Ohne Wenn und Aber
Es ist bei gefühlt jedem zweiten Toptorhüter der Klassiker: Der Feldspieler, der in der Jugend irgendwann zufällig aus Personalnot oder Neugier zwischen den Pfosten stand und aus der Not seinen Broterwerb machte. Bei Stefan Ilsanker lief es umgekehrt.
Denn zunächst schienen dem heute 1,90-Meter-Klotz die Torwarthandschuhe förmlich in die Wiege gelegt. Denn Vater Herbert galt und gilt bis heute als Freund und Vorbild, menschlich wie sportlich. Vater und Sohn verbrachten bis zu Herberts Karriereende 2001 im selben Klub, erst in der Heimat Hallein bei Salzburg, ab 1998 nur unweit Frankfurts: beim 1. FSV Mainz 05, bei dem Herbert nach drei Jahren seine Karriere ausklingen ließ. Für die Familie ging es zurück nach Österreich. Stefan kam bei Austria Salzburg unter, aus dem 2005 der FC Salzburg hervorging. Dann schlug das Schicksal zu, die Schulter machte zu schaffen, Ilsanker half gezwungenermaßen im Feld aus und überzeugte die Jugendtrainer so sehr, dass er nicht nur bei den Juniors kaum mehr aus dem defensiven Mittelfeld wegzudenken war, sondern auch in den U-Nationalmannschaften Österreichs.
Für den endgültigen Durchbruch im Herrenbereich der Bullen bedurfte es noch eines zweijährigen Umwegs über den SV Mattersburg zwischen 2010 und 2012, ehe nach der Rückkehr in die Mozartstadt der Karriereknoten platzte - mit dem österreichischen Double 2014 und dessen Verteidigung 2015 als Krönung. Coach beim zweiten Streich: Adi Hütter, der Ilsanker schon länger bekannt war. „Ich habe nicht nur unter ihm, sondern auch mit ihm gespielt“, verweist der Organisator gegenüber EintrachtTV darauf, als Teenager in der zweiten Mannschaft an der Seite des einstmaligen Spielmachers und heutigen Eintracht-Trainers gewirkt zu haben.
Vielseitig auf und neben dem Platz
Parallel debütierte der Defensivallrounder am 5. März 2014 für die A-Nationalmannschaft, mit der er sich nach insgesamt 42 Länderspielen in diesem Jahr für die Europameisterschaft qualifizierte. Um die Chance auf die Teilnahme für die Kontinentalkämpfe im Sommer zu wahren, schien ein Verbleib in Leipzig nicht zielführend. Dort marschierte „Ilse“ von 2015 bis heute in 131 Pflichtspielen von der Zweiten Liga bis zur Herbstmeisterschaft in der Bundesliga. Zunächst auf der Sechs, immer öfter aber auch in der Innenverteidigung, für die sich der Modellathlet dank Zweikampf- und Kopfballstärke nicht weniger eignet, wahlweise in der Dreier- oder Viererkette. „Stefan verhilft uns zu mehr Flexibilität“, ist auch Sportvorstand Fredi Bobic überzeugt.
Gemäß Körpergröße, Sprungkraft und Dynamik würde Ilsanker sicher auch im Handball keine schlechte Figur abgeben. Kaum verwunderlich, dass die Kämpfernatur mit Handballnationalspieler Philipp Weber befreundet ist. Vielseitig ist der Anhänger der Carolina Panthers also nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Was auch auf die Trainingslehre zutrifft. So schwört Eintrachts neue Nummer drei nämlich auf Mentaltraining, auch um sich von Fehlern nicht aus dem Rhythmus bringen zu lassen. Auf dem Platz gebe es schon genug zu tun, da könne er sich nicht noch mit eigenen Ärgernissen aufhalten, tat er einmal sinngemäß kund.
Für Aberglauben wiederum hat der glühende Guns n’ Roses-Fan weniger übrig, weshalb auch seine bisherige Rückennummer 13 nicht gerade Pech gebracht hat. Selbst wenn Ilsanker in diesem Spieljahr überschaubare sieben Partien für die Bullen absolviert hat, endeten doch alle Begegnungen siegreich. Gemäß: Entscheidend is auf'm Platz… Und ab sofort im Stadtwald.