrat der Vorsaison verabschiedet, im Supercup chancenlos baden gegangen und eine Woche später als amtierender Champion aus der ersten Runde des DFB-Pokals geflogen, als die Spatzen des Viertligisten SSV Ulm den Adlern die Flügel stutzten.

Als ob der Kader sportlich gesehen auf den Flügelpositionen nicht ohnehin schon notdürftig aufgestellt schien. Fragen über Fragen also, die Verpflichtung Kostics sollte eine von vielen Antworten liefern. Warf aber im Umfeld zunächst noch mehr Fragen auf: Der vom Hamburger SV? Waren die mit ihm nicht erst abgestiegen? Und zwei Jahre zuvor – hatte den Hoffnungsträger mit dem VfB Stuttgart nicht dasselbe Schicksal ereilt? Die Weisheit mit den drei guten Dingen… Überhaupt: hatte die Eintracht mit dem sechsmaligen Absteiger Andreas Köpke nicht schon mal so einen Clou gelandet? Der Rest ist, wie sagt man so schön, Geschichte.

Alte Bekannte und neue Facetten

Weil am Ende diejenigen Recht behalten sollten, die die Stärken des Serben am besten einschätzen konnten. Und bis heute ihre Erwartungen weniger erfüllt als vielmehr übertroffen sehen dürfen. An der Spitze Sportvorstand Fredi Bobic, der Kostic gemeinsam mit Kaderplaner Ben Manga bereits 2014 zum VfB Stuttgart gelotst hatte und sich vier Jahre später an die Fähigkeiten seines prädestinierten Linksaußen erinnerte: „Er ist technisch stark und mit einer enormen Schnelligkeit ausgestattet. Unsere Flexibilität wird sich durch Filip erheblich steigern.“ Sportdirektor Bruno Hübner schlug seinerzeit in dieselbe Kerbe: „Mit Filip Kostic bekommen wir genau den Spielertyp, den wir für unser Spiel brauchen. Wir sind überzeugt davon, dass er uns schon bald helfen kann.“ Der Neue ergänzte mit einer Mischung aus Pflichtbewusstsein und Optimismus: „Eintracht Frankfurt ist der richtige Verein für mich.“ Sie alle sollten sich wenige Wochen später bestätigt und getäuscht zugleich sehen.

Bestätigt, weil der schon länger als Flankenkönig bekannte 26-Jährige so viele Hereingaben fabrizierte wie kein andere Bundesligaspieler. Getäuscht, weil der Außenstürmer, dem der Ruf vorauseilte, keinen Rückwärtsgang zu kennen, am Main gewissermaßen eine Art Reinkarnation erfuhr. Nachdem auch in der Bundesliga das von Cheftrainer Adi Hütter präferierte 4-4-2-System selbst mit Kostic im linken offensiven Mittelfeld nicht wunschgemäß funktionierte, ließ der Österreicher im Hinspiel 2018 gegen Leipzig erstmals mit einer Fünferabwehrkette agieren. Und da die etatmäßigen Linksverteidiger gesperrt ausfielen, fiel die Aufgabe, die linke Außenbahn zu sichern, Kostic zu. Ausgerechnet. Kollektiv war das 1:1 der Aufbruch zu neuen Ufern. Individuell hätte die Punkteteilung für die Nummer Zehn trotz eigentlich tadelloser Leistung kaum unglücklicher verlaufen können: Erst den Handelfmeter zum Ausgleich verursacht, später einen regulären Treffer wegen falscher Abseitsentscheidung aberkannt bekommen.

Zwischen Not und Näschen

Doch der Schlüssel war gefunden, eine Idee geboren. Für die Mannschaft, für den Trainer. Für Kostic. Das neue, an die Vorsaison angelehnte, aber wesentlich mutiger angewandte System blieb mit wenigen Ausnahmen unangetastet, das Laufwunder gesetzt. Seit dem zweiten Spieltag stand Kostic immer in der Startelf, avancierte wie sein Pendant Danny da Costa auf rechts zum flügelstürmen Außenverteidiger, was auch bald außerhalb der Mainmetropole nicht unkommentiert blieb.

„Kostic, die Pappnase, wie der jetzt nach hinten arbeitet...“, rieb sich etwa Heribert Bruchhagen, der Kostic noch aus Hamburger Tagen kannte, bewundernd die Augen. Das größte Lob kam aber vom unmittelbaren Vorgesetzten, als es viele am wenigsten erwartet hätten. Nach dem 1:2 gegen Wolfsburg, der ersten Niederlage nach elf ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge, hob Hütter, wohl wissend, wer seine taktischen Theorien konstant in die Praxis umsetzt, die Leistung des Umgeschulten hervor: „Filip hat es überragend gemacht.“ Der Gehuldigte weiß, bei wem er sich zu bedanken hat: „Adi ist ein toller Trainer, ein toller Mensch und ein sehr guter Psychologe.“ Insofern bleibt es hypothetisch, inwiefern die Gewissheit, als alleiniger Außenbahnakteur sich selbst die einzige Absicherung zu sein, zur Blitz-Metamorphose des Nationalspielers beigetragen hat. Hatte der Österreicher genau diesen Effekt provozieren wollen, wäre es ein mentaler Meisterkniff. Aber das müssen bleibt dessen Geheimnis.

Zumal die Offensivqualitäten des antrittsstarken Tempodribblers nicht unter den taktischen Pflichten leiden. Ganz im Gegenteil. In Phasen mit ausreichend grüner Wiese vor sich findet der Überflieger für seine fließbandartigen Flugbälle in Frankfurt endlich fachmännische Verwerter vor, auch wenn die eigenen Knipsergene nicht mit seinen Servicefertigkeiten mithalten können. „Auf der einen Seite basiert unsere Stärke auf Zusammenhalt. Auf der anderen Seite haben wir aber auch starke Individualisten“, veranschaulicht Kostic die fruchtbare Symbiose, die er wie nur wenige verkörpert. Die eigene nackte Statistik weist nach dem Rückspiel gegen Leipzig, mit dem quasi die fiktive Rückrunde des „neuen Kostic“ startete, eine immer weiter steigende Zahl an Toren und Assists aus. Die moderne Interpretation des „Wingback“ – als stürmische Steigerung des „Fullback“ – erinnert mit etwas Fantasie an ein Fabelwesen wie den Zentaur. Halb Mensch, halb Pferd, die Merkmale beider Geschöpfe vereint. Wen‘s wundert: Filip respektive Philipp bedeutet nichts anderes als „Pferdefreund“. Seiner mythologischen Bestimmung entsprechend grast der Linksfuß unablässig seinen Seitenstreifen im Stile eines robusten bosnischen Gebirgspferdes ab: ausdauernd, trittsicher und nervenstark. Pferdelunge neu apostrophiert. Noch Fragen? 

Die nach der Kaufoption haben die Verantwortlichen mittlerweile beantwortet und die ursprünglich bis 2020 laufende Leihe ein Jahr eher in eine feste Verpflichtung verwandelt.